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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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78<br />

Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)<br />

Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />

Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: René Güttinger<br />

«Nomen est omen», sagt das Sprichwort, das für die Mückenfledermaus<br />

gleich in doppeltem Sinne zutrifft. Sie ist die<br />

kleinste unter den europäischen Fledermausarten und entsprechend<br />

ihrem bevorzugten Jagdgebiet, den gewässernahen<br />

Wäldern, sind Mücken ihre Leibspeise. Der seit Beginn<br />

der 1980er-Jahre aufgrund ihrer Ruffrequenz um die 55 kHz<br />

vermutete Artstatus konnte Mitte der 1990er-Jahre genetisch<br />

bestätigt werden. Seither stellt die Bestimmung dieser Art<br />

die Feldforscher und Fledermausschützer immer wieder vor<br />

Probleme. Es sind keine messbaren Bestimmungsmerkmale<br />

vorhanden, um die Art von der ähnlichen Zwergfledermaus<br />

unterscheiden zu können. Die vergleichsweise kürzere<br />

Schnauze und die dadurch steiler erscheinende Stirn sind nur<br />

bei grosser Bestimmungserfahrung hilfreich. Meist hellere<br />

Hautpartien vor allem ums Auge, am Ohrdeckel (Tragus) und<br />

der Ohrinnenseite sind weitere vage Unterscheidungsmerkmale<br />

zur Geschwisterart. Als sicherstes Merkmal haben sich<br />

bestimmte Flughautfelder erwiesen, die durch elastische Fasern<br />

in der Flughaut gebildet werden (Abb. 96). Die Behaarung<br />

der Schwanzflughaut reicht, ähnlich wie bei der Rauhautfledermaus,<br />

bis fast auf Höhe des Hinterfusses.<br />

Biologie<br />

Als Spaltenbewohnerin besiedelt die Mückenfledermaus<br />

häufig vom Menschen geschaffene Strukturen. Insbesondere<br />

Wochenstubenquartiere befinden sich in Gebäudespalten.<br />

Fledermauskästen und natürliche Baumhöhlen werden<br />

vor allem als herbstliche Balzquartiere angenommen, letztere<br />

auch als Winterquartiere.<br />

Gejagt werden kleine Schwarminsekten, wie Zuck- und<br />

Stechmücken, aber auch kleine Haut- und Netzflügler sowie<br />

Eintagsfliegen. Der grösste Teil der Beute besteht aus Insekten,<br />

die eine ans Wasser gebundene Larvenentwicklung<br />

durchlaufen.<br />

In jüngster Zeit häufen sich die Anzeichen, dass die Mückenfledermaus,<br />

ähnlich wie die Rauhautfledermaus und die<br />

Abendsegler, grosse saisonale Wanderungen durchführt. So<br />

wurde ein in Sachsen-Anhalt beringtes Tier an der kroatischen<br />

Adriaküste wieder gefunden. Ein in Prenzlau in der<br />

Uckermark am 3.8.2007 beringtes Weibchen flog am<br />

6.10.2008 in der südfranzösischen Camargue ins Japannetz<br />

(DANILO RUSSO, schriftl. Mitteilung). Die beiden Überflüge von<br />

775 bzw. 1280 km belegen, dass auch die Mückenfledermaus<br />

südlich gelegene Winterquartiere aufsucht.<br />

Die Weibchen der Mückenfledermaus können sich in den<br />

Wochenstuben mit Zwergfledermäusen vergesellschaften.<br />

An Mischkolonien in Kreuzlingen TG konnte beobachtet<br />

werden, dass die Mückenfledermäuse rund eine halbe Stunde<br />

nach den Zwergfledermäusen ausfliegen und dass die<br />

Jungen zwischen Mitte und Ende Juni geboren werden<br />

(BURKHARD 2007). Oft sind es wie bei allen wandernden Arten<br />

Zwillingsgeburten.<br />

Verbreitung<br />

Unter allen vier in Europa vorkommenden Arten der Gattung<br />

Pipistrellus ist die Mückenfledermaus die am weitesten<br />

verbreitete Art. Sie besiedelt Südeuropa ebenso wie die britischen<br />

Inseln und erreicht an der norwegischen Küste den<br />

63. Breitengrad. In der Schweiz ist die Mückenfledermaus in<br />

allen grösseren Flusstälern und an den Ufern der grösseren<br />

Seen nachgewiesen (SATTLER et al. 2007). In Vorarlberg konnten<br />

erstmals 2007 Detektornachweise erbracht werden<br />

(GEORG AMANN, schriftl. Mitteilung).<br />

Nach wie vor fehlt aus <strong>Liechtenstein</strong> ein Fortpflanzungsnachweis<br />

der Mückenfledermaus, obwohl die meisten bislang<br />

bekannten Quartiere der Zwergfledermaus nachkontrolliert<br />

worden sind. Die Nachweise der Mückenfledermaus<br />

in <strong>Liechtenstein</strong> beschränken sich bis auf wenige Einzelfunde<br />

auf die mehrfache Aufzeichnung von Ultraschallrufen,<br />

darunter auch arttypische Soziallaute.<br />

Bei den Einzelfunden handelt es sich um einen Einflug in eine<br />

Wohnung in Triesen und um zwei Netzfänge über dem Binnenkanal<br />

in Vaduz im März bzw. April 2000. Beide Tiere<br />

waren Männchen. Ende November 2005 wurde nahe beim<br />

Schloss Vaduz eine Winterschlafgesellschaft in einer gefällten<br />

Buche entdeckt. Neben Grossen und Kleinen Abendseg-<br />

Abb. 96 Nicht immer sind die Färbungsunterschiede der<br />

Hautpartien im Gesicht und an den Ohren zwischen<br />

Zwergfledermaus (links) und Mückenfledermaus (rechts) so<br />

deutlich wie auf dieser Aufnahme. (Foto: René Güttinger).

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