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<strong>XML</strong> <strong>»</strong> <strong>SVG</strong> PRESENTER | STRUKTURIERTE MULTIMEDIA-PRÄSENTATION IM WEB 44<br />
Most CD-ROM titles todayare little more than books read using VCR controls… This demonstrates that<br />
when faced with any new technology, we revert to an aping of a previous technology because we feel threatened<br />
by it. Here we see the equivalent of a reversal trend in architecture that of “Veneer Vernacular”, or<br />
the need to dress up in a modernistic or futuristic approach behind a facade of familiarity.<br />
[Brod96]<br />
Ohne jedoch zu weit in den Diskurs der „Strukturalisten“ und „Presentationists“ um die vorgeblich „Webgerechte“<br />
Form der Informationsdarstellung bzw. –Präsentation eintauchen zu wollen, bleibt an dieser Stelle<br />
lediglich ein offensichtlich kontrovers diskutierter Konflikt zwischen herkömmlichem Präsentations-<br />
Begriff und dem interaktiven, Informations-orientierten Hypertext-Prinzip des WWW zu vermerken [vgl.<br />
hierzu Rieh01].<br />
3.2.2 Lost in Hyperspace<br />
Weiteres Kennzeichen dieser Problematik ist neben der Frage nach der Berechtigung Präsentationsorientierter<br />
Inhalte im WWW freilich auch die theoretische Unmöglichkeit, Web-basierte Anwendungen starr linear<br />
zu dramaturgisieren: Aufgrund der sehr mächtigen Kontroll- und Navigationsmöglichkeiten, der auf den<br />
individuellen Nutzen fixierten Informations-Orientierung sowie des im Inter<strong>net</strong> sehr eng gesteckten Lese-<br />
Zeitrahmens des Inter<strong>net</strong>-Nutzers von nur einigen Sekunden [vgl. Niel01] kann im World Wide Web nicht<br />
mehr von einer streng sequentiellen Lesart der Inhalte ausgegangen werden:<br />
Es gibt nicht nur eine Reihenfolge des Lesens, der Leser entscheidet über den Lesepfad. [Stei99:700]<br />
Die dadurch äußerst reduzierten dramaturgischen Möglichkeiten, die sich den potentiellen Erstellern und<br />
Distributoren Web-basierter Präsentationen im Rahmen des HTML-Konzepts bieten, werfen daher die berechtigte<br />
Frage auf, inwiefern das WWW „in seiner ursprünglichen, reinen Form“ [Voge96] für konventionelle<br />
Präsentations-Anforderungen überhaupt geeig<strong>net</strong> ist, da sich weder eine durchgängige Argumentationsfolge<br />
noch emotionale (i.e. grafische) Elemente im WWW wirkungsvoll realisieren lassen. Darüber hinaus,<br />
so gibt Ralf Steinmetz zu bedenken, hat „diese Technik [noch weitere] kritisch zu bewertende Eigenschaften“,<br />
1 wonach beim Lesen eines Web-Dokuments etwa „Überblick und Kontext“ verloren gingen:<br />
„Der bekannteste Effekt ist ‘Getting Lost in Hyperspace’“ [Stei99:719]: „Während ich den Hypertext las,<br />
wusste ich oft nicht, wie ich dahin zurückkehren sollte, wo ich gerade herkam“ [NiLy90]. Da das Web als<br />
so genanntes „Spaghetti-Buch“ [Bole98] somit nur wenig Orientierungsmöglichkeiten oder vertraute Strukturen<br />
anbietet, erscheint auch die Umsetzung eines ganzheitlichen, inhaltlichen Aufbaus möglicher Inter<strong>net</strong>-Präsentationen<br />
äußerst schwierig realisierbar. Aus diesem Grund sind im Übrigen auch unter anderem<br />
bi- oder gar multidirektionale Link-Strukturen wie etwa im Intermedia-Systems implementiert, 2 [vgl.<br />
Niel95:51ff] aufgrund ihrer hohen, Nutzerbezogenen Komplexität zum Scheitern verurteilt:<br />
[Solche Anwendungen] fristen im Web ein trauriges Dasein, da die Nutzer nicht bereit sind, „hochentwickelte“<br />
Bedienungsphilosophien zu erlernen.<br />
[Hent98:19]<br />
Auch verschiedene, 3 als „Lösungsvorschläge“ für diese Problematik angebotenen Methoden [vgl. Bole98]<br />
vermögen diese dem Präsentationskonzept entgegenstehenden Schwierigkeiten nicht zu kompensieren. Als<br />
theoretisch interessantestes Modell erscheint unter diesem Aspekt einzig das Prinzip der „Directed Paths“<br />
bzw. „Guided Tours“ [vgl. Trig88, Zell89], welches einen linearen, optionalen Pfad (von dem der Nutzer<br />
bei Interesse wiederum interaktiv abzweigen kann) durch das nur schwierig dramaturgisch zu kontrollieren-<br />
1 vgl. [Stei99] p.719<br />
2 Das Hypermedia-System Intermedia wurde ab 1985 an der Brown University, am Institute for Research in Information Scholarship (I-<br />
RIS) entwickelt. Konzepte: Bidirektionale Links, Speicherung von Bemerkungen.<br />
3 „Back-Funktion, History-Mechanismen, Annotationen…” [Bole98]