Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI
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216 Spezielle Krankheiten Zusätzliche Krankheiten von aktueller Bedeutung<br />
multimorbiden älteren Patienten schwierig sein<br />
kann.<br />
Ergebnisse einer Ribotypisierung lagen nur<br />
für einen Teil der Erkrankungen mit schwerem<br />
Verlauf vor. In den Routinelaboren wird häufi g nur<br />
der Toxinnachweis, nicht aber eine kulturelle Anzucht<br />
der Erreger durchgeführt, so dass vielfach<br />
keine Isolate für eine Ribotypisierung zur Verfügung<br />
stehen. Es wäre wünschenswert, wenn die<br />
entsprechenden Verfahren in größerem Umfang<br />
eingesetzt würden.<br />
Fazit<br />
Nach konstanten Erkrankungszahlen in den beiden<br />
Vorjahren zeigte sich im Jahr 2010 ein deutlicher<br />
Anstieg der schwer verlaufenden Clostridiumdiffi<br />
cile-Infektionen. Neben einem tatsächlichen<br />
Anstieg der Fallzahlen kann diese Entwicklung<br />
auch durch ein verändertes Meldeverhalten oder<br />
eine zunehmende Dokumentation der Meldekriterien<br />
erklärt werden. Aufgrund des Fehlens von<br />
exakten Daten zur Bezugsgröße ist nicht eindeutig<br />
belegbar, ob die Entwicklung mit einem Anstieg<br />
aller, also auch leicht verlaufender CDI einhergeht<br />
oder ob nur der Anteil an schweren CDI zugenommen<br />
hat. Unter Berücksichtigung des deutlichen<br />
Anstiegs der C.-diffi cile-Fallzahlen aus Sachsen ist<br />
jedoch ein tatsächlicher Anstieg der CDI wahrscheinlich.<br />
Literaturhinweise<br />
Jansen A, Kleinkauf N, Weiss B et al.: Clostridium-diffi cile-<br />
Ribotyp 027: Epidemiologie und Klinik des erstmaligen<br />
endemischen Auftretens in Deutschland. Z Gastroenterol<br />
2010; 48:1120–1125.<br />
Zaiß NH, Witte W, Nübel U: Fluoroquinolone resistance and<br />
Clostridium diffi cile, Germany. Emerg Infect Dis 2010;<br />
16:675–677.<br />
Gastmeier P, Weitzel-Kage D, Behnke M, Eckmanns T: Surveillance<br />
of Clostridium diffi cile-associated diarrhoea with<br />
the German nosocomial infection surveillance system KISS<br />
(CDAD-KISS). Int J Antimicrob Agents 2009; 33<br />
Suppl1:S19–S23.<br />
Burckhardt F, Friedrich A, Beier D, Eckmanns T: Clostridium<br />
diffi cile surveillance trends, Saxony, Germany. Emerg Infect<br />
Dis 2008; 14:691–692.<br />
<strong>RKI</strong>: Clostridium diffi cile-Infektionen: Übermittlungen gemäß<br />
IfSG von 01/2008 bis 12/2009. Epid Bull 2010; 10:87–89.<br />
<strong>RKI</strong>: Schwer verlaufende Clostridium-diffi cile-assoziierte Durchfallerkrankungen.<br />
Epid Bull 2008; 50:447–448.<br />
<strong>RKI</strong>: Ratgeber Infektionskrankheiten – Merkblätter für Ärzte:<br />
Clostridium diffi cile. www.rki.de > Infektionsschutz ><br />
<strong>RKI</strong>-Ratgeber/Merkblätter<br />
Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus<br />
(MRSA), invasive Infektion<br />
Kurzbeschreibung<br />
Staphylococcus aureus ist ein bakterieller Erreger,<br />
der natürlicherweise auf Haut und Schleimhäuten<br />
von Mensch und Tier vorkommen kann. Er verursacht<br />
ein weites Spektrum von Erkrankungen, das<br />
von Haut- und Weichteilinfektionen (z. B. Furunkel,<br />
Wundinfektionen), Lungenentzündung, Abszessbildungen<br />
in nahezu allen Körperregionen<br />
bis hin zu schweren systemischen Infektionen<br />
wie z. B. Sepsis (Blutvergiftung) reicht. Der sogenannte<br />
Methicillin-resistente Staphylococcus aureus<br />
(MRSA) hat eine Resistenz gegen Beta-Laktam-<br />
Antibiotika, die normalerweise eine hohe Wirksamkeit<br />
bei Staphylokokken-Infektionen aufweisen,<br />
ausgebildet. Dadurch werden die Therapiemöglichkeiten<br />
auf wenige, meist nebenwirkungsreichere<br />
Antibiotika eingeschränkt. MRSA hat eine besondere<br />
Bedeutung als Krankenhausinfektions-Erreger,<br />
spielt aber auch im ambulanten Bereich zunehmend<br />
eine Rolle.<br />
Falldefi nition<br />
Zur Überwachung des Auftretens von invasiven<br />
MRSA-Infektionen ist seit dem 01.07.2009 gemäß<br />
der »Verordnung zur Anpassung der Meldepfl icht<br />
gemäß § 7 IfSG an die epidemische Lage« der labordiagnostische<br />
Nachweis von MRSA in Blut oder<br />
Liquor meldepfl ichtig. Die Falldefi nition des <strong>RKI</strong><br />
schränkt den labordiagnostischen Nachweis auf<br />
direkte Nachweise ein. Die nachfolgende Auswertung<br />
bezieht sich auf Fälle, die die Referenzdefi nition<br />
erfüllen (s. Tab. 6.55.2).<br />
Geografi sche Verteilung<br />
Im Jahr 2010 wurden insgesamt 3.977 Fälle übermittelt.<br />
Der überwiegende Anteil (98,4 %) der<br />
MRSA-Nachweise stammte aus Blutkulturen. Die<br />
regionale Inzidenz der MRSA-Fälle lag zwischen<br />
1,1 (Saarland) und 8,3 Fällen pro 100.000 Einwohner<br />
(Berlin), bei einem bundesweiten Wert von<br />
4,9. Die Gründe für die großen regionalen Diff erenzen<br />
sind vielfältig und können durch die erhobenen<br />
Surveillance-Daten nicht erklärt werden<br />
(s. Abb. 6.55.4).