Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1926 ist der letzte, der einen erlegten Fischotter ausweist.<br />
Seitdem dürfte der Fischotter nur mehr Durchzügler im<br />
Lande gewesen sein und wir haben seit dieser Zeit nur mehr<br />
ungesicherte Angaben. So sollen 1946 seine Spuren<br />
zwischen Sevelen und Balzers am Rhein gesehen worden<br />
sein (VON LEHMANN 1956). KREBSER (1959) erwähnt eine letzte<br />
Beobachtung im Jahre 1951 bei Bad Ragaz. Am 12. Januar<br />
1963 fand Prinz Hans von <strong>Liechtenstein</strong> (briefl. Mitt. an von<br />
Lehmann) einen frischen Austritt eines Fischotters aus dem<br />
Gampriner Seelein. 1968 soll er von einem Ruggeller Jäger<br />
am Mühlbach beim Zollhaus gesehen worden sein (BROGGI<br />
1970). Der Botaniker Dr.Josef Aregger, Konservator am Na -<br />
tur museum in Luzern, meinte zwei Exemplare im Sep tember<br />
1974 im Ruggeller Riet gesehen zu haben (damals persönl.<br />
Mitt. an den Autoren).<br />
Eine mediale Umfrage der Stiftung Pro Lutra und des<br />
Bündner Naturmuseums im Jahre 2001 zeigte, dass bis in die<br />
1960-er Jahre Fischotterbeobachtungen am Bündner Vorderrhein<br />
vorkamen. Eine letzte Beobachtung stammte aus<br />
dem Vorderrhein zwischen Ilanz und Disentis aus dem Jahre<br />
1975. Bis in die jüngste Zeit sollen Beobachtungen aus dem<br />
Raum Schynschlucht/Lenzerheide gemeldet worden sein.<br />
Der ursprünglich in ganz Mitteleuropa beheimatete Fischotter<br />
starb somit in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
an den meisten Orten aus, der letzte offizielle Nachweis der<br />
Schweiz am Neuenburgersee datiert auf das Jahr 1989. In<br />
Mitteleuropa gibt es noch grössere Bestände in Tschechien,<br />
im Osten Deutschlands und Restpopulationen in Nordhessen,<br />
im Bayerischen Wald sowie in Österreich, vor allem<br />
Abb. 196 Spuren des Fischotters.<br />
(Foto: Pröhl/fokus natur.de)<br />
im Wald- und Mühlviertel und in Ostösterreich. Aus diesen<br />
Kernpopulationen heraus besiedelt der Fischotter zunehmend<br />
wieder alle Bundesländer, mit bisheriger Ausnahme<br />
von Vorarlberg.<br />
Lebensraum<br />
Sein bevorzugter Lebensraum sind flache Flüsse und Überschwemmungsebenen.<br />
Er kommt in allen Arten von Süsswasser-Lebensräumen<br />
zurecht, solange die Gewässer klar<br />
und fischreich sind und ausreichend Versteckmöglichkeiten<br />
entlang der Ufer bieten. Seine Anwesenheit verrät er am<br />
ehesten durch gut getarnte Ausstiege am Ufer, dem<br />
Otternkot sowie Beuteresten. Auf schlammigem Untergrund<br />
oder im Schnee sieht man die Trittsiegel wie auch die Schleifspur<br />
des Schwanzes.<br />
Gefährdungssituation und Schutzmassnahmen<br />
Die massive Verfolgung des Fischotters als «Fischerei schäd -<br />
ling», die einsetzenden Flussregulierungen und die Melio ra -<br />
tion der Feuchtgebiete schränkten den Lebensraum des Otters<br />
massiv ein. Die Belastung der Nahrung mit polychlo rier ten<br />
Biphenylen wirkte sich nachteilig auf die Reproduk tion aus.<br />
Die Revitalisierung von Fliessgewässern kann dazu bei tra -<br />
gen, dass sich die Fischbestände in den Gewässern wieder<br />
erhöhen. Denn nur fischreiche Gewässer können eine Otter -<br />
popu lation ernähren. Das Beuteangebot ist die entschei den -<br />
de Lebensraum-Ressource. Eine Studie im Auftrag der<br />
Stiftung Pro Lutra 2007/2008 zeigt, dass sich die <strong>Liechtenstein</strong><br />
am nächsten liegenden Fischotter popu la tio nen in der<br />
Steiermark (A) und in der Region Lyon bis Hochsavoyen am<br />
Ausbreiten sind. Zwei Populationen im Piemont im Ticinotal<br />
und im Elsass sind auf illegale Aussetzungen zurückzuführen<br />
und scheinen stabil zu sein. Die Beobachtungen in den<br />
Ostalpen zeigen, dass sich Fischotter entlang der Verbrei -<br />
tungs achsen sprunghaft mit Überspringen wenig geeigneter<br />
Gewässer bewegen. So konnte im Jahre 2007 ein Fischotter<br />
im Raum Innsbruck beobachtet werden.<br />
Im Rahmen einer automatischen Videoüberwachung des<br />
Fischaufstiegs in der Fischtreppe des Kraftwerkes Reichenau<br />
am Alpenrhein wurde anfangs Dezember 2009 mehrmals ein<br />
Fischotter festgestellt. Ob es sich beim beobachteten Fischotter<br />
um ein natürlich zugewandertes Individuum oder um<br />
ein aus einer Haltung entflohenes Tier handelt, kann nicht<br />
gesagt werden. Eine natürliche Fischotter-Einwanderung in<br />
unsere Gegend wird am ehesten über den Inn erwartet (Pro<br />
Lutra Otterpost Juli 2008). Es gibt Experten, die behaupten<br />
die Art sei in der Schweiz wieder heimisch. Damit werden<br />
nicht nur die auftauchenden Einzeltiere im Neuenburger See<br />
und Murtensee gemeint, es leben auch drei Fischotter in der<br />
Aare und im Wohlensee. Sie sind teils Nachkommen eines<br />
Otterpärchens, welches 2005 aus dem Tiergarten Dählhölzli<br />
entfloh (Andreas Six, NZZ am Sonntag 23. Mai 2010, Fischotter<br />
zurück in der Schweiz? CH-Wildinfo Nr.3/Juni 2010).<br />
Mario F. Broggi<br />
157