Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Schneemaus (Chionomys nivalis)<br />
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)<br />
Familie: Wühlmäuse (Arvicolidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: Miloš Anděra<br />
Eigentlich müsste sie «Klettermaus» heissen, denn die<br />
Schneemaus ist weniger an das Leben im Schnee als vielmehr<br />
an das Leben in spaltenreichen Felsgebieten angepasst. Mit<br />
Hilfe der grossen Fussschwielen, die der besseren Haftung<br />
dienen, und dem langen Schwanz, der zum Stützen und<br />
Balancieren eingesetzt wird, turnt sie geschickt durch das<br />
Spaltenlabyrinth. Dank den kräftigen Krallen kann sie<br />
besonders gut klettern. Die langen Tasthaare an der Schnauze<br />
setzt sie zur Orientierung im Dunkel der Felsspalten und<br />
-höhlen ein. Sie wechselt ihr Fell im Winter nicht wie<br />
Hermelin und Schneehase, sondern zeigt jahraus jahrein<br />
einen schiefergrauen Pelz. Die Ohren treten deutlich aus<br />
dem Fell hervor. Man kann die kräftige und relativ grosse<br />
Schneemaus mit keiner anderen einheimischen Wühlmaus<br />
verwechseln. Die Schneemaus zeigt wenig Scheu vor dem<br />
Menschen und kann auf Bergwanderungen immer wieder<br />
beobachtet werden.<br />
Abb. 171 Die Schneemaus ist ein reiner Pflanzenfresser. (Foto: Paul Marchesi)<br />
Biologie<br />
Die Schneemaus ist ein reiner Pflanzenfresser und frisst alle<br />
Pflanzenteile von den Wurzeln und Knollen über die Sprossteile<br />
bis zu den Samen, Früchten und Blüten. Im Winter findet<br />
sie auch unter dem Schnee relativ grünes Pflanzenmaterial.<br />
Öfters nagt sie auch an der Rinde der Zwergsträucher.<br />
Gelegentlich legt sie auch Vorräte von Zwiebeln und Knollen<br />
an, so zum Beispiel vom Krokus. Wenn sie diese nicht mehr<br />
oder nicht mehr vollständig findet, leistet sie einen guten<br />
Beitrag an die Verbreitung der Pflanzen.<br />
Die Fortpflanzung beginnt nach der Schneeschmelze. Nach<br />
einer Tragzeit von 20 bis 22 Tagen bringt das Weibchen zu<br />
Beginn der Vegetationsperiode drei bis vier, später nur noch<br />
zwei Junge pro Wurf zur Welt. Die meisten Weibchen gebären<br />
pro Sommer ein bis zwei und nur einige wenige drei<br />
Würfe. Wiegen die Jungen bei der Geburt etwa drei bis vier<br />
Gramm, so sind es nach vier Wochen 20 bis 30 Gramm und<br />
nach acht Wochen 40 bis 50 Gramm. Die Jungtiere entwickeln<br />
sich im Vergleich zu anderen Wühlmäusen langsam.<br />
Sie wagen sich in den ersten Lebenswochen aus Angst vor<br />
einem Absturz kaum aus dem Nest heraus.<br />
Aktuelle Freilandstudien von Peter Wandeler, Universität<br />
Zürich (pers. Mitteilung) zeigen, dass die Weibchen relativ<br />
ortstreu sind und sich nahe verwandte Weibchen (Mutter,<br />
Tochter, Tante) im gleichen Umfeld aufhalten. Die Männchen<br />
besitzen grössere Territorien (2000 m 2 ) als die<br />
Weibchen (900 m 2 ). Besonders junge Männchen zeigen eine<br />
starke Abwanderung.<br />
Grundsätzlich verhält sich die Schneemaus mit einer ge -<br />
ringeren Zahl von Nachkommen mit höheren Überlebenschancen<br />
als K-Strategin (Fortpflanzungsstrategie mit einer<br />
Populationsgrösse nahe der Kapazitätsgrenze eines Le -<br />
bensraumes). Der Turnover in der Population ist für eine<br />
Wühlmaus relativ gering. Die Fortpflanzungsleistung ist mit<br />
wenigen Würfen pro Jahr und einer kleinen Jungenzahl pro<br />
Wurf niedrig. Dafür überleben einige Tiere sogar einen 2.<br />
Abb. 172 Das von schwarzen Leithaaren durchsetzte<br />
graubraune Rückenfell ist ein weiteres typisches Merkmal<br />
der Schneemaus. (Foto: Paul Marchesi)