Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)<br />
Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />
Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: René Güttinger<br />
Die Wasserfledermaus ist eine kleine bis mittelgrosse Fledermausart.<br />
Sie ist leicht zu beobachten, wenn sie im Schein<br />
einer starken Taschenlampe knapp über der Wasseroberfläche<br />
nach Insekten jagt. Die Wasserfledermaus besitzt – typisch<br />
für die kleinen Myotis-Arten – ein relativ kürzeres Ohr<br />
als ihre grösseren Gattungsverwandten und einen kürzeren,<br />
abgerundeten Tragus (Ohrdeckel). Gesicht und Ohrinnenseite<br />
sind fleischfarben. Die weisslich-graue Unterseite kontrastiert<br />
nach Myotisart mit der variablen braunen Farbe des Rückenfells.<br />
Als besonderes Merkmal besitzt die<br />
Wasserfledermaus – gemeinsam mit den bei uns nicht vorkommenden<br />
Teich- und Langfussfledermäusen – auffallend<br />
grosse Füsse, die sie zum geschickten Abkeschern von auf<br />
der Wasseroberfläche treibenden Insekten benutzt.<br />
Biologie<br />
Wie der Name verrät, führt die Wasserfledermaus ein an Gewässer<br />
gebundenes Leben. Nur wenige Zentimeter über der<br />
Wasseroberfläche fliegend, jagt sie typische Wasserinsekten<br />
wie Eintags- und Köcherfliegen, Zuck- und Stechmücken,<br />
Ufer- und Steinfliegen. Jedes Individuum nutzt in der Regel<br />
mehrere Gewässerabschnitte, die nacheinander aufgesucht<br />
werden. Wochenstubenquartiere befinden sich meist in geräumigen<br />
Baumhöhlen. Diese zählen selten mehr als 20-50<br />
Weibchen. Die meisten Geburten erfolgen Mitte Juni. Es<br />
wird in der Regel nur ein Junges geboren. Bereits Anfang<br />
August lösen sich die Wochenstuben allmählich auf. Ähnlich<br />
der Zweifarbenfledermaus können auch die Männchen der<br />
Wasserfledermaus im Sommer kopfstarke Kolonien bilden.<br />
Als ortstreue Art unternimmt die Wasserfledermaus kaum<br />
grössere Wanderungen. Somit finden sich auch die Winterquartiere<br />
in nächster Nähe der Sommereinstandsgebiete. Als<br />
Winterquartiere werden grössere Höhlen gewählt, wobei<br />
hier Wasserfledermäuse meist einzeln in Spalten und Vertiefungen<br />
hängen. Auch tief im Bodengeröll sind schon winterschlafende<br />
Wasserfledermäuse entdeckt worden.<br />
Verbreitung<br />
Das Areal der Wasserfledermaus erstreckt sich über ganz Europa<br />
und Zentralasien bis nach Japan, wobei die südliche<br />
Verbreitungsgrenze im Mittelmeerraum durch Mittelitalien,<br />
Nordgriechenland und den Norden der Türkei verläuft.<br />
In der Schweiz und Österreich ist die Wasserfledermaus in<br />
allen grösseren Flusstälern anzutreffen, wobei aus Vorarlberg<br />
viele Detektoraufnahmen vorliegen. Im Rheintal sind<br />
aus dem Grenzgebiet Vorarlberg - St. Gallen zwei individuenstarke<br />
Männchenkolonien in unterirdischen Kanaldurchlässen,<br />
sowie mehrere Wochenstubenquartiere in Baumhöhlen<br />
aus den Werdenbergisch-Wartauischen Rheinauen<br />
bekannt. Herbstliche Netzfänge vor der Wartauer Magletschhöhle<br />
geben Hinweise auf ein mögliches Winterquartier.<br />
Auch in verschiedenen Höhlen des Bregenzerwaldes,<br />
wie z.B. der Schneckenlochhöhle, können regelmässig Wasserfledermäuse<br />
im Winterschlaf beobachtet werden (WALSER<br />
et al. 2009, eigene Beobachtungen).<br />
Im <strong>Liechtenstein</strong>er Talraum zählt die Wasserfledermaus zu<br />
den verbreitet vorkommenden Arten. Trotzdem wurde sie<br />
erst 1995 erstmals über dem renaturierten Binnenkanal bei<br />
Ruggell nachgewiesen (HOCH 1996a). Während diese Art<br />
über sämtlichen grösseren Stillgewässern und dem Binnenkanal<br />
zwischen Balzers und Ruggell regelmässig beobachtet<br />
werden kann, sind Nachweise über dem Rhein äusserst selten.<br />
Dies dürfte in dessen äusserst geringer Biomasse begründet<br />
sein, was nach Expertenansicht eine Folge der starken<br />
Wasserstandsschwankungen ist, die von der Produktion<br />
von Spitzenstrom herrührt (EBERSTALLER & HAIDVOGEL in HOCH &<br />
GERBER 1999). Der höchstgelegene Nachweis der Wasserfledermaus<br />
in <strong>Liechtenstein</strong> stammt vom Gänglesee im Steg<br />
(1300 m), wo diese Art mehrfach gehört und im Scheinwerferlicht<br />
bei der Jagd beobachtet wurde.<br />
Akustisch ist die Wasserfledermaus immer dann leicht nachzuweisen,<br />
wenn sie in ihrer typischen Art knapp über der<br />
Wasseroberfläche jagt. Die Signale zeigen dann in der Analyse<br />
sogenannte Interferenzen, die durch Schallreflexionen<br />
an der Wasseroberfläche verursacht werden.<br />
Abb. 79 Mit Hilfe ihre grossen Hinterfüsse fängt die<br />
Wasserfledermaus Insekten von der Wasseroberfläche.<br />
(Foto: Silvio Hoch)