Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Hinzu kommen noch drei Sommer- oder Zwischenquartiere<br />
und drei Winterquartiere. Zwei der Sommerquartiere befinden<br />
in Rollladenkästen in den obersten Stockwerken eines<br />
Hochhauses im Vaduzer Schwefel. Hier kam im Mai 1996 eine<br />
28-köpfige Kolonie von Grossen Abendseglern zum Vorschein<br />
(HOCH 1997). Im Rahmen einer Untersuchung an Wasserfledermäusen<br />
(Myotis daubentonii) wurde im Schwefelwald<br />
bei Vaduz ein Abendseglermännchen mit mehreren<br />
Wasserfledermäusen aus einer Baumhöhle in einer Buche gefangen<br />
(HOCH 1999b, eigene Daten). Die drei Winterquartiere<br />
verteilen sich auf zwei Baum- und ein Gebäudequartier.<br />
Bei der Holzernte am 20. November 1998 in der Schaaner Fanola<br />
wurden in einem ausgefaulten Astloch in ursprünglich<br />
18 m Höhe eine Winterschlafkolonie von 16 Grossen und<br />
einem kleinen Abendsegler entdeckt (HOCH 1999a). Am 28.<br />
November 2005 musste oberhalb der Schlossstrasse in Vaduz<br />
eine dreistämmige Buche aus Sicherheitsgründen gefällt werden.<br />
Zwischen zwei Stämmen hatte sich durch Reibung und<br />
anschliessende Verwachsung ein rund 2 m hoher Hohlraum<br />
gebildet. Neben je einer Rauhaut-, einer Mückenfledermaus<br />
und 12 Kleinen hatten darin auch zwei Weibchen des Grossen<br />
Abendseglers ihr Winterquartier bezogen. An einem<br />
Hochhaus an der Vaduzer Schwefelstrasse befindet sich in<br />
einem Rollladenkasten ein Winterquartier, das seit 2005 regelmässig<br />
von rund 30 Grossen Abendseglern benutzt wird.<br />
Die nicht sehr fachgerechte Bauweise erlaubt es den Winter-<br />
Abb. 113 Der Lebensraum des Grossen Abendseglers beschränkt<br />
sich auf Lagen unterhalb von 700 Höhenmetern.<br />
Grosser Abendsegler<br />
Winterquartier<br />
Sonstiges Quartier<br />
Freifund<br />
akustisch<br />
2 1 0Kilometer<br />
schläfern, sich oberhalb des Rollladenkastens weiter ins zerklüftete<br />
Betonmauerwerk zu verkriechen (HOCH 2006).<br />
Akustisch zeigt der Grosse Abendsegler im Idealfall einen<br />
charakteristischen Wechsel von tiefen Signalen um 18-21<br />
kHz und höheren mit ihrer Hauptfrequenz von 21 bis 25<br />
kHz, sog. «plipp-plopp»-Rufe, wobei «plipp» die hohen und<br />
«plopp» die tieferen Signale symbolisieren. Dies zeigt er am<br />
ehesten beim Flug im freien Luftraum. Oft genug aber folgen<br />
sich diese unterschiedlichen Signale in sehr unregelmässigem<br />
Rhythmus oder fehlen teilweise ganz. In der Nähe von<br />
Hindernissen steigen die Frequenzen aber an und Verwechslungen<br />
mit Kleinem Abendsegler und Zweifarbenfledermaus<br />
sind dann möglich. Rufe unter 21 kHz können aber<br />
eindeutig dem Grossen Abendsegler zugeschrieben werden.<br />
Bei rund 50 Aufnahmen aus der Talebene und den untersten<br />
Hanglagen von Balzers bis Ruggell ist dies der Fall.<br />
Lebensraum<br />
Als Sommerquartiere bewohnt der Grosse Abendsegler mit<br />
Vorliebe ehemalige Spechthöhlen. Seiner geringen Wendigkeit<br />
entsprechend bevorzugt er Höhlen in lichten Wäldern,<br />
an Waldrändern oder Waldwegen. Im Siedlungsraum bezieht<br />
er als Spaltenbewohner Quartier hinter Fassadenverkleidungen<br />
und in Rollladenkästen.<br />
Mit seinen langen schmalen Flügeln ist der Abendsegler besonders<br />
angepasst für die Jagd im freien Luftraum. Bevorzugt<br />
wird in oft grosser Höhe und in schnellem, gradlinigem<br />
Flug über fast sämtlichen Landschaftstypen gejagt, bevorzugt<br />
über Auwäldern, Gewässern und beleuchteten Flächen.<br />
Dies zeigen auch Detektoraufnahmen vom Schaaner Sportplatz<br />
während des abendlichen Trainingsbetriebes, über der<br />
Strassenbeleuchtung im Gampriner Lums oder dem Vaduzer<br />
Friedhof. Seltener geworden sind die Rufe über den Rheinbrücken,<br />
seit das weissblaue Licht der Quecksilberdampflampem<br />
dem für Insekten weniger attraktiven gelben Licht<br />
der Natriumdampflampen weichen musste.<br />
Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />
Als ursprünglicher Baumhöhlenbewohner ist der Grosse<br />
Abendsegler auf ein grosszügiges Angebot an Altholzbeständen<br />
angewiesen. Spechthöhlen werden von Fledermäusen<br />
in der Regel erst angenommen, wenn sie weit nach oben<br />
ausgefault sind. Da der Waldbau in <strong>Liechtenstein</strong> auf diese<br />
Forderung weitgehend Rücksicht nimmt, sollte für den<br />
Abendsegler zumindest im Wald ein ausreichendes Quartierangebot<br />
zur Verfügung stehen. Quartiere an Gebäuden<br />
verlangen von den Hausbewohnern einige Toleranz, da die<br />
grosse Art, vor allem wenn sie noch in entsprechender Kopfzahl<br />
in einen Rollladenkasten einzieht, eine beachtliche<br />
Mengen Kot produziert. Wie alle spaltenbewohnenden Fledermausarten<br />
im Siedlungsraum ist der Grosse Abendsegler<br />
somit durch Quartierverlust bei Umbauten und Renovierungen<br />
potentiell gefährdet.<br />
Silvio Hoch<br />
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