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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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66<br />

Braunes Langohr (Plecotus auritus)<br />

Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />

Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: René Güttinger<br />

Langohren (Gattung Plecotus) sind besonders attraktive<br />

Fledermäuse. Auffällig bei allen Arten sind die fast 5 cm<br />

langen, nahezu körperlangen Ohren. Im Wachzustand sind<br />

diese weit aufgestellt, bei ruhenden Tieren hingegen gut<br />

versteckt zwischen Körper und Unterarm geklappt, sodass<br />

nur noch der frei abstehende Ohrdeckel (Tragus) sichtbar<br />

bleibt. Beim Winterschlaf schützt dieses Verhalten die zarten<br />

Ohren vor Erfrierungen. Die Ohren stehen am Scheitel zusammen.<br />

Die Schnauze wirkt durch das markante, paarige<br />

Drüsenfeld auf dem Nasenrücken gedrungen. Langohren<br />

besitzen vergleichsweise grosse Augen. Ortungslaute senden<br />

sie durch den Mund oder die Nasenlöcher aus. Mit<br />

einem Normalgewicht von sechs bis zehn Gramm und einer<br />

Flügelspannweite von 24-30 cm zählen Langohren zu den<br />

mittelgrossen Fledermausarten.<br />

Das Braune Langohr besitzt ein relativ dichtes und langes<br />

Fell. Die Oberseite ist von brauner bis rötlich-brauner und<br />

geht ohne scharfe Abgrenzung in die helle, gelblich bis<br />

gelb-graue Unterseite über. Gesicht und Ohren sind schwach<br />

pigmentiert und hell. Das Braune Langohr sieht dem Alpenlangohr<br />

(Plecotus macrobullaris) und Grauen Langohr (P.<br />

austriacus) sehr ähnlich. Aus diesem Grund ist die Unterscheidung<br />

dieser nahe verwandten Arten nach äusseren<br />

Merkmalen nur für Spezialisten möglich. Anhand der DNA<br />

aus Kot- oder Gewebeproben kann jedoch die Artzugehörigkeit<br />

einwandfrei bestimmt werden.<br />

Biologie<br />

Wochenstubenverbände bestehen von April bis Oktober und<br />

zählen bis zu 80 Weibchen, die grösstenteils nahe miteinander<br />

verwandt sind. In Dachräumen verstecken sich die Tiere<br />

meist hinter Balken, Ziegeln und Unterdach. Einzig bei sehr<br />

heisser Witterung hängen sie frei an der Decke. Während<br />

Kolonien in Gebäuden ihre Hangplätze höchstens innerhalb<br />

des Quartiers wechseln, ziehen in Bäumen wohnende Gruppen<br />

alle paar Tage in neue, nur wenige hundert Meter entfernte<br />

Quartiere um. Männchen leben sowohl als Einzelgän-<br />

ger wie in Wochenstubengruppen. Von August bis Oktober<br />

und Februar bis April zeigt das Braune Langohr an Höhlen<br />

ein ausgeprägtes Schwärmverhalten, das vermutlich mit der<br />

Paarung zusammenhängt. In Winterquartieren hängt die<br />

Art meist einzeln. In Sommerquartieren bildet das Braune<br />

Langohr sporadisch Mischgesellschaften mit dem Grauen<br />

Langohr sowie dem Alpenlangohr.<br />

Die Jagd beginnt erst bei völliger Dunkelheit. Dank seiner<br />

breiten, an der Spitze abgerundeten Flügel kann das Braune<br />

Langohr langsam und äusserst wendig fliegen. Beutetiere<br />

fängt es fliegend in der Luft oder durch Ablesen von der Vegetation,<br />

im Wald auch von stehenden oder liegenden<br />

Baumstämmen sowie vom Boden. Das Braune Langohr ist<br />

auf der Jagd sehr flexibel und sucht seine Beute von der Bodenoberfläche<br />

bis in den Baumkronenbereich. Beutetiere<br />

werden anhand ihrer Geräusche sowie optisch lokalisiert<br />

und im Rüttelflug oder durch Landen vom Untergrund abgelesen.<br />

Grosse Beutetiere werden im Hängen an sogenannten<br />

Frassplätzen verzehrt. Das Braune Langohr bevorzugt<br />

grosse Nachtfalter (Eulenfalter, Hopfenspinner), Zweiflügler<br />

und Käfer (ASHRAFI et al. 2011). Im Speiseplan ebenfalls vertreten<br />

sind Heuschrecken und Wanzen sowie Raupen, Ohrwürmer,<br />

Spinnen und Weberknechte.<br />

Die als Einzelkinder, gelegentlich auch als Zwillinge geborenen<br />

Jungtiere kommen von Mitte Juni bis Juli auf die Welt.<br />

Sie sind mit sechs Wochen voll flugfähig. Die Paarungszeit<br />

beginnt im August, wenn die Tiere allmählich ihre Sommerquartiere<br />

verlassen und Schwärmquartiere in Höhlen aufsuchen.<br />

Paarungen können in Winterquartieren noch bis April<br />

stattfinden. Das Braune Langohr wird meist erst im zweiten<br />

Lebensjahr geschlechtsreif. Während viele junge Weibchen<br />

ihrem Geburtsort treu bleiben, wandern junge Männchen<br />

mehrheitlich ab. Die mittlere Lebenserwartung liegt bei vier,<br />

das bekannte Maximalalter bei 30 Jahren. Das Braune Langohr<br />

ist ausgesprochen ortstreu. So betragen die Entfernungen<br />

zwischen Sommer-, Schwärm- und Winterquartieren<br />

höchstens 30 km, meist jedoch weniger als 10 km.<br />

Verbreitung<br />

Das Braune Langohr ist in Europa weit verbreitet und kommt<br />

gegen Norden bis nach Grossbritannien und in Teilen Skandinaviens<br />

bis zum 64° N vor. Im Süden verläuft die Verbreitungsgrenze<br />

durch die Iberische Halbinsel, Italien (inklusive<br />

Sardinien) und die südliche Balkanhalbinsel. Ostwärts reicht<br />

das Verbreitungsgebiet bis zum Kaukasus und Ural.<br />

Im Alpenrheintal und den angrenzenden Regionen Graubündens,<br />

St. Gallens und Vorarlbergs ist das Braune Langohr insgesamt<br />

weit verbreitet (MÜLLER ET AL. 2010, GÜTTINGER & BARAN-<br />

DUN 2010, REITER mündl. Mitteilung). Allerdings ist zurzeit noch<br />

unklar, wie die kleinräumige Verteilung der Nachweise zu interpretieren<br />

ist. Ein 2008 angelaufenes Projekt, bei welchem<br />

in <strong>Liechtenstein</strong> sowie den Kantonen St. Gallen, Appenzell<br />

Ausserhoden und Appenzell Innerrhoden bei zahlreichen<br />

Langohrquartieren mittels DNA-Analyse die Artzugehörigkeit<br />

bestimmt werden konnte, zeigt zwar erste mögliche Muster<br />

in der Verbreitung. Diese können aber noch nicht abschliessend<br />

beurteilt werden, weil die Datenlage über Quartiere in

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