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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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Alpenfledermaus (Hypsugo savii)<br />

Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />

Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: Hans-Peter Stutz<br />

Die Alpenfledermaus gleicht einer Miniaturausgabe der<br />

Nordfledermaus: Dunkle, oft schwarze Hautpartien, relativ<br />

langes Rückenfell mit dunkler Haarbasis und gelblichen Spitzen,<br />

helle kontrastreich abgesetzte Unterseite, kürzere und<br />

breitere Ohren als die Pipistrellus-Arten. Der Tragus (Ohrdeckel)<br />

ist kurz, abgerundet, stark nach vorn geneigt und nach<br />

oben verbreitert. Auffällig ist bei Männchen der rechtwinklig<br />

abgeknickte Penis. Neuere genetische Untersuchungen<br />

belegen eine nahe Verwandtschaft mit der Zweifarbenfledermaus<br />

(Vespertilio murinus), mit der sie die 1-2 freien, die<br />

Schwanzflughaut überragenden Schwanzwirbel gemeinsam<br />

hat. Bis 1986 war die Alpenfledermaus der Gattung Pipistrellus<br />

zugeordnet worden. Die Genetik bescheinigt ihr<br />

eine Mittelstellung zwischen den Gattungen Eptesicus und<br />

Pipistrellus.<br />

Biologie<br />

Ähnlich wie der Grosse Abendsegler fliegt die Alpenfledermaus<br />

besonders im Frühjahr und Herbst oft lange vor Sonnenuntergang<br />

aus und jagt dann in grossen Höhen in<br />

schnellem, geradlinigem Flug. Mit Eintreten der Dämmerung<br />

verlegt sie ihr Jagdhabitat aus dem freien Luftraum<br />

und jagt vor Felswänden, über Baumkronen, um Strassenlampen<br />

und beleuchtete Gebäude.<br />

Erbeutet werden vor allem Schwarminsekten wie Nachtfalter,<br />

Wanzen, Haut- und Zweiflügler. Interessant ist in diesem<br />

Zusammenhang die Beobachtung, dass Alpenfledermäuse in<br />

geringer Höhe über einem Ameisenhaufen die zum Hochzeitsflug<br />

startenden Ameisen jagen.<br />

Die Weibchen der Alpenfledermaus bilden meist nur kleine<br />

Wochenstuben mit selten mehr als 20 Individuen. Meist erfolgen<br />

Zwillingsgeburten. Die Alpenfledermaus gilt als ortstreu.<br />

Über Winterschlafquartiere ist kaum etwas bekannt. Jagende<br />

Alpenfledermäuse vor sonnenbeschienenen Felswänden<br />

im Winter deuten auf Felsspalten als Überwinterungsquartiere<br />

hin.<br />

Verbreitung<br />

Die Alpenfledermaus trägt einen Artnamen, der sich im<br />

Nachhinein als wenig passend erwiesen hat. Zwar kommt sie<br />

auch in einigen klimatisch begünstigten Alpentälern wie<br />

dem Wallis und dem Churer Rheintal vor, doch liegt ihr<br />

Hauptverbreitungsgebiet in Südeuropa, Nordafrika und<br />

dem Vorderen Orient. Die nördliche Verbreitungsgrenze zog<br />

sich bis zum Ende des vergangenen Jahrhunderts durch das<br />

französische Zentralmassiv, die Schweiz, Österreich, Ungarn,<br />

Bulgarien und die Krim. Seither aber häufen sich Nachweise<br />

aus Tschechien, Süd- und Mitteldeutschland, die auf eine<br />

starke Arealausweitung nach Norden hindeuten. Als einer<br />

der Hauptgründe für dieses Vordringen, das <strong>Liechtenstein</strong><br />

weg von der Verbreitungsgrenze beinahe ins Zentrum rücken<br />

lässt, wird bei mehreren Autoren die Klimaerwärmung<br />

genannt (u.a. REITTER et al. 2010).<br />

Die Alpenfledermaus zählt im Tessin und im Wallis zu den<br />

häufigen Arten. In Österreich konnte sie 1985 erstmals sicher<br />

nachgewiesen werden. Inzwischen sind Nachweise aus den<br />

meisten Bundesländern bekannt, so auch aus Vorarlberg.<br />

In <strong>Liechtenstein</strong> beschränken sich die Nachweise auf bioakustische<br />

Aufnahmen. Die Frequenzen der Ultraschallrufe<br />

können sich zwar unterhalb von 32 kHz mit denjenigen der<br />

Nordfledermaus und oberhalb von 35 kHz mit jenen der<br />

Weissrandfledermaus überschneiden, lassen sich aber im<br />

Frequenzbereich von 32-35 kHz relativ sicher der Alpen -<br />

fledermaus zuordnen. Da auch arttypische Soziallaute aufgezeichnet<br />

werden konnten, gilt die Art als in <strong>Liechtenstein</strong><br />

sicher nachgewiesen (HOCH 2010a). 30 Rufsequenzen, vier<br />

davon mit Soziallauten, konnten an neun verschiedenen<br />

Standorten aufgenommen werden, in Balzers, Triesen,<br />

Vaduz und Planken. Weitere Aufnahmen aus Schaan und<br />

Gamprin liegen im Überschneidungsbereich der Frequenzen<br />

mit der Nordfledermaus. Im August 2007 wurde in Fläsch<br />

GR, also unmittelbar an der liechtensteinischen Landesgrenze,<br />

ein geschwächtes Jungtier der Alpenfledermaus gefunden.<br />

Im sankt-gallischen St. Margrethen konnte 2009 mittels<br />

DNA-Analyse einer Kotaufsammlung ein Sommerquartier<br />

nachgewiesen werden.

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