Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros)<br />
Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />
Familie: Hufeisennasen (Rhinolophidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: René Güttinger<br />
Auch die Kleine Hufeisennase besitzt auf ihrem Nasenrücken<br />
auffällig geformte Hautaufsätze und die namengebende,<br />
hufeisenförmige Hautfalte. Mit einem Gewicht von vier bis<br />
acht Gramm und einer Flügelspannweite von rund 23 cm ist<br />
sie jedoch deutlich kleiner als die Grosse Hufeisennase. Die<br />
Kleine Hufeisennase besitzt ein dichtes, gelbbraunes Rückenfell<br />
mit einer deutlich helleren, grauweissen Unterseite.<br />
Wie bei allen Hufeisennasen besitzen Weibchen zusätzlich<br />
zu den beiden achselständigen Milchzitzen in der Leistengegend<br />
zwei Haftzitzen, an denen sich die Jungtiere mit dem<br />
Mund festhalten können. In Ruhestellung am Hangplatz<br />
hüllt sie sich komplett in ihre Flughäute ein. Dank dieser typischen<br />
Verhaltensweise am Hangplatz sowie der geringen<br />
Körpergrösse kann die Kleine Hufeisennase im Quartier mit<br />
keiner anderen Fledermausart verwechselt werden. Ebenfalls<br />
eindeutig bestimmbar ist die Kleine Hufeisennase anhand<br />
ihrer Ortungslaute, die sie wie ihre grosse Schwester<br />
durch die Nasenlöcher aussendet.<br />
Biologie<br />
Im Sommerhalbjahr schliessen sich Weibchen der Kleinen<br />
Hufeisennase zu Wochenstubenkolonien zusammen, welche<br />
in Graubünden bis zu 300 (MÜLLER et al. 2010) und in Vorarlberg<br />
bis zu 100 Individuen (REITER et al. 2006) umfassen. Die<br />
meisten Kolonien zählen jedoch nur wenige Dutzend Alttiere.<br />
In der Regel handelt es sich um reine Weibchengruppen<br />
mit ihren Jungtieren. Die einzelnen Tiere hängen in der<br />
Regel locker verteilt an Dachbalken, am Unterdach sowie an<br />
Mauervorsprüngen. Gelegentlich dienen auch enge, lediglich<br />
wenige Dutzend Zentimeter hohe Zwischenböden als<br />
Hangplatz. Nur bei kühler Witterung sowie kurz vor der Geburt<br />
bilden die Tiere dichte Cluster. Kleine Hufeisennasen<br />
brechen rund 30 Minuten nach Sonnenuntergang zur Jagd<br />
auf. Während der Beutesuche legen sie regelmässig Aktivitätspausen<br />
ein, die sie entweder in Ruhequartieren im Jagdgebiet<br />
oder im Wochenstubenquartier verbringen. Breite<br />
Flügel und ein geringes Körpergewicht ermöglichen der<br />
Kleinen Hufeisennase langsame, wendige Flugmanöver in<br />
Baumkronen und Büschen sowie über dem Waldboden. Auf<br />
der Suche nach Beute vollführen die Fledermäuse enge Flugschleifen<br />
mitten durchs Geäst oder um einzelne Baumstämme.<br />
Beutetiere werden mit Hilfe frequenzkonstanter Ortungslaute,<br />
wie dies für Hufeisennasen typisch ist, sowie<br />
durch Wahrnehmung des Flügelschlags lokalisiert. Generell<br />
dominieren kleine, weiche und langsam fliegende Insekten<br />
die Nahrung, welche vor allem aus kleinen Nachtfaltern,<br />
Netz- und Zweiflüglern (hauptsächlich Schnaken) besteht.<br />
Die Weibchen gebären Ende Juni oder im Juli ein einzelnes<br />
Junges. Die Jungtiere verlassen vier Wochen nach der Geburt<br />
erstmals das Wochenstubenquartier, sind aber erst im<br />
Alter von sechs bis sieben Wochen entwöhnt und selbstständig.<br />
Weibchen und Männchen erreichen meist erst im zweiten<br />
Herbst die Geschlechtsreife. Das Durchschnittsalter beträgt<br />
vier bis fünf Jahre, das nachgewiesene Höchstalter<br />
beträgt 21 Jahre. Die Kleine Hufeisennase verhält sich wie<br />
ihre grosse Verwandte sehr ortstreu. So sind Sommer- und<br />
Winterquartiere meist weniger als 20 km voneinander entfernt.<br />
Abb. 65 Beim Aussenden der Ultraschalllaute wirkt<br />
der hufeisenförmige Nasenaufsatz wie ein Megafon.<br />
(Foto: René Güttinger)