Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI
Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI
Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
164 Spezielle Krankheiten Norovirus-Gastroenteritis<br />
Schwellung des Beines gekommen, die durch operative<br />
Faszienspaltung und antibiotische Therapie<br />
erfolgreich behandelt wurde.<br />
Seit Dezember 2009 kam es in Großbritannien<br />
zu insgesamt 52 Milzbrandfällen unter Heroinkonsumenten.<br />
Ein Vergleich der Erregerstämme<br />
britischer und deutscher Fälle ergab identische<br />
Sequenzen für alle untersuchten Genloci. Es kann<br />
daher von einer gemeinsamen Quelle des Erregers<br />
(vermutlich kontaminiertes Heroin) ausgegangen<br />
werden.<br />
Vor 2009 war der letzte Fall von Milzbrand in<br />
Deutschland im Jahr 1994 bekannt geworden.<br />
Literaturhinweise<br />
Jallali N, Hettiaratchy S, Gordon AC, Jain A: The surgical management<br />
of injectional anthrax. J Plast Reconstr Aesthet<br />
Surg 2011; 64:276–277.<br />
Parcell BJ, Wilmshurst AD, France AJ, Motta L, Brooks<br />
T, Olver WJ: Injection anthrax causing compartment<br />
syndrome and necrotising fasciitis. J Clin Pathol 2011;<br />
64:95–96.<br />
Bernard H, Faber M, Grunow R, Bochat V, Görg A: Drogenkonsum:<br />
Bacillus anthracis in Heroin? Dtsch Arztebl 2010;<br />
107: A-807/B-703/C-691.<br />
Radun D, Bernard H, Altmann M et al.: Preliminary case report<br />
of fatal anthrax in an injecting drug user in North-<br />
Rhine-Westphalia, Germany, December 2009. Euro<br />
Surveill. 2010. www.eurosurveillance.org/ViewArticle.<br />
aspx?ArticleId = 19464<br />
Ramsay CN, Stirling A, Smith J et al., on behalf of the NHS<br />
GGC, on behalf of the Scottish National Outbreak Control<br />
Teams: An outbreak of infection with Bacillus anthracis<br />
in injecting drug users in Scotland. Euro Surveill 2010;<br />
15:pii = 19465<br />
<strong>RKI</strong>: Ein dritter Fall von Anthrax bei einem i. v. Heroinkonsumenten<br />
in Deutschland. Epid Bull 2010; 49:492.<br />
<strong>RKI</strong>: Kutaner Milzbrand nach intravenösem Heroinabusus.<br />
Epid Bull 2010; 2:15.<br />
6.36 Norovirus-Gastroenteritis<br />
Kurzbeschreibung<br />
Noroviren gehören zur Gruppe der Caliciviren. Sie<br />
sind weltweit verbreitet und für einen Großteil der<br />
nicht bakteriell bedingten ansteckenden Magen-<br />
Darm-Entzündungen bei Kindern und Erwachsenen<br />
verantwortlich. Die Erkrankung erhielt aufgrund<br />
der charakteristischen Symptomatik mit<br />
schwallartigem Erbrechen und des überwiegend<br />
saisonalen Auftretens in den Wintermonaten den<br />
Namen »winter vomiting disease«. Die Übertragung<br />
erfolgt fäkal-oral (z.B. Handkontakt mit kontaminierten<br />
Flächen) oder durch die orale Aufnahme<br />
virushaltiger Tröpfchen, die im Rahmen<br />
des Erbrechens entstehen. Häufi g sind Noroviren<br />
Ursache von Ausbrüchen in Altenheimen, Krankenhäusern<br />
und Gemeinschaftseinrichtungen.<br />
Infektionen können auch über kontaminierte Lebensmittel<br />
erfolgen.<br />
Geänderte Übermittlungsmodalitäten<br />
und geänderte Falldefi nition<br />
Durch die Einführung neuer Übermittlungsmodalitäten<br />
zum September 2009, die es erlaubten,<br />
klinisch-epidemiologisch bestätigte Erkrankungen<br />
aggregiert zu übermitteln, und eine Falldefi nitionsänderung<br />
zum 1. Januar 2011 hat sich die Datengrundlage<br />
für die Surveillance der Norovirus-Gastroenteritis<br />
in Deutschland grundlegend geändert.<br />
Seit 1. Januar 2011 werden ausschließlich labordiagnostisch<br />
gesicherte Norovirus-Infektionen an<br />
das <strong>RKI</strong> übermittelt. Nur die Kategorie labordiagnostisch<br />
bestätigter Erkrankungen erfüllt die Referenzdefi<br />
nition. Die Fall- und damit die Referenzdefinition<br />
schließen klinisch-epidemiologisch<br />
bestätigte Erkrankungen ohne Labornachweis<br />
nicht mehr ein. Folglich werden in den kontinuierlich<br />
veröff entlichten Statistiken des <strong>RKI</strong> (z. B. Wochenstatistik<br />
im Epidemiologischen Bulletin,<br />
SurvStat@<strong>RKI</strong>, <strong>Infektionsepidemiologisches</strong> <strong>Jahrbuch</strong>)<br />
auch nur labordiagnostisch bestätigte Erkrankungen<br />
gezählt. Um eine Vergleichbarkeit der<br />
Daten über die Zeit zu gewährleisten, werden die<br />
aktuelle Fall- und Referenzdefi nition rückwirkend<br />
auch auf die Fälle der Vorjahre angewendet.<br />
Mit der Beschränkung auf die klinisch-labordiagnostisch<br />
bestätigten Erkrankungen, die vor<br />
Änderung der Übermittlungsmodalitäten etwa die<br />
Hälfte aller gemäß der damals gültigen Referenzdefi<br />
nition gezählten Erkrankungen ausmachten,<br />
wird die Fallzahl der aufgetretenen und den Gesundheitsämtern<br />
gemeldeten Norovirus-Erkrankungen<br />
deutlich unterschätzt. Dies wirkt sich auch<br />
auf die Darstellung des zeitlichen Verlaufes, der<br />
geografi schen Verteilung und der Altersverteilung<br />
der Norovirus-Gastroenteritiden aus, da erfahrungsgemäß<br />
der Anteil nicht laborbestätigter Fälle<br />
im Verlauf des Jahres und zwischen den Bundes-