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Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI

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156 Spezielle Krankheiten Masern<br />

nicht näher beschriebene Komplikationen auf.<br />

Masern-assoziierte Todesfälle sind dem <strong>RKI</strong> für<br />

das Jahr 2010 nicht übermittelt worden.<br />

Impfstatus<br />

Ein zuverlässiger Impfschutz wird mit 2 Dosen<br />

eines masernhaltigen Impfstoff s (vorzugsweise<br />

Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps<br />

und Röteln) erreicht. Nach der 2. Dosis entwickeln<br />

in der Regel auch die Personen Immunität, bei denen<br />

aus unterschiedlichen Gründen nach einer<br />

Impfdosis – empfohlen zum Ende des ersten Lebensjahres<br />

– kein Immunschutz aufgebaut wurde.<br />

Um einen möglichst frühen und zuverlässigen<br />

Impfschutz zu erreichen, empfi ehlt die STIKO daher<br />

die 2. Masern-(Mumps-Röteln-)Impfung mit<br />

einem Mindestabstand von 4 Wochen zur Erstimpfung<br />

ab dem 15. und bis zum 23. Lebensmonat.<br />

Kinder sollten vor ihrem 2. Geburtstag somit zweimal<br />

geimpft worden sein. Die Ständige Impfkommission<br />

hat im Jahr 2010 zudem Empfehlungen<br />

zur Masernimpfung bei Erwachsenen ausgesprochen<br />

(s. STIKO-Empfehlungen). Als Grundsatz<br />

gilt, dass nur dokumentierte Impfungen (z. B. Eintrag<br />

im Impfpass) zählen und bewertbar sind.<br />

Von den 780 Erkrankten wurden 54 als geimpft<br />

und 695 als ungeimpft übermittelt; bei<br />

31 Erkrankten war der Impfstatus unbekannt<br />

(s. Abb. 6.33.5). Bei 34 der 54 geimpften Fälle lagen<br />

ausreichende Angaben zur weiteren Bewertung<br />

des Impfstatus vor. 24 Erkrankte wurden einmal<br />

geimpft, 10 Erkrankte zweimal. Bei 10 Patienten<br />

mit einmaliger Impfung, die mehr als 21 Tage,<br />

überwiegend Jahre, zurücklag, kann ein unzureichender<br />

Impfschutz angenommen werden. Von<br />

diesen waren 6 älter als 20 Jahre. Bei 14 von den 24<br />

einmalig Geimpften stand die Impfung in einem<br />

zeitlichen Zusammenhang zur Erkrankung, was<br />

für Kontrollmaßnahmen zur Verhinderung von<br />

weiteren Fällen spricht (postexpositionelle Impfung).<br />

Bei einem der zweimalig geimpften Fälle<br />

wurde eine zweite Impfung kurz vor Erkrankungsbeginn<br />

verabreicht. Auch hier ist ein unzureichender<br />

Impfschutz nach einmalig erfolgter Impfung<br />

anzunehmen. Nach zweimaliger, also vollständiger<br />

Impfung wurden bei 9 Erkrankten wahrscheinliche<br />

Impfdurchbrüche dokumentiert.<br />

Von diesen war in 4 Fällen die Maserndiagnose<br />

nicht durch einen Labornachweis gesichert. Um<br />

Masernerkrankungen trotz Impfung sicher fest-<br />

stellen zu können, muss bei allen geimpften Patienten,<br />

die die klinische Falldefi nition für Masern<br />

erfüllen, die Erkrankung labordiagnostisch gesichert<br />

werden. Bei nur klinisch bestätigten Fällen<br />

ohne Labornachweis bleibt die Maserndiagnose<br />

unsicher.<br />

Ausbrüche<br />

Es wurden 71 Ausbrüche mit jeweils weniger als 5<br />

Fällen (2009: 27) und 17 Ausbrüche mit jeweils<br />

mindestens 5 Fällen (2009: 12) aus insgesamt 12<br />

Bundesländern übermittelt. Die meisten Ausbrüche<br />

kamen in Bayern (n = 24), Baden-Württemberg<br />

(n = 20) und in Nordrhein-Westfalen (n = 15) vor.<br />

Fünf Ausbrüche in Bayern und jeweils 3 in Baden-<br />

Württemberg und Nordrhein-Westfalen wiesen 5<br />

oder mehr Fälle mit maximal 46 bzw. 33 und 41<br />

übermittelten Fällen auf. Der größte Ausbruch ereignete<br />

sich Anfang des Jahres 2010 unter Schülern<br />

einer Waldorfschule aus Berlin und Brandenburg<br />

mit insgesamt 62 Fällen. Der Indexpatient<br />

war nicht geimpft und hatte die Masern höchstwahrscheinlich<br />

in Indien erworben.<br />

In München kam es zu einem Ausbruch unter<br />

bulgarischen Roma. Der Indexfall hatte die Infektion<br />

wahrscheinlich in Bulgarien erworben, wo es<br />

seit 2009 und insbesondere im Jahr 2010 zu einem<br />

massiven Anstieg von Fällen unter Roma mit<br />

insgesamt mehr als 24.000 Fällen und 24 Todesfällen<br />

gekommen war. Aus Frankreich, wo im Jahr<br />

2010 über 5.000 Fälle registriert worden waren,<br />

wurden Masernfälle zum Beispiel nach Baden-<br />

Württemberg und Nordrhein-Westfalen importiert.<br />

Einige Fälle hatten sich bei einer internationalen<br />

Veranstaltung in Taizé, Frankreich,<br />

angesteckt.<br />

Datenqualität<br />

Die Angaben zu Impfungen sind oft nicht ausreichend.<br />

Bei 16 von 68 als nur klinisch diagnostiziert<br />

übermittelten Masernfällen fehlten Angaben zu<br />

Masern defi nierenden Symptomen.<br />

Fazit<br />

Regionale Ausbrüche führten auch im Jahr 2010<br />

wieder zu einer Maserninzidenz (knapp unter 1,0<br />

Erkr./100.000 Einw.), die das Ziel der WHO von<br />

< 0,1 Erkr./100.000 Einw. für die Maserneliminierung<br />

um ein Vielfaches übersteigt. Ursache ist

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