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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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166<br />

Wildschwein (Sus scrofa)<br />

Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)<br />

Familie: Echte Schweine (Suidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: Markus Stähli<br />

Der Körper des Wildschweins wirkt von der Seite betrachtet<br />

gedrungen und massig. Der Kopf scheint im Verhältnis zum<br />

Körper überdimensioniert und er läuft keilförmig aus. Die<br />

Ohren sind klein. Das gibt ihm den Habitus des «Brechers»<br />

und nicht des «Schlüpfers» wie etwa das Reh. Die Körperhöhe<br />

nimmt zu den Hinterbeinen hin ab. Der Schwanz ist<br />

sehr beweglich und signalisiert die Gemütslage. Die<br />

kräftigen männlichen Eckzähne dienen auch als Imponierorgane.<br />

Sie können bis max. 30 cm erreichen. Das Fell ist<br />

dunkelgrau bis braun-schwarz mit langen borstigen Deckhaaren.<br />

Ausgewachsene Wildschweine haben eine Kopf-<br />

Rumpflänge von 130 bis 180 cm und das Lebendgewicht beträgt<br />

rund 100 bis max. 200 kg in unsere Breiten.<br />

Biologie<br />

Weibliche Jungtiere können, sofern ausreichend Nahrung<br />

zur Verfügung steht, bereits nach acht bis zehn Monaten geschlechtsreif<br />

werden. Männliche Tiere sind in der Regel erst<br />

im 2. Jahr fortpflanzungsfähig. Die Paarungszeit beginnt in<br />

Mitteleuropa meist im November und endet im Januar/<br />

Februar. Die Tragezeit beträgt 114-118 Tage, wobei die Jung -<br />

tiere meist in der Zeit von März bis Mai zur Welt kommen.<br />

Das Weibchen trennt sich dann von der Rotte. Weibchen verteidigen<br />

ihre Jungtiere energisch und können dann auch für<br />

den Menschen gefährlich werden.<br />

Zu den natürlichen Feinden des Wildschweines gehören der<br />

Wolf, Braunbär und Luchs. Wildschweine sind Allesfresser.<br />

Eine besondere Bedeutung haben Eicheln und Buchennüsse.<br />

Sie fressen von Pflan zen wurzeln, Feldfrüchten bis zu<br />

Insekten. Dabei werden gerne auch landwirtschaftliche Nutzflächen<br />

durchwühlt.<br />

Verbreitung<br />

Das Wildschwein hat ein grosses Verbreitungsgebiet in ganz<br />

Eurasien sowie in Japan. Ebenso kam es in Nordafrika nörd -<br />

lich der Sahara vor. Spuren von der Existenz des Wildschweines<br />

lassen sich in unserem Rheintal in den frühesten<br />

menschlichen Siedlungsplätzen feststellen. HARTMAN-FRICK<br />

(1964) weist entsprechende Knochenfunde auf dem neolithischen<br />

Siedlungsplatz des Borscht am Schellenberg nach.<br />

Die Wildsau war dann zu mal sicher ein wichtiges Jagdtier.<br />

Die Römer betrieben die Eberjagd mit Hilfe schwerer Hunde,<br />

mit Netzen oder unwaidmännisch mit Fallen, Schlingen und<br />

Fangeisen, die man an die Wechsel stellte. Auch im spätrömischen<br />

Kastell in Schaan wurden Wildschwein-Knochen<br />

gefunden (WÜRGLER 1958). Auch in den Tierknochenfunden<br />

der Burg Neu-Schellenberg (SCHÜLKE 1965) und in der<br />

benachbarten Burg Hohensax bei Sennwald (WÜRGLER 1956)<br />

tauchen Wildschweinknochen auf.<br />

Unser einst in grossen Teilen versumpftes Rheintal muss dem<br />

Wildschwein einen günstigen Aufenthaltsort geboten ha -<br />

ben. BRUHIN (1868) zitiert aus «Pruggers Veldkirch-Chronik»<br />

u.a. das Vorkommen von Wildschweinen im Mittelalter:<br />

«Anno 1363 in den Herbst, seynd 16 wilde Schwein durch<br />

den Fluss biss nach Veldkirch geschwummen und haben in<br />

des Reichen Veld hinausgesetzt, allwo acht Stück erlegt und<br />

gefangen worden.» (Pruggers Veldkirch S. 23).<br />

Das Schwarzwild wurde zur Hohen Jagd gezählt, wohl<br />

wegen des schmackhaften Fleisches. Neben den Auen bei<br />

Bozen und Meran diente Vorarlberg als zweites bedeu ten -<br />

des Wildschweinrevier zur Belieferung des Innsbrucker<br />

Hofes. Um die Mitte des 16. Jh. müssen sich die Wildschweine<br />

stark vermehrt haben, richteten doch 1559 die<br />

Untertanen der Herrschaften Bludenz und Sonnenberg an<br />

die Regierung in Innsbruck eine Bittschrift, worin sie sagen,<br />

dass sie ungebührlich grossen Nachteil durch die Wildschweine<br />

hätten (TIEFENTHALER 1941). Ohne Hilfe müssten sie<br />

«vom land ins elend umb das hailig almusen zu ziehen».<br />

Weder Wachen, Schreien und Hüten noch Feuer würden<br />

helfen, da sie dieses schon gewohnt seien. Bereits im Früh -<br />

sommer 1560 gab die Regierung dem Landvogt wieder den<br />

Auftrag zu einer Streife, wobei das Fleisch einzusalzen und<br />

nach Innsbruck zu liefern sei. Diese Klagen über die Schäden<br />

durch Wildschweine setzten sich auch noch in den 1570er<br />

Jahren fort. Im 17. Jh scheint es mit dem Massenauftreten<br />

der Wildschweine in der Gegend vorbei zu sein. Sie scheinen<br />

in den folgenden Jahrhunderten nicht mehr im Rheintal heimisch<br />

gewesen zu sein.<br />

Erstmals hört man wieder etwas im 20. Jahrhundert im Alpenrheintal<br />

von Wildschweinen. Damals stiessen im Juli des<br />

Jahres 1926 Tiere bis nach Ruggell vor. Nachdem im benachbarten<br />

Raume Gisingen-Bangs Spuren gesehen wurden,<br />

wurde zur Treibjagd aufgeboten. 50 Jäger und etwa 30<br />

Treiber beteiligten sich an der Jagd auf die berühmte «Nofler<br />

Wildsau» und sie waren mit zwei Schüssen auf ein Tier<br />

erfolgreich. Am 16. Dezember 1928 bläst man erneut mit 40<br />

Jägern und 20 Treibern zum Halali und es wird ein Eber von<br />

139 kg Gewicht geschossen, wobei das Tier vier Tage in der<br />

Stadthalle zu Feldkirch ausgestellt wird (WIN SAUER 1937). Der<br />

Kopf wird ausgestopft und hängt noch heute in der<br />

Hubertusstube auf der Feldkircher Schatten burg.<br />

Erst im Verlaufe des Zweiten Weltkriegs dringt das Wildschwein<br />

invasiv wieder in unseren Raum vor. Vom Senn und<br />

Hüterbuben auf der Alp Valüna (Triesen) wird im Sommer

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