Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI
Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI
Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger ... - RKI
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6.45 Shigellose<br />
Kurzbeschreibung<br />
Die Shigellose ist eine weltweit verbreitete Durchfallerkrankung,<br />
die durch Bakterien der Gattung<br />
Shigella (S.) ausgelöst wird und mit wässrigen bis<br />
blutigen Durchfällen, Bauchkrämpfen und Fieber<br />
einhergeht. Es werden 4 Spezies mit unterschiedlicher<br />
geografi scher Verteilung und Virulenz unterschieden.<br />
In Entwicklungsländern kommen<br />
hauptsächlich S. fl exneri, S. dysenteriae und S. boydii<br />
vor, während in Mitteleuropa S. sonnei dominiert.<br />
Eine seltene Komplikation ist das separat<br />
abgehandelte hämolytisch-urämische Syndrom<br />
(HUS; s. Kap. 6.24). Die Übertragung erfolgt<br />
hauptsächlich über Kontakt von Mensch zu<br />
Mensch, aber auch über verunreinigtes Trinkwasser<br />
und verunreinigte Lebensmittel. Es wurden<br />
wiederholt auch sexuelle Übertragungen über oroanale<br />
Kontakte angegeben.<br />
Falldefi nition<br />
Die nachfolgende Auswertung bezieht sich auf Erkrankungen,<br />
die die Referenzdefi nition erfüllen<br />
(s. Tab. 6.45.1).<br />
Zeitlicher Verlauf<br />
Im Jahr 2010 wurden insgesamt 731 Shigellosen<br />
gemäß Referenzdefi nition übermittelt. Die Zahl<br />
der Shigellosen ist damit im Vergleich zu 2009<br />
(617 Erkrankungen) um 18 % gestiegen. Der Trend<br />
für den Zeitraum 2001 bis 2010 ist uneinheitlich,<br />
Tab. 6.45.1:<br />
Übermittelte Shigellose-Fälle nach Kategorie der Falldefi nition, Deutschland, 2009 und 2010<br />
Shigellose Spezielle Krankheiten<br />
mit der höchsten Fallzahl (1.611 Erkrankungen) im<br />
Jahr 2001 und der niedrigsten Fallzahl (574) im<br />
Jahr 2008. Seit 2008 ist wieder eine leichte Zunahme<br />
der übermittelten Erkrankungen zu beobachten<br />
(s. Abb. 6.45.1). Im Jahr 2010 wurden die meisten<br />
Erkrankungsfälle – wie in den Vorjahren – im<br />
III. und IV. Quartal übermittelt.<br />
Geografi sche Verteilung<br />
Die Shigellose-Inzidenz betrug in Deutschland 0,9<br />
Erkrankungen pro 100.000 Einwohner (2009:<br />
0,8) und lag damit unter dem Median der Vorjahre<br />
(2005 bis 2009: 1,0 Erkr./100.000 Einw.). Die<br />
bundesweite Verteilung der Krankheitsfälle zeigte<br />
ein heterogenes Bild (s. Abb. 6.45.2). Die Inzidenz<br />
war 2010 in 7 Bundesländern höher als in den Vorjahren<br />
(Berlin, Bremen, Hessen, Hamburg, Saarland,<br />
Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen). Vergleichsweise<br />
hohe Inzidenzen (> 1,0) wurden in<br />
Berlin, Hamburg, Bremen, Sachsen, Hessen und<br />
Rheinland-Pfalz registriert. Verhältnismäßig niedrige<br />
Inzidenzen (< 0,5) wurden in Schleswig-Holstein,<br />
Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Sachsen-Anhalt und im Saarland beobachtet.<br />
Bei 98 % der Erkrankungen wurde mindestens<br />
ein Infektionsland übermittelt (s. Tab. 6.45.2).<br />
Der Anteil der Nennungen, bei denen Deutschland<br />
als Infektionsland angegeben wurde, ist mit 48 %<br />
im Vergleich zum Vorjahr (33 %) gestiegen. Die am<br />
häufi gsten genannten anderen Infektionsländer<br />
waren – wie in den vergangenen Jahren – Ägypten<br />
(11 %), Indien (8 %), die Türkei (3 %), Marokko (3 %)<br />
und Tunesien (3 %).<br />
Kategorie 2009 2010<br />
Anzahl Anteil Anzahl Anteil<br />
klinisch-epidemiologisch (B) 22 3 % 34 4 %<br />
klinisch-labordiagnostisch (C) 595 92 % 697 92 %<br />
labordiagnostisch bei nicht erfülltem klinischen Bild (D) 19 3 % 20 3 %<br />
labordiagnostisch bei unbekanntem klinischen Bild (E) 14 2 % 8 1 %<br />
alle 650 100 % 759 100 %<br />
Referenzdefi nition (B+C) 617 95 % 731 96 %<br />
187