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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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Verbreitung<br />

In Europa ist die Kleine Hufeisennase einzig im Mittelmeergebiet<br />

weit verbreitet. In Mittel- und Westeuropa erstreckt<br />

sich das Vorkommen, mit grossen Verbreitungslücken,<br />

gegen Norden bis nach West-Irland und das südwestliche<br />

Grossbritannien. Ausserhalb Europas reicht die Verbreitung<br />

von Teilen Nord- und Ostafrikas sowie der Arabischen Halbinsel<br />

ostwärts in Asien bis Kaschmir. In der Schweiz beschränkt<br />

sich das Vorkommen der Kleine Hufeisennase,<br />

nachdem sie hier bis vor 50 Jahren noch weit verbreitet war,<br />

auf isolierte Kolonien in wenigen Alpentälern. In unmittelbarer<br />

Nachbarschaft <strong>Liechtenstein</strong>s existieren im Alpen -<br />

rhein tal nur noch je eine Wochenstube in der Bündner Herrschaft<br />

(MÜLLER et al. 2010) und im Sarganserland (Seeztal)<br />

(GÜTTINGER & BARANDUN 2010). In Voralberg sind je eine Wochenstube<br />

im Rheintal und Grosswalsertal sowie mehrere<br />

Kolonien im Bregenzerwald bekannt (REITER et al. 2006). In<br />

<strong>Liechtenstein</strong> ist die Kleine Hufeisennase letztmals 1953 in<br />

Vaduz beobachtet worden (VON LEHMANN 1962; WIEDEMEIER<br />

1984).<br />

Lebensraum<br />

Wochenstubenquartiere der Kleinen Hufeisennase befinden<br />

sich in Kirchen, Kapellen, Burgen, Wohnhäusern, Ställen,<br />

Brücken und Kraftwerksgebäuden. Die Art bevorzugt verwinkelte,<br />

oft aus mehreren Teilräumen bestehende Dachböden<br />

mit zugluftfreiem und warmem Mikroklima. Den Winterschlaf<br />

verbringt sie in Höhlen und Stollen.<br />

Die Kleine Hufeisennase jagt im Wald. Im Vorderrheintal<br />

(Lugnez, Kanton Graubünden) nutzt sie verschiedene Waldtypen<br />

bis auf 1500 m Meereshöhe (BONTADINA et al. 2006). Oft<br />

sucht sie ihre Beute im Bereich von Fliessgewässern. Auf dem<br />

Weg zwischen Tagesquartier und Jagdgebiet fliegt die Kleine<br />

Hufeisennase gerne entlang von Hecken, Baumreihen,<br />

Geländekanten und Gebäuden. Vermutlich erhöht das Vorhandensein<br />

solcher Deckungsstrukturen die Chance eines sicheren,<br />

vor Fressfeinden geschützten Ausflugs. Gleichzeitig<br />

können die Fledermäuse früher in der Dämmerung ausfliegen,<br />

so dass ihnen mehr Zeit für die Beutesuche bleibt. Der<br />

Aktionsradius um das Wochenstubenquartier beträgt im<br />

Normalfall etwas 2,5 km und reicht im Maximum bis 4 km.<br />

Bei der Wahl von Ruhequartieren während der Jagdpausen<br />

ist die Kleine Hufeisennase wenig wählerisch. In Frage kommen<br />

alte Ställe, Felsspalten, Brücken sowie Betonschächte<br />

und Strassenunterführungen von Bächen.<br />

Gefährdung und Schutz<br />

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlitt die Kleine<br />

Hufeisennase in Mittel- und Westeuropa einen umfassenden<br />

Bestandesrückgang, verbunden mit einem grossräumigen<br />

Arealverlust. Hauptursache dafür sind nach heutiger Auffassung<br />

hochtoxische Pestizide wie DDT und Lindan, welche damals<br />

in der Landwirtschaft und bei der Schädlingsbekämpfung<br />

in Dachstöcken bedenkenlos eingesetzt wurden. Die<br />

Aufnahme der Wirkstoffe über die Nahrungskette und den<br />

Kontakt mit behandeltem Holz im Quartier führte zu einer<br />

schleichenden Vergiftung der empfindlichen Fledermäuse. In<br />

<strong>Liechtenstein</strong> ist die Kleine Hufeisennase seit über 50 Jahren<br />

ausgestorben. Systematische Dachstockkontrollen, wie sie<br />

seit den 1990er Jahren regelmässig durchgeführt werden, erbrachten<br />

bislang keine Hinweise auf ein aktuelles Vorkommen.<br />

Erstaunlicherweise sind auch ältere Beobachtungen nur<br />

spärlich vorhanden. Einzig VON LEHMANN (1962, zit. in WIEDE-<br />

MEIER 1984) erwähnt zwei Beobachtungen von 1953 aus<br />

Vaduz, nämlich eine Wochenstube mit rund 20 Alttieren in<br />

einem Dachstock sowie ein Einzeltier in einem Keller.<br />

In Graubünden sowie im Bregenzerwald zeigen die verbliebenen<br />

Wochenstubenkolonien der Kleinen Hufeisennase<br />

seit Jahren eine positive Bestandesentwicklung (REITER et al.<br />

2006, MÜLLER et al. 2010). Dieser Trend lässt auf eine Wiederausbreitung<br />

und mittelfristig auch auf eine erneute Besiedlung<br />

<strong>Liechtenstein</strong>s hoffen. Das Öffnen verschlossener<br />

Dachstöcke, welche idealerweise nicht weiter als 2 bis 3 km<br />

vom Wald entfernt liegen sollten, ist eine wichtige Massnahme<br />

zur Wiederherstellung potenzieller Wochenstubenquartiere.<br />

Ebenfalls wesentlich ist das Vorhandensein von<br />

Hecken und Baumreihen als Deckungsstrukturen entlang<br />

der Flugrouten zwischen Quartier und Jagdgebieten. An geeigneten<br />

Orten angepflanzt, werden neue Hecken von den<br />

Tieren sehr rasch angenommen. Eine möglichst grosse Waldfläche<br />

im Umkreis von 600 m um das Wochenstubenquartier<br />

erhöht die Lebensraumqualität massgeblich.<br />

René Güttinger<br />

Abb. 66 Im Rheinbergerhaus in Vaduz hat der Zoologe Ernst von<br />

Lehmann 1953 letztmals eine zwanzigköpfige Kolonie der Kleinen<br />

Huf eisennase beobachtet. (Foto: Silvio Hoch)<br />

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