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<strong>XML</strong> <strong>»</strong> <strong>SVG</strong> PRESENTER | STRUKTURIERTE MULTIMEDIA-PRÄSENTATION IM WEB 58<br />
Da sich neben diesen problematischen Aspekten intensiver Grafikbenutzung etwa nach Meinung Jakob<br />
Nielsens an dieser Stelle überdies erhebliche „usability issues“ auftun [vgl. Niel97], stellt die „übermäßige<br />
Anwendung“ [Engs96] von GIFs und JPEGs, in Verbindung mit der zuvor diskutierten, derzeitigen Ignoranz<br />
fortschrittlicher Kompessionstechniken [s.3.3.4], in den Augen zahlreicher Kritiker einen weiteren „Nagel<br />
im Sarg des Web“ dar:<br />
The fundamentalists [are] really torn up inside about all “those newfangled freaks and perverts who’ve<br />
wrecked the Web with their GIFs and JPEGs”.<br />
[Balo00:2]<br />
Unter dem Aspekt der „Webtauglichkeit“ erscheint der „exzessive Gebrauch“ [Rott01:2] grafischer Elemente<br />
allerdings nicht nur reichlich problematisch, sondern im Rahmen ansprechender Inter<strong>net</strong>-Präsentationen<br />
überdies unzureichend: So macht bereits der zunächst rudimentäre „Web-Export“ PowerPoints [s.2.3.4] in<br />
Form statischer JPEG-Grafiken deutlich, dass diese Variante der „Konvertierung“ einer Präsentation neben<br />
dem Verlust der Text-Eigenschaft überdies weitere wichtige Möglichkeiten einer Multimedia-Präsentation<br />
(wie etwa Skalierbarkeit, FullScreen-Modus, Multimedia-Effekte etc.) außen vor lässt. Auch die in diesem<br />
Abschnitt betrachteten, fortgeschritteneren Komprimierungsverfahren vermögen (mit Ausnahme des Fraktalverfahrens,<br />
welches eine grafische Skalierbarkeit zumindest theoretisch erlauben würde) diese Mängel<br />
nicht zu beheben.<br />
3.4 Bewegung kommt ins Spiel: Animationen im Web<br />
Insbesondere im Hinblick auf multimediale Präsentationssysteme im Inter<strong>net</strong> sind daher weniger die eben<br />
ausgeführten Kompressionseigenschaften der zur Anwendung kommenden Bildformate relevant, als vielmehr<br />
deren wirklich „multimediale“ Eigenschaften: So ermöglichte eine Spezifikations-Erweiterung der bereits<br />
1989 veröffentlichten Variante des GIF-Formates (GIF89a) etwa schon frühzeitig die Erstellung einfacher,<br />
sequentieller Animationen. Obgleich bereits die ursprüngliche Fassung des Dateiformates 1 ein prinzipiell<br />
wiederholbares Bildsegment vorsah, bot hingegen erst die GIF89a-Fassung Raum für wichtige Informationen<br />
zum Ablauf-Timing. 2 Auch die Web-Browsersoftware Netscape (bzw. deren Vorgängerversion<br />
Mosaic) sah bereits im Rahmen seiner ersten Releases die grundlegende Unterstützung auch animationsbasierter<br />
GIF-Dateien vor – machte dies jedoch „in weiser Voraussicht“ erst einiges später im Zuge der Netscape<br />
2.0-Einführung öffentlich [Baum98:93]. Nachdem das begehrte Feature jedoch schließlich von Seiten<br />
Netscapes selbst eindeutig dokumentiert wurde, 3 gab es für die „Web-Designer-Community“ schließlich<br />
kein Halten mehr – schließlich bedeutete diese Möglichkeit aus theoretischer Perspektive weitaus mehr<br />
als die Implementierung einer „interessanten Funktion“: Indirekt stellte die Browser-Unterstützung animierter<br />
GIF-Dateien, und dies im Kontext einer HTML-Umgebung, zugleich den Übergang des Hypertext-<br />
Mediums WWW bzw. HTML, entsprechend der bereits in [3.3] geführten Diskussion, in Richtung Hypermedia<br />
dar. Da in Form der entlang einer veränderbaren Zeitachse ablaufenden GIF-Animation überdies ein<br />
kontinuierliches Medium mit der diskreten Hypertext-Komponente verbunden werden konnte, kennzeich<strong>net</strong><br />
diese Funktionalität das WWW überdies als „echtes Multimedia-System“ auch im Sinne der strengen,<br />
diesbezüglichen Kriterien nach [Stei99:10ff].<br />
Zugleich markierte die Einführung animierter GIF-Grafiken überdies einen „ästhetischen Wandel“ der<br />
Webseiten-Gestaltung: Selbsternannte „Web-Designer“ fassten den neu erschlossenen „Multimedia-<br />
Kontext“ (s.o.) der HTML-Umgebung auch als ebensolchen auf und bedienten sich der Animations-<br />
Funktionalität folglich ausgesprochen großzügig. Entgegen den Gestaltungsgrundsätzen Stankowskis<br />
1<br />
GIF87a – Anm: zur Nachfolgeversion inkompatibel [vgl. Stei99:52]<br />
2<br />
vgl. [SeLo97]<br />
3<br />
„Netscape hatte die Animations-Möglichkeit (einige Zeit) nicht dokumentiert…“ [Baum98] p.93