Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Verbreitung<br />
Der Rothirsch ist als eurasische Tierart in ganz Europa (mit<br />
Ausnahme von Island, Grönland und einigen Mittelmeergebieten)<br />
in West- und Zentralasien und in Nordafrika verbreitet.<br />
In seinem Verbreitungsgebiet wird die Art Cervus<br />
elaphus in mehrere Unterarten unterteilt. Der asiatische<br />
Maral hirsch, der grosse Ähnlichkeiten mit dem Rothirsch<br />
aufweist, ist eine Unterart des nordamerikanischen Wapiti -<br />
hirsches (Cervus canadensis). Während der Rothirsch in der<br />
Schweiz im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts praktisch<br />
vollständig ausgerottet wurde, hat sich im benachbarten<br />
Vorarlberg und im <strong>Liechtenstein</strong>er Berggebiet ein geringer<br />
Bestand erhalten können. Dieser wurde um 1866 durch zusätzliche<br />
Aussetzungen von wahrscheinlich bayerischem<br />
Rotwild durch den Feldkircher Unternehmer Carl Ganahl gestützt<br />
(HALLER 2002). Heute besiedelt das Rotwild in <strong>Liechtenstein</strong><br />
vor allem das Berggebiet und die rheintalseitigen<br />
Hanglagen auf einem Areal von rund 8‘000 Hektaren. Im<br />
Talraum kommt es nur noch sporadisch vor. Im Sommer 2011<br />
standen einige Stücke in der deckungsreichen Umgebung<br />
des Schwabbrünner Rietes und im Bannriet. Der Sommer-<br />
Herbstbestand liegt aktuell bei ca. 600, der Winterbestand<br />
bei knapp 300 Stück. Aufgrund intensiver Winterfütterung<br />
in den benachbarten Vorarlberger Tälern wandert ein Teil<br />
des Rotwildes im Winter in diese Gebiete ab.<br />
Abb. 204 Das Verbreitungsgebiet des Rothirsches konzentriert<br />
sich auf die bewaldeten Hanglagen.<br />
2 1 0Kilometer<br />
Lebensraum<br />
Rothirsche sind aufgrund ihres Körperbaus gekennzeichnet<br />
als ausdauernde Läufer und Bewohner weiträumiger, teilweise<br />
offener oder halboffener Lebensräume. Geländeun -<br />
eben heiten und dichte Vegetationsstrukturen sind als<br />
Deckung beliebt. Die Abwechslung zwischen grossen Frei -<br />
flächen erlauben gleichzeitig die optische Absicherung und<br />
die benötigte Deckung während der Wanderung. Eine möglichst<br />
geringe Zerschneidung durch Strassen ist wichtig. Die<br />
Lebensraumgrösse (Areal) für weibliches Rotwild reicht bei<br />
uns bis rund 200, für männliches Rotwild bis rund 120 Quadratkilometer<br />
(RUHLÉ & LOOSER 1991). In der Dämmerungsund<br />
Nachtzeit ziehen die Tiere in der Regel zur Äsung auf<br />
Wiesen ausserhalb des Waldes. Tagsüber werden abgelegene,<br />
ungestörte Waldgebiete, meist in steilen Hang- und<br />
Berglagen, als Einstand bevorzugt.<br />
Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />
Rotwild wird in <strong>Liechtenstein</strong> von Mai bis Dezember bejagt.<br />
Die natürlichen Feinde wie Bär und Wolf fehlen, Steinadler<br />
und Luchs können höchstens den frisch geborenen Kälbern<br />
gefährlich werden. Der Bestand an Rothirschen ist nicht ge -<br />
fähr det. Ein Teil der durch intensive Winterfütterung in Vorarlberg<br />
geförderten Bestände wandert im Frühjahr in Liech -<br />
tensteiner Gebiete und führt vor allem in den nördlichen<br />
Hang- und Berglagen zu überhöhten Beständen und den damit<br />
zusammenhängenden Schäden am Wald. Rund 100<br />
Stück beträgt der jährliche Zuwachs des in <strong>Liechtenstein</strong><br />
überwinternden Rotwildes. Bei einer langjährigen jagdli -<br />
chen Nutzung zwischen 200 und 250 Stück pro Jahr und<br />
trotzdem gleichbleibendem Bestand wird die Grössenordnung<br />
der jährlich einwandernden Rothirsche deutlich.<br />
Eine Einwanderung von Westen über die Talebene ist durch<br />
die bestehenden Barrieren von Autobahn, Rhein und Sied -<br />
lungs gürtel fast vollständig auszuschliessen. Auf Schweizer<br />
Seite wurden drei durch die Autobahn A13 unterbrochene,<br />
national bedeutsame Wildtierkorridore für den Rothirsch<br />
ausgewiesen (Schollberg-Fläscherberg, Wartau-Cholau,<br />
Buch ser Rheinau) (RICHTPLAN KANTON ST. GALLEN).<br />
Um die Lebensbedingungen des Rotwildes zu verbessern,<br />
sind aufgrund der grossräumlichen Lebensansprüche und<br />
des hohen Nahrungsbedarfs für das Rotwild beruhigte, von<br />
Menschen ungestörte Einstandsgebiete und der freie Zugang<br />
zu Äsungsflächen auch während der Tagesstunden zu<br />
gewährleisten. Auf <strong>Liechtenstein</strong>er Seite sind Leitstrukturen<br />
für einen rheintalquerenden Wildkorridor vom Schaaner<br />
Riet bis an den Rhein vorgesehen.<br />
Die zur Zeit laufenden Untersuchungen mit Sender-mar kier -<br />
tem Rotwild in Vorarlberg, <strong>Liechtenstein</strong> und Graubünden<br />
werden wichtige Erkenntnisse über die Verbreitung und das<br />
Wanderverhalten liefern.<br />
Michael Fasel<br />
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