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<strong>XML</strong> <strong>»</strong> <strong>SVG</strong> PRESENTER | STRUKTURIERTE MULTIMEDIA-PRÄSENTATION IM WEB 43<br />
auf die Darstellung von Informationen gemünzter „Präsentation“, so Caillau, stehe an dieser Stelle die Struktur<br />
der Information sowie nutzerbezogene Flexibilität im Vordergrund:<br />
You have here a book on presentation. But it is presentation of information that should also remain structured,<br />
so that your content can be effectively used by others, while retaining the specific visual aspects you<br />
want to give it.<br />
[Cail97]<br />
3.2.1 Präsentation versus Information<br />
Dennoch, oder vielmehr eben deswegen, orientierten sich weite Teile der kommerziellen Welt in Richtung<br />
der zunehmend populären WWW-Plattform, versuchten jedoch zugleich intensiv, die dem Web zugrunde<br />
liegende HTML-Konvention trotz deren (eben angesprochenen) mangelnden Präsentationseigenschaften in<br />
eben diese Richtung zu drängen. Obgleich sich zu Anfang das Gros der als Pioniere in das Web drängenden<br />
Unternehmen den strikten Hyptertext-Konventionen des WWW zunächst unterwarf und bemüht war, Firmeninformationen<br />
gemäß des HTML-Prinzips strukturiert zu hinterlegen, forderten insbesondere Designorientierte<br />
Firmenvertreter vehement grundlegende Erweiterungen der HTML-Syntax. Die Wünsche der<br />
Unternehmen konzentrierten sich hierbei in erster Linie auf erweiterte gestalterische Möglichkeiten und die<br />
Web-Integration des sich zugleich im Offline-Bereich stark entwickelnden Multimedia-Zweigs 1 [s. 2.1 und<br />
2.3]. Diesen Forderungen standen jedoch Bemühungen der so genannten „Strukturalisten“ [Rieh01] gegenüber,<br />
welche eine „Aufweichung“ des HTML-Standards strikt ablehnten und im Gegenzug unter Hinweis<br />
auf die Nutzerbezogene Informations-Orientierung des Formates für verbesserte Web-Usability sowie<br />
eine noch konsequentere Trennung von Inhalt und Struktur, als bereits im ursprünglichen HTML-Standard<br />
vorgesehen, eintraten.<br />
In der Tat führten die „Strukturalisten“ unter Federführung des Usability-Gurus und „klügsten Kopfes des<br />
Inter<strong>net</strong>“, 2 Jakob Nielsen [vgl. Niel95,99,00] durchaus überzeugende Argumente zu Felde, weswegen das<br />
als wissenschaftliche Beschreibungssprache konzipierte HTML-Format für Design- und Präsentationsbedürfnisse<br />
bereits im Grundsatz ungeeig<strong>net</strong> sei: So stehe bereits das dem World Wide Web zugrunde liegende<br />
Prinzip des auf multiplen Verknüpfungen beruhenden, ver<strong>net</strong>zten Hypertext-Prinzip dem Wunsch der<br />
„Design“-Vertreter nach primär linearer (ergo Verknüpfungsloser) Inter<strong>net</strong>-Präsentation entgegen. In deren<br />
naturgemäßer Orientierung an dramaturgisch aufgebauter, sequentieller Argumentation verkennen die so<br />
genannten „Presentationists“ 3 jedoch, so das Argument der „Struktur-Verfechter“, die Haupt-Eigenschaft der<br />
assoziativen Interaktivität und der damit verbundenen, Nutzerorientierten Verhaltensänderung (der Nutzer<br />
sucht, findet und liest gezielt einzelne Informationen, statt einer linearen Informationskette, wie bei Buch<br />
oder Fernsehen, passiv ausgesetzt zu sein), die durch das Hypertext-Prinzip des WWW bedingt wird, in „eklatanter<br />
Weise“. Eine aufschlussreicher Kommentar zu diesem Konflikt zwischen direkter Übertragung der<br />
gewohnten, linearen Dramaturgie auf verlinkte Hypertext-Medien und dem Vorwurf der „Strukturalisten“,<br />
die besonderen Eigenschaften und Grundprinzipien des WWW damit zu ignorieren, findet sich – diesmal<br />
interessanterweise aus der „Designer-Perspektive“ – in den medien-theoretischen Ausführungen Neville<br />
Brodys: 4<br />
The main drawback […] is the lack of risk being taken in addressing a new form and in developing that<br />
form as a new language that reflects a change in human behaviour. When we “use” an electronic publication,<br />
our very activity is altered. When the television was invented it was designed to appear as a radio<br />
with a picture, because that is what we were used to. The formatting of early television programmes was<br />
based on the “staged” appearance of theatre, because we felt safe within the limits of something we knew.<br />
1<br />
Insbesondere Audio/Video und „interaktive“ Multimedia-Applikationen wie Director, PowerPoint etc.<br />
2<br />
vgl. [Depe02] p.22<br />
3<br />
Terminologie aus dem „Structuralist vs. Presentationist Discourse“ [vgl. Zieg99]<br />
4 vgl. [Brod96]