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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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100<br />

Europäischer Biber (Castor fiber)<br />

Ordnung: Nagetiere (Rodentia)<br />

Familie: Biber (Castoridae)<br />

Merkmale<br />

Foto: Xaver Roser<br />

Der lateinische Name Castor kommt vom Verb castrare, welches<br />

schneiden bedeutet und somit den Biber als «Schneider»<br />

qualifiziert, was auf die Nagekunst des Tieres anspielt.<br />

Der Biber kann bis zu 1.4 m lang, 35 kg schwer und bis 20<br />

Jahren alt werden. Sein braunes Fell ist mit 23`000 Haaren<br />

pro Quadratzentimeter sehr dicht und schützt vor Nässe und<br />

Auskühlung. Der Pelz wird überdies mit einem fetthaltigen<br />

Sekret, dem Bibergeil, gepflegt. Weiters ist der unbehaarte<br />

Schwanz - die Kelle -, welche als Steuer beim Abtauchen<br />

dient, ein typisches Merkmal des Bibers. Biber können 15-20<br />

Minuten unter Wasser tauchen.<br />

Biologie<br />

Biber leben in Einehe. Das Revier einer Biberfamilie, die<br />

aus dem Elternpaar und bis zwei Generationen von Jungtieren<br />

besteht, umfasst 1-3 Kilometer Fliessgewässerstrecke.<br />

In der Biberburg leben die Altbiber mit bis zu vier Jungen.<br />

Im Mai wird der behaarte und von Geburt an sehende<br />

Nachwuchs geboren. Sie werden von der Mutter zwei Monate<br />

gesäugt und erlangen nach drei Jahren die Geschlechtsreife.<br />

Sie werden dann von den Eltern aus dem Revier<br />

vertrieben und können über 100 Kilometer weit<br />

wandern.<br />

Im Biberrevier finden sich in der Regel 2-4 Wohnbaue unterschiedlicher<br />

Form. Dies kann in der Uferböschung als<br />

Höhle angelegt sein, wobei der Eingang zum Wohnkessel<br />

immer unter Wasser liegt. Die eigentliche Biberburg besteht<br />

aus abgenagten Ästen; Zweigen und Schlamm. Auch<br />

hier liegt der Eingang meist unter Wasser, was gegen Feinde<br />

schützt. Biber sind auch für den Dammbau bekannt, mit<br />

denen sie Fliessgewässer aufstauen und Teiche anlegen.<br />

Dadurch ertränken sie den umgebenden Waldbestand, die<br />

Bäume sterben allmählich ab. Diese Regulierung gibt den<br />

Bibern den geeigneten Wasserstand rund um die Burg. Sie<br />

holzen, indem sie die Bäume rundum benagen. Ein Biber<br />

kann in einer Nacht einen bis zu 50 cm dicken Baum fällen.<br />

Sie halten keinen Winterschlaf.<br />

Verbreitung<br />

Der Europäische Biber war ursprünglich in Europa und weiten<br />

Teilen Asiens heimisch, wurde dann aber durch Bejagung<br />

(Fell, Fleisch als Fastenspeise) in weiten Teilen Europas ausgerottet.<br />

Er kam auch einst im Alpenrheintal vor. Wir finden<br />

entsprechende Hinweise in den Abfällen auf den prähistorischen<br />

Siedlungsplätzen des Eschner Lutzengüetle (HARTMANN-<br />

FRICK 1959) wie auch auf dem Borscht (Schellenberg), und dies<br />

bis in die frühe Bronzezeit (HARTMANN-FRICK 1964). Auch die<br />

Römer jagten den Biber vor allem des Felles und des Bibergeils<br />

willen, wie die Funde von Tierknochen im spätrömischen<br />

Kastell in Schaan belegen (WÜRGLER 1958). In den ausgewerteten<br />

Tierknochenfunden vom 13./14. Jahrhundert von der<br />

Burg Neu-Schellenberg sind hingegen keine Biber-Knochenreste<br />

mehr belegt (SCHUELKE 1965). Angaben aus dem Mittelalter<br />

gibt es noch von der Bodenseenähe (BRUHIN 1868, DALLA<br />

TORRE 1887). In der «Embser Chronik» 1616 (Hystorischen Relation<br />

oder Eygendtliche Beschreibung der Landschaft underhalb<br />

St.Lucis Stayg und dem Schallberg beyerseits Rheins<br />

biss an den Bodensee von Johann Georg Schleh) wird der<br />

Biber nicht mehr als jagdbares Wild dargestellt. MÜLLER &<br />

JENNY (2005) meinen, dass der Biber bis ins 17. Jahrhundert<br />

das Alpenrheintal besiedelte. GIRTANNER (1885) schreibt, dass<br />

der Biber bis ins 16. Jahrhundert ein uns allbekanntes Tier gewesen<br />

sei, wobei wir über sein allmähliches Verschwinden im<br />

Laufe der Jahrhunderte sozusagen nichts wüssten. In der<br />

Nähe von Rheineck (SG) befände sich noch der Flurname «Biberhölzli».<br />

Die Ausrottung der Biber in der Schweiz wird<br />

meist mit anfangs des 19. Jahrhunderts angegeben.<br />

Seit 1956 wird der Biber in der Schweiz wieder angesiedelt,<br />

bis 1977 wurden insgesamt 141 Tiere ausgesetzt, vor allem in<br />

der Westschweiz und im Thurgau. Bei der Erhebung 1978<br />

fanden sich noch 130 Tiere, im Jahre 1993 wurde der Bestand<br />

auf 350 Tiere geschätzt, jetzt leben gemäss einer im Winter<br />

2007/2008 durchgeführten Erhebung in der Schweiz wieder<br />

1600 Tiere (www.news.admin.ch). Der Biber kommt heute<br />

entlang der grossen Flüsse und Seen vom Genfer- bis zum Bodensee<br />

fast im ganzen Mittelland sowie entlang der Rhône<br />

im Wallis vor. Der Bestand entwickelte sich also äusserst positiv.<br />

Heute sollen 1400 Kilometer Fliessgewässer besiedelt<br />

sein, wobei sich über 40% der Reviere an Bächen oder kleineren<br />

Seen und Teichen mit einer Fläche von weniger als<br />

einer Hektare befinden.<br />

Es war darum nur eine Frage der Zeit bis der expandierende<br />

Biber ausgehend von der Schweizer Population wieder ins Alpenrheintal<br />

vordringt. Im Jahre 1968 wanderte das Bibermännchen<br />

«Haakon» die 120 Kilometer von Bottighofen<br />

(Thurgau) bis nach Grüsch (GR) im Prättigau und wurde dort<br />

am 18. Juni 1968 in der «Chlus» überfahren. In RAHM (1995)<br />

wird von einem Bibernachweis im Alten Rhein bei Rorschach<br />

gesprochen. Dort setzte sich beim «Eselschwanz» der Biber<br />

als erstes im Alpenrheintal fest. Mitte Mai 2008 wird erstmals<br />

von einem Biber im Binnenkanal berichtet (pers.Mitt. Xaver<br />

Roser, Ruggell vom 3.8.2010). Am 15. Juni 2008 sieht Georg<br />

Willi im untersten <strong>Liechtenstein</strong>er Binnenkanal einen<br />

schwimmenden Biber. Nagespuren an Gehölzen konnten<br />

durch den Autoren im Herbst/Winter 2008/2009 entlang des<br />

<strong>Liechtenstein</strong>er Binnenkanals unterhalb von Ruggell bestä-

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