Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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abschnitt. Dazu kommt noch eine Wochenstube in Nenzing,<br />
im voralbergischen Walgau, mit maximal 22 Weibchen.<br />
Die beiden liechtensteinischen Quartiere in der Pfarrkirche<br />
Vaduz und im alten Pfarrhof in Balzers zählen etwa 21 bzw.<br />
18 erwachsene Tiere. In den Jahren 2000 bis 2006 benutzte<br />
eine Gruppe von maximal sechs Breitflügelfledermäusen<br />
einen Spalt hinter dem Streichbalken an der Aussenfassade<br />
eines Einfamilienhauses in Gamprin als Zwischenquartier.<br />
Den gleichen Quartiertyp bewohnt auch ein Einzeltier im<br />
Triesner Grossen Bongert. Im Vaduzer Oberfeld befindet sich<br />
hinter einem Fensterladen das Paarungsquartier eines<br />
Männchens. Am 8.07.2001 gelang über dem Giessen bei der<br />
Vaduzer ARA der Netzfang eines erwachsenen Männchens<br />
und am 9.08.2010 waren es drei postlaktierende Weibchen,<br />
die beim Weiher am Vaduzer Schliessaweg ins Netz gingen.<br />
Bioakustisch ist die Breitflügelfledermaus relativ schwierig<br />
nachzuweisen, da wegen Frequenzüberschneidungen mit<br />
dem Grossen Mausohr, der Nordfledermaus, der Zweifarbenfledermaus<br />
und dem Kleinen Abendsegler gleich mehrfache<br />
Verwechslungsmöglichkeiten bestehen. Trotzdem<br />
konnten rund 150 Aufnahmen von 40 Standorten aus fast<br />
sämtlichen Gemeinden des Landes mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit<br />
dieser Art zugeordnet werden. Auch in Vorarlberg<br />
konnten ihre Rufe im Rheintal und im Walgau auf-<br />
Abb. 105 Die Verbreitungskarte der Breitflügelfledermaus<br />
zeigt ein Vorkommen von der Talebene bis in die mittleren<br />
Höhenlagen mit einer Bevorzugung des urbanen Raumes.<br />
Breitflügelfledermaus<br />
Wochenstube<br />
Sonstiges Quartier<br />
Netzfang Freiland<br />
akustisch<br />
2 1 0Kilometer<br />
genommen werden (Amann, schriftl. Mitteilung). Der Frequenzbereich<br />
der Breitflügelfledermaus liegt zwischen 24<br />
und 30 kHz.<br />
Lebensraum<br />
Die Breitflügelfledermaus bewohnt Spalten an und in Gebäuden,<br />
wie Fassadenhohlräume und Wandverkleidungen,<br />
versteckt sich aber auch hinter Fensterläden. Wochenstuben<br />
befinden sich meist in Dachstöcken, wo sich die Tiere gerne<br />
im Giebelbereich hinter dem Firstbalken oder hinter Dachsparren<br />
verkriechen. Der abendliche Ausflug erfolgt in der<br />
Regel durch Lücken im Ziegeldach. Wie bei den Quartieren<br />
verhält sich die Breitflügelfledermaus auch bei der Wahl<br />
ihrer Jagdgebiete synanthrop: Sie ist auf die vom Menschen<br />
geschaffene Kulturlandschaft angewiesen. Mit Vorliebe jagt<br />
sie um hohe Einzelbäume oder Strassenlampen, entlang von<br />
Alleen, Hecken und Waldrändern, in Streuobstwiesen und<br />
Parks, sowie über extensiven Wiesen und Weiden.<br />
Die bioakustischen Nachweise dieser Art in <strong>Liechtenstein</strong><br />
bestätigen die Angaben aus der Fachliteratur. So konnten<br />
beispielsweise Ende Mai 2010 mehrere Breitflügelfledermäuse<br />
bei der Jagd nach Schwarminsekten über einem Holzsammelplatz<br />
im Schaaner Wisele an der Kröppelröfi beobachtet<br />
und ihre Ultraschallrufe aufgezeichnet werden. Die<br />
Jagd um Strassenbeleuchtungen belegen Aufnahmen in der<br />
Palduinstrasse in Balzers, der St. Florinsgasse in Vaduz, im<br />
Plankner Häldele und im Lums in Gamprin.<br />
Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />
Der Landschaftswandel, besonders das Verschwinden der<br />
Streuobstwiesen und die Ausräumung der Landschaft, stellt<br />
das zukünftige Vorkommen dieser Art im Alpenrheintal<br />
stark in Frage. Mit zwei Fortpflanzungskolonien trägt<br />
<strong>Liechtenstein</strong> für das Überleben dieser isolierten Population<br />
in unserer Region eine besondere Verantwortung. Das grossflächige<br />
Pflanzen von Hochstammobstbäumen auf Parzellen<br />
der Bürgergenossenschaft Triesen und die Bemühungen des<br />
Vereins «Pro Obstbaum» in Balzers sind in diesem Zusammenhang<br />
sehr zu begrüssen. Auch andere Gemeinden<br />
schenken in Zusammenarbeit mit dem Verein «Hortus» dem<br />
Erhalt der alten Obstsorten und damit den Hochstämmern<br />
ein besonderes Augenmerk. Die wenigen Quartiere müssen<br />
bei künftigen Renovierungen unbedingt erhalten bleiben.<br />
Silvio Hoch<br />
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