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<strong>XML</strong> <strong>»</strong> <strong>SVG</strong> PRESENTER | STRUKTURIERTE MULTIMEDIA-PRÄSENTATION IM WEB 123<br />
nicht direkt an der Entwicklung des Viewers: Lediglich Adobe war neben dem federführenden Programmiererteam<br />
bei IBM an der Entwicklungsarbeit beteiligt. 1<br />
Aufgrund der sehr elegant gelösten Entsprechung des PGML-Objektmodells mit der Programmiersprache<br />
Java [vgl. Bayn98, PGML98] überzeugten schließlich die „hohe Performance und geringe Größe“ der Java-<br />
Umsetzung, 2 welche noch im Herbst desselben Jahres auf der <strong>XML</strong>-Konferenz in Chicago [Doug98] vorgestellt<br />
werden konnte [Walt98].<br />
5.3.2.4 Status<br />
An der W3C-Front verdüsterten sich hingegen bereits wenige Monate nach Veröffentlichung der PGML-<br />
Note die Aussichten auf eine zügige Standardisierung des eingereichten Formates: Aufgrund strategischer<br />
Überlegungen zum Schutz des marktführenden Flash-Formates 3 [Star01:12] beteiligte sich Adobe-Erzrivale 4<br />
Macromedia an der Veröffentlichung des konkurrierenden Microsoft-Ansatzes zur <strong>XML</strong>-basierten Vektorgrafik:<br />
VML [VML98]. Dies führte in Verbindung mit der daraufhin hastig veröffentlichten HGML-Note<br />
[HGML98] schließlich zu einer Blockade-Situation innerhalb des Web-Konsortiums, welches sich aufgrund<br />
der verzwickten Konstellation zu keiner Entscheidung durchringen mochte [Heis98]. Letztendlich entschied<br />
sich das W3C jedoch nach langer und heftiger Diskussion 5 schweren Herzens, beiden Einreichungen<br />
die Final-Anerkennung zu verweigern (gleichbedeutend mit der Einstellung aller Bestrebungen zur<br />
Standardisierung des Formates), und strebte stattdessen einen von beiden Seiten akzeptierten Kompromiss<br />
an, der schließlich in das [im hierauffolgenden Kapitel behandelte] <strong>SVG</strong>-Format mündete.<br />
Der Einfluss des PGML-Ansatzes ist jedoch besonders im Hinblick auf <strong>SVG</strong> nicht zu unterschätzen: So fand<br />
ein Großteil der Vorarbeit am nach dem W3C-Entschluss unverändert belassenen PGML-Entwurf, im Gegensatz<br />
zu anders lautenden Stimmen, 6 den Weg in die endgültige <strong>SVG</strong>-Spezifikation [<strong>SVG</strong>01], die wiederum<br />
in weiten Teilen von (zumindest strukturellen) PGML-Konzepten bestimmt wird. Dies liegt nicht zuletzt<br />
am Beitrag des Adobe-Technologiechefs Jon Ferraiolo, der bereits maßgeblich an der Formulierung<br />
des PGML-Entwurfs mitgearbeitet hatte und schließlich die Federführung der <strong>SVG</strong>-Spezifikation übernahm.<br />
5.3.2.5 Fazit<br />
Ursprünglich als reiner Diskussionsvorschlag eingereicht, 7 ist das bereits im Entwurfsstadium sehr ausgereift<br />
wirkende PGML-Format trotz allen Hohns 8 als durchaus bemerkenswerter Pionier der <strong>XML</strong>-basierten Vektorstandards<br />
zu betrachten. Neben den in <strong>SVG</strong> als PGML-originär erkennbaren Elementen ist der bleibende<br />
Beitrag von PGML daher in der für „damalige Verhältnisse“ erstaunlich klaren syntaktischen Formulierung<br />
zu sehen, die selbst dem „Nachfolger“ <strong>SVG</strong> in mancher Hinsicht überlegen ist. Allein die Tatsache, dass die<br />
Anzahl der Unterschiede und Verbesserungen bei genauerem Vergleich des frühzeitigen PGML-Entwurfs<br />
[PGML98] mit der erst gut drei Jahre später verabschiedeten <strong>SVG</strong>-Spezifikation [<strong>SVG</strong>01] überraschend gering<br />
ausfällt, lässt im Hinblick auf die für diese Diplomarbeit relevante multimediale Funktionalität lediglich<br />
den Schluss zu, dass durch die strategische W3C-Blockade seitens des VML-Konsortiums [s.o.] – zur<br />
großen Freude Macromedias – erhebliche Zeit „verschwendet“ wurde. Eine Verwendung der PGML-<br />
Konvention wäre somit auch im Rahmen eines präsentationsbezogenen Prototypen, 9 die notwendige, frei-<br />
1<br />
vgl. [Walt98]<br />
2<br />
“[…] The Java viewer is only 300K in size…” [ibid]<br />
3<br />
s. 4.4<br />
4<br />
vgl. [Piff02]<br />
5<br />
vgl. [Cagl02] p.10<br />
6<br />
vgl. [KrMa00, NeWi00]<br />
7<br />
“The important thing to remember… is that [it is an] experiment … contributed as a starting point for discussion”. [Reid98b]<br />
8<br />
“Have you heard of PGML? I don’t think so.” [Will01]<br />
9 s. ebenso Kap. 6