Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Braunbär (Ursus arctos)<br />
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)<br />
Familie: Bären (Ursidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: Markus Stähli<br />
Braunbären haben einen stämmigen, kraftvollen Körperbau<br />
mit einem muskulösen Buckel über den Schultern und einem<br />
kurzen Stummelschwanz. Bären besitzen zudem einen<br />
massiven Kopf, kleine, unauffällige Ohren und Augen. Die<br />
Kopfrumpflänge liegt zwischen 100-280 Zentimetern, die<br />
Schulterhöhe beträgt rund 90-150 Zentimeter. Sie können ein<br />
Gewicht bis 780 kg (Kodiakbären) erreichen, während in<br />
unseren geographischen Breiten der Bär durchschnittlich<br />
140-320 kg wiegt. Seine Füsse sind gross und haben auf der<br />
Unterseite schwere, behaarte Ballen. Die Krallen sind nicht<br />
einziehbar, der Bär tritt mit seiner ganzen Sohle auf. Das Fell<br />
der Bären ist üblicherweise dunkelbraun gefärbt. Sein<br />
Geruchssinn ist sehr ausgeprägt, weniger der Gesichtssinn.<br />
Biologie<br />
Braunbären leben in der Regel einzelgängerisch. Die einzige<br />
dauerhafte Bindung ist diejenige der Mutter zu ihrem Nachwuchs.<br />
Sie halten eine Winterruhe ein, üblicherweise<br />
zwischen Oktober-Dezember bis März-Mai. Die Reviergrösse<br />
ist je nach Nahrungsangebot variabel, es ist beim Männchen<br />
grösser als beim Weibchen. Saisonale Wanderungen zu Orten<br />
mit grösserem Futterangebot sind üblich. Braunbären sind<br />
Allesfresser, wobei die pflanzliche Kost überwiegt. Im<br />
Sommer und Herbst machen Beeren einen wichtigen Bestandteil<br />
der Nahrung aus. An fleischlicher Nahrung reicht<br />
die Palette von Insekten und deren Larven bis zu grösseren<br />
Säugetieren. Bären sind keine spezialisierten Jäger, sie verfügen<br />
aber über erhebliche Kräfte. Huftiere werden durch<br />
Prankenhiebe auf Kopf oder Nacken getötet. Die Öffnung<br />
der Bauch- und Brusthöhle und das Fressen der Innereien gilt<br />
als geeignetes Indiz zur Identifizierung von Schadensfällen.<br />
Manchmal wird die Nahrung auch vergraben. Braunbären<br />
sind polygam, wobei die Paarungszeit in die Monate Mai bis<br />
Juli fällt. Erst zu Beginn der Winterruhe beginnt die Einnistung<br />
der Eizelle und somit die eigentliche Tragzeit, die<br />
180-270 Tage zwischen Fortpflanzung und Geburt dauern<br />
kann, während die eigentliche Trächtigkeit nur 6-8 Wochen<br />
dauert. Die Geburt fällt in die Winterruhe, die Wurfgrösse<br />
beträgt ein bis vier Jungtiere. Mindestens bis zum zweiten<br />
Jahr, allenfalls auch länger können die Jungtiere bei der<br />
Mutter bleiben. Das Höchstalter von Tieren wird in freier<br />
Natur auf 20-30 Jahre geschätzt.<br />
Verbreitung<br />
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Braunbären umfasst<br />
weite Teile Nordamerikas, Eurasiens und Nordafrikas. In<br />
Eurasien kamen sie von Westeuropa bis zur sibirischen<br />
Ostküste und zum Himalaja vor. Durch Bejagung und Lebensraumzerstörung<br />
wurde dieses Verbreitungsgebiet stark<br />
eingeschränkt. Heute leben noch etwa 50’000 Bären in Europa,<br />
davon aber nur rund 14’000 ausserhalb Russlands.<br />
Diese finden sich in Nordosteuropa und zwar in Finnland,<br />
Schweden, Nordnorwegen und dem Baltikum, in den Karpaten<br />
und dort in der Slowakei, Polen, Rumänien und der<br />
Ukraine, im Dinarischen Gebirge und den Rhodopen<br />
zwischen Griechenland und Bulgarien hinauf bis nach Italien<br />
und Österreich. Weiters gibt es noch sehr isolierte Vorkommen<br />
in zwei getrennten Populationen im Kantabrischen<br />
Gebirge in Nordspanien, in den Pyrenäen sowie in Italien in<br />
den Abruzzen und im Trentino.<br />
Der Braunbär scheint bereits im 17. Jahrhundert in unserer<br />
Gegend nicht mehr allzu häufig aufgetreten zu sein. Wir<br />
finden ihn allerdings in zahlreichen Flurnamen in montanen<br />
und alpinen Gebieten des Landes und in der weiteren Region<br />
vertreten. In der vor- und frühgeschichtlichen Zeit war er hier<br />
allgemein verbreitet und eine häufige Jagdbeute. Er ist denn<br />
auch in den neolithischen Stationen Lutzengüetle und<br />
Borscht am Eschnerberg bis in die Eisenzeit nachgewiesen<br />
(HARTMANN-FRICK 1959, 1965). Auch in den Tierresten des<br />
spätrömischen Kastells in Schaan ist er vertreten (WÜRGLER<br />
1958), ebenso in den Tierknochenfunden von der Burg Neu-<br />
Schellenberg (SCHÜLKE 1965).<br />
Er erscheint ebenso in den Auszahlungen von Schussprämien.<br />
So hat der Unterländer Landammann an zwei Jäger eine Abschussgebühr<br />
im Jahre 1782 bezahlt (GOOP 1973). Ein Jahr<br />
später findet die letzte erfolgreiche Bärenjagd im Gamperdonatal<br />
statt (ULMER 1937, Vorarlberger Volkskalender 1970,<br />
SCHALLERT 1992), wobei der Erlegungsort zwischen dem Burgstall<br />
und der Alpe Gamp gewesen sei. Darauf verweist eine<br />
Inschrift «den 27. August 1783 ist der Behr geschossen<br />
worden» auf einer Votivtafel in der Wallfahrtskapelle Kühbruck<br />
auf halbem Weg zwischen dem Ort Nenzing und der<br />
Alp Gamperdona.<br />
In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurden einige Male Bären<br />
im Gamperdonatal gespürt und auch mit grossem Aufwand<br />
bejagt, doch nicht mehr zur Strecke gebracht. In den Jahren<br />
1868-69 soll der Bär im Alpgebiet von Nenzing grossen<br />
Schaden unter den Ziegen- und Schafherden angerichtet ha -<br />
ben. Auch ein erhöhtes Schussgeld konnte nichts ausrich ten.<br />
Eine dieser Treibjagden führte mit 30 Jägern ins Saminatal<br />
(HÄFELE 1920). Noch einmal wurde der Bär im Sep tem ber 1870<br />
aufgespürt (Vorarlberger Tagblatt 30.9.1870). Neun Jahre<br />
später wurde 1879 eine «Heimstkuh» auf der Alp Valscherina<br />
bei Nenzing von einem Bären derart angefallen, dass sie not-