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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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36<br />

Wasserspitzmaus (Neomys fodiens)<br />

Ordnung: Insektenfresser (Insectivora)<br />

Familie: Spitzmäuse (Soricidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: René Güttinger<br />

Die Lebensweise der Wasserspitzmaus überrascht. Durchnässte<br />

Kleinsäuger kühlen in der Regel leicht aus und sind in<br />

Todesgefahr. Die Wasserspitzmaus hingegen schwimmt und<br />

taucht und ist an das Leben im Wasser hervorragend angepasst.<br />

Die grösste einheimische Spitzmaus besitzt ein dichtes<br />

Fell. Die einzelnen Haare haben im Querschnitt die Form von<br />

Doppel-T-Balken, in denen Luftblasen hängen bleiben,<br />

einen Luftmantel bilden und dafür sorgen, dass kein Wasser<br />

bis auf die Haut vordringt. Durch Reiben an der Vegetation<br />

vor dem Tauchgang wird das Fell auch elektrostatisch aufgeladen,<br />

wodurch eine zusätzliche wasserabweisende Wirkung<br />

erzielt wird. Die Ohrmuscheln sind im Fell verborgen.<br />

Eine Reihe von harten, steifen Härchen entlang der<br />

Schwanzunterseite macht den Schwanz zu einem effizienten<br />

Antriebs- und Steuerruder. Dank dem Haarsaum an den Füssen<br />

können diese als wirkungsvolle Flossen eingesetzt werden.<br />

Mit ihrer Schwesterart, der Sumpfspitzmaus, kann die<br />

Wasserspitzmaus leicht verwechselt werden. Beide besitzen<br />

ein zweifarbiges Fell mit einer schiefergrauen bis schwarzen<br />

Oberseite und einem weissen Bauch. Die etwas kleinere<br />

Sumpfspitzmaus ist weniger gut an das Wasserleben angepasst.<br />

Ihr fehlt der Haarsaum an der Schwanzunterseite<br />

weitgehend. Manchmal ist der Bauch der Wasserspitzmäuse<br />

nicht weiss, sondern rötlich gefärbt. Dies geht auf die Einlagerung<br />

von roten Carotinoiden zurück, die bei der Ernährung<br />

mit Bachflohkrebsen aufgenommen werden.<br />

Biologie<br />

Ihr Futter sucht die Wasserspitzmaus sowohl im Wasser als<br />

auch in der Uferzone der Gewässer. Bei der Futtersuche im<br />

Wasser stöbert sie oft mit der Schnauze und den Vorderfüssen<br />

im Gewässergrund und dreht dabei kleinere Steine und<br />

anderes Material um. Diese Technik des Stöberns ist recht erfolgreich.<br />

Leicht erbeutet sie so wirbellose Tiere, vor allem<br />

Bachflohkrebse und Insektenlarven, aber auch kleine Fische.<br />

Ihre Beute schwächt sie mit dem giftigen Speichel. Die<br />

Tauchgänge dauern maximal 20 Sekunden, werden aber oft<br />

wiederholt. Die Wasserspitzmaus taucht zum Fressen auf<br />

und legt öfters auch mit ihrer Beute Depots an. Wie die Vertreter<br />

der Gattung Sorex ist auch die Wasserspitzmaus sehr<br />

gefrässig und frisst gelegentlich pro Tag bis über 100 % ihres<br />

Körpergewichtes. Die Verdauung verläuft extrem rasch.<br />

Beim Füttern von Mehlwürmern, die mit unschädlichen Vitalfarben<br />

markiert waren, fand man deren Reste schon nach<br />

einer Stunde im Kot und nach vier Stunden war der Verdauungsvorgang<br />

abgeschlossen.<br />

Die Wasserspitzmaus gräbt selbst auch Gänge. Das Nest legt<br />

sie gerne an Uferböschungen unter Wurzeln und Steinen<br />

und in alten Maulwurf- und Nagerbauen an.<br />

Die Fortpflanzungszeit beginnt im März – April. Die Weibchen<br />

sind dann territorial und recht aggressiv, die Männchen<br />

unternehmen auf der Suche nach Weibchen, die zur Kopulation<br />

bereit sind, weite Wanderungen. Die Tragzeit beträgt<br />

ungefähr 20 Tage. Die Weibchen haben zwei oder gar drei<br />

Würfe mit drei bis zwölf, in der Regel fünf bis sechs Jungen.<br />

Diese werden in einem hilflosen Zustand geboren, wachsen<br />

dann aber schnell heran und sind mit einem Monat schon<br />

recht selbständig. Wasserspitzmäuse werden meist im ersten<br />

Lebensjahr geschlechtsreif. Sie überleben in der Regel nur<br />

einen Winter und werden maximal 18 Monate alt. Dank<br />

ihrer hohen Fortpflanzungsaktivität können sie auch Phasen<br />

mit einer hohen Sterblichkeit rasch überwinden. Wichtige<br />

Feinde sind die Eulen, die Reiher, der Mäusebussard, aber<br />

auch grosse Raubfische wie der Hecht.<br />

Abb. 40 Deutlich erkennbar sind die ausgeprägten Tasthaare.<br />

(Foto: René Güttinger)

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