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Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI

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212 Spezielle Krankheiten Zusätzliche Krankheiten von aktueller Bedeutung<br />

6.55 Zusätzliche Krankheiten<br />

von aktueller Bedeutung<br />

Clostridium-diffi cile-Infektion, schwerer Verlauf<br />

Kurzbeschreibung<br />

Clostridium (C.) diffi cile ist ein anaerobes sporenbildendes<br />

Bakterium, das ubiquitär in der Umwelt<br />

und auch natürlicherweise im Magen-Darm-Trakt<br />

von Mensch und Tier vorkommen kann. Bei Störungen<br />

des mikrobiellen Gleichgewichtes im<br />

Darm z. B. nach einer Antibiotikatherapie oder einem<br />

darmchirurgischen Eingriff kann es zu einer<br />

unverhältnismäßig starken Vermehrung von<br />

C. diffi cile kommen.<br />

C.-diffi cile-Bakterien haben teilweise die Fähigkeit,<br />

Toxine (Entero- und Zytotoxine) zu produzieren,<br />

die wiederum zu einer Darmentzündung führen<br />

können. Das Spektrum der Symptome reicht<br />

von einer milden Durchfallerkrankung bis hin zu<br />

schweren lebensbedrohlichen Verläufen (sog.<br />

pseudomembranöse Kolitis, toxisches Megakolon),<br />

die einen chirurgischen Eingriff erforderlich machen<br />

können.<br />

Seit 2002 wurde zunächst aus Nordamerika,<br />

dann aus verschiedenen europäischen Ländern von<br />

größeren nosokomialen C.-diffi cile-Ausbrüchen<br />

und einer Zunahme der C.-diffi cile-Infektionen<br />

(CDI) berichtet. Diese wurden mit der Verbreitung<br />

eines bestimmten hypervirulenten C.-diffi cile-PCR-<br />

Ribotyp-027-Stammes (Pulsfeldgelelektrophorese<br />

Typ NAP1, Toxinotyp III) assoziiert.<br />

Meldekriterien<br />

Seit Ende des Jahres 2007 sind schwer verlaufende<br />

CDI vom Arzt gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5a IfSG zu<br />

melden, da sie als bedrohliche Krankheit mit Hinweis<br />

auf eine schwerwiegende Gefahr für die Allgemeinheit<br />

zu werten sind. Für die Einordnung<br />

als Fall werden dabei spezifi sche Meldekriterien<br />

he rangezogen (s. Tab. 6.55.2). Bisher wurde zu<br />

CDI mit schwerem Verlauf keine Falldefi nition<br />

veröff entlicht, jedoch wird analog zur Systematik<br />

der Falldefi nitionen anhand der dargestellten Kriterien<br />

eine Einordnung in Falldefi nitionskategorien<br />

vorgenommen (s. Tab. 6.55.1). Der Kategorie C<br />

(analog der Referenzdefi nition) entsprechen dabei<br />

nur Fälle mit schwerem Verlauf, d.h. Fälle, bei<br />

denen mindestens eines der vier klinischen Meldekriterien<br />

(Rekurrente Infektion, Verlegung auf<br />

Intensivstation, chirurgischer Eingriff , Tod) angegeben<br />

ist.<br />

Die weiteren Auswertungen in den einzelnen<br />

Abschnitten beziehen sich nur auf diese schweren<br />

Verläufe von CDI. Eine Ausnahme ist der Abschnitt<br />

»Nachgewiesene Erreger«, in dem auch<br />

Fälle, die nur das labordiagnostische Meldekriterium<br />

Ribotyp 027 erfüllen, berücksichtigt sind.<br />

Zeitlicher Verlauf<br />

Mit insgesamt 504 Erkrankungen mit schwerem<br />

Verlauf zeigte sich gegenüber den beiden Vorjahren<br />

eine deutliche Zunahme (2008: 377; 2009: 373<br />

Fälle). Eine aus geprägte Saisonalität ist nicht zu<br />

erkennen (s. Abb. 6.55.1).<br />

Tab. 6.55.1:<br />

Übermittelte Clostridium-diffi cile-Infektionen mit schwerem Verlauf nach Kategorie der Falldefi nition,<br />

Deutschland, 2009 und 2010<br />

Kategorie 2009 2010<br />

Anzahl Anteil Anzahl Anteil<br />

klinisch-labordiagnostisch (C) 373 9 % 504 9 %<br />

labordiagnostisch bei nicht erfülltem klinischen Bild (D) 6 0 % 2 0 %<br />

labordiagnostisch bei unbekanntem klinischen Bild (E)* 3.776 91 % 4.997 91 %<br />

alle 4.155 100 % 5.503 100 %<br />

Referenzdefi nition (C) 373 9 % 504 9 %<br />

* Der überwiegende Anteil der Fälle in dieser Kategorie wurde aus dem Bundesland Sachsen gemäß der dortigen Landesverordnung<br />

übermittelt (s. Datenqualität).

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