Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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In <strong>Liechtenstein</strong> sind in den letzten 20 Jahren 57 Quartiere<br />
der Zwergfledermaus erfasst worden. Davon sind 39 Wochenstuben,<br />
sieben Sommerquartiere ohne Fortpflanzungsnachweis<br />
oder Zwischenquartiere sowie ein halbes Dutzend<br />
Männchen- und damit potenzielle Paarungsquartiere in Fledermauskästen.<br />
Vier Wochenstubenquartiere erreichten<br />
dabei Maximalzahlen von knapp über hundert Tieren. In keinem<br />
Verhältnis zu den vielen Quartieren aus dem Sommerhalbjahr<br />
stehen die zwei Winterquartiere, die bislang entdeckt<br />
werden konnten. Beide befinden sich in Mauerspalten<br />
an Gebäuden und werden nur von einem Einzeltier bzw. von<br />
einer kleinen Gruppe benutzt. Zu den Quartiernachweisen<br />
kommen noch über 120 Einzelnachweise, 46 davon durch<br />
Netzfänge, 18 wurden von Katzen gebracht, 33 verirrten<br />
sich in Wohnräume und 23 wurden draussen im Freien gefunden.<br />
Die weitaus grösste Anzahl von Nachweisen aber<br />
brachten mit über 950 Aufnahmen die Detektorbegehungen<br />
von 2007-2010, wobei längst nicht alle gehörten Sequenzen<br />
der Zwergfledermaus auch aufgezeichnet wurden. Mit dem<br />
Detektor ist die Zwergfledermaus leicht und sicher nachzuweisen.<br />
Ihre Hauptschallfrequenz liegt zwischen 42 und 52<br />
kHz. Sie verwendet also eine sehr grosse Bandbreite, was<br />
normalerweise zu starken Überschneidungen mit anderen<br />
Arten führt. Glücklicherweise rufen aber keine weiteren einheimischen<br />
Arten in diesem 10 kHz umfassenden Spektrum.<br />
Abb. 92 Die Zwergfledermaus ist die häufigste Fleder -<br />
maus art in <strong>Liechtenstein</strong> und bis in die Hochlagen verbreitet.<br />
Zwergfledermaus<br />
Wochenstube<br />
Sommer- u. Winterquartier<br />
Winterquartier<br />
Sonstiges Quartier<br />
Netzfang Freiland<br />
Freifund<br />
akustisch<br />
2 1 0Kilometer<br />
Lediglich im untersten Bereich kann es Überlappungen mit<br />
der Rauhautfledermaus geben.<br />
Lebensraum<br />
Die Zwergfledermaus ist eine äusserst flexible Spaltenbewohnerin.<br />
Ob an Gebäuden im Zwischendach, hinter dem<br />
Streichbalken, in Rollladenkästen, hinter der Wassernase<br />
von Flachdächern, in Fassadenhohlräumen, ob in Baumhöhlen<br />
oder Fledermauskästen, überall findet sie geeignete Tagesschlaf-<br />
und die Männchen ihre Paarungsquartiere. Sämtliche<br />
in <strong>Liechtenstein</strong> gefundenen Wochenstuben, Sommerund<br />
Zwischenquartiere befinden sich an Gebäuden im Siedlungsraum.<br />
27 davon wurden in Mauerspalten, meistens hinter<br />
dem Streichbalken, also zwischen Hauswand und dem<br />
ersten Dachbalken gefunden. Acht Kolonien haben einen<br />
Fassadenspalt in der Wandverkleidung, sechs das Zwischendach<br />
und fünf einen Rollladenkasten als Quartier gewählt.<br />
Lediglich Männchenquartiere wurden ausserhalb des Siedlungsraumes<br />
meist in Fledermauskästen nachgewiesen. Zwei<br />
dieser Männchenquartiere liegen auf über 1300 m in einem<br />
Ferienhaus auf der Triesner Platta (1370 m) bzw. im Klein -<br />
steg (1305 m). Die höchstgelegene Wochenstube wurde in<br />
Triesenberg auf 980 m gefunden.<br />
Als Jagdhabitate nutzt die Zwergfledermaus alle Arten von<br />
Wäldern, Waldränder, Baum- und Heckenreihen, grosse Einzelbäume<br />
und besonders gerne Strukturen in Gewässernähe.<br />
Im Siedlungsraum findet sie in Gärten, Alleen und vor<br />
allem um Strassenbeleuchtungen einen gedeckten Tisch. Bis<br />
in den Bereich der Baumgrenze jagt sie noch erfolgreich<br />
über Alpweiden und um Alpgebäude. Der höchstgelegene<br />
Nachweis stammt dabei von der Alpe Guschgfiel auf 1765 m,<br />
wobei die Zwergfledermaus auf fast allen Alpen, wie Lawena,<br />
Sücka, Älpli, Valüna, Steg, Valorsch, Malbun, Sass und<br />
Guschgfiel gehört wurde.<br />
Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />
Die Zwergfledermaus ist in <strong>Liechtenstein</strong> aktuell nicht bedroht.<br />
Trotzdem muss auf den Erhalt der Quartiere geachtet<br />
werden, nicht zuletzt deshalb, weil diese auch durch andere<br />
und seltenere Arten genutzt werden können. Durch ihre<br />
Vorliebe für Spaltenquartiere an Wohngebäuden liefert sie<br />
dem Fledermausschutz zudem willkommene Gelegenheit<br />
für Kontakte zur Bevölkerung und somit Werbung in eigener<br />
Sache. Auch als Vorzeigeobjekte bei Besuchen in Schulklassen<br />
sind Zwergfledermäuse oft mit von der Partie und<br />
lösen bei Schülerinnen und Schülern den bekannten «Jööh-<br />
Effekt» aus.<br />
Silvio Hoch<br />
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