Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Wildschwein (Sus scrofa)<br />
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)<br />
Familie: Echte Schweine (Suidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: Markus Stähli<br />
Der Körper des Wildschweins wirkt von der Seite betrachtet<br />
gedrungen und massig. Der Kopf scheint im Verhältnis zum<br />
Körper überdimensioniert und er läuft keilförmig aus. Die<br />
Ohren sind klein. Das gibt ihm den Habitus des «Brechers»<br />
und nicht des «Schlüpfers» wie etwa das Reh. Die Körperhöhe<br />
nimmt zu den Hinterbeinen hin ab. Der Schwanz ist<br />
sehr beweglich und signalisiert die Gemütslage. Die<br />
kräftigen männlichen Eckzähne dienen auch als Imponierorgane.<br />
Sie können bis max. 30 cm erreichen. Das Fell ist<br />
dunkelgrau bis braun-schwarz mit langen borstigen Deckhaaren.<br />
Ausgewachsene Wildschweine haben eine Kopf-<br />
Rumpflänge von 130 bis 180 cm und das Lebendgewicht beträgt<br />
rund 100 bis max. 200 kg in unsere Breiten.<br />
Biologie<br />
Weibliche Jungtiere können, sofern ausreichend Nahrung<br />
zur Verfügung steht, bereits nach acht bis zehn Monaten geschlechtsreif<br />
werden. Männliche Tiere sind in der Regel erst<br />
im 2. Jahr fortpflanzungsfähig. Die Paarungszeit beginnt in<br />
Mitteleuropa meist im November und endet im Januar/<br />
Februar. Die Tragezeit beträgt 114-118 Tage, wobei die Jung -<br />
tiere meist in der Zeit von März bis Mai zur Welt kommen.<br />
Das Weibchen trennt sich dann von der Rotte. Weibchen verteidigen<br />
ihre Jungtiere energisch und können dann auch für<br />
den Menschen gefährlich werden.<br />
Zu den natürlichen Feinden des Wildschweines gehören der<br />
Wolf, Braunbär und Luchs. Wildschweine sind Allesfresser.<br />
Eine besondere Bedeutung haben Eicheln und Buchennüsse.<br />
Sie fressen von Pflan zen wurzeln, Feldfrüchten bis zu<br />
Insekten. Dabei werden gerne auch landwirtschaftliche Nutzflächen<br />
durchwühlt.<br />
Verbreitung<br />
Das Wildschwein hat ein grosses Verbreitungsgebiet in ganz<br />
Eurasien sowie in Japan. Ebenso kam es in Nordafrika nörd -<br />
lich der Sahara vor. Spuren von der Existenz des Wildschweines<br />
lassen sich in unserem Rheintal in den frühesten<br />
menschlichen Siedlungsplätzen feststellen. HARTMAN-FRICK<br />
(1964) weist entsprechende Knochenfunde auf dem neolithischen<br />
Siedlungsplatz des Borscht am Schellenberg nach.<br />
Die Wildsau war dann zu mal sicher ein wichtiges Jagdtier.<br />
Die Römer betrieben die Eberjagd mit Hilfe schwerer Hunde,<br />
mit Netzen oder unwaidmännisch mit Fallen, Schlingen und<br />
Fangeisen, die man an die Wechsel stellte. Auch im spätrömischen<br />
Kastell in Schaan wurden Wildschwein-Knochen<br />
gefunden (WÜRGLER 1958). Auch in den Tierknochenfunden<br />
der Burg Neu-Schellenberg (SCHÜLKE 1965) und in der<br />
benachbarten Burg Hohensax bei Sennwald (WÜRGLER 1956)<br />
tauchen Wildschweinknochen auf.<br />
Unser einst in grossen Teilen versumpftes Rheintal muss dem<br />
Wildschwein einen günstigen Aufenthaltsort geboten ha -<br />
ben. BRUHIN (1868) zitiert aus «Pruggers Veldkirch-Chronik»<br />
u.a. das Vorkommen von Wildschweinen im Mittelalter:<br />
«Anno 1363 in den Herbst, seynd 16 wilde Schwein durch<br />
den Fluss biss nach Veldkirch geschwummen und haben in<br />
des Reichen Veld hinausgesetzt, allwo acht Stück erlegt und<br />
gefangen worden.» (Pruggers Veldkirch S. 23).<br />
Das Schwarzwild wurde zur Hohen Jagd gezählt, wohl<br />
wegen des schmackhaften Fleisches. Neben den Auen bei<br />
Bozen und Meran diente Vorarlberg als zweites bedeu ten -<br />
des Wildschweinrevier zur Belieferung des Innsbrucker<br />
Hofes. Um die Mitte des 16. Jh. müssen sich die Wildschweine<br />
stark vermehrt haben, richteten doch 1559 die<br />
Untertanen der Herrschaften Bludenz und Sonnenberg an<br />
die Regierung in Innsbruck eine Bittschrift, worin sie sagen,<br />
dass sie ungebührlich grossen Nachteil durch die Wildschweine<br />
hätten (TIEFENTHALER 1941). Ohne Hilfe müssten sie<br />
«vom land ins elend umb das hailig almusen zu ziehen».<br />
Weder Wachen, Schreien und Hüten noch Feuer würden<br />
helfen, da sie dieses schon gewohnt seien. Bereits im Früh -<br />
sommer 1560 gab die Regierung dem Landvogt wieder den<br />
Auftrag zu einer Streife, wobei das Fleisch einzusalzen und<br />
nach Innsbruck zu liefern sei. Diese Klagen über die Schäden<br />
durch Wildschweine setzten sich auch noch in den 1570er<br />
Jahren fort. Im 17. Jh scheint es mit dem Massenauftreten<br />
der Wildschweine in der Gegend vorbei zu sein. Sie scheinen<br />
in den folgenden Jahrhunderten nicht mehr im Rheintal heimisch<br />
gewesen zu sein.<br />
Erstmals hört man wieder etwas im 20. Jahrhundert im Alpenrheintal<br />
von Wildschweinen. Damals stiessen im Juli des<br />
Jahres 1926 Tiere bis nach Ruggell vor. Nachdem im benachbarten<br />
Raume Gisingen-Bangs Spuren gesehen wurden,<br />
wurde zur Treibjagd aufgeboten. 50 Jäger und etwa 30<br />
Treiber beteiligten sich an der Jagd auf die berühmte «Nofler<br />
Wildsau» und sie waren mit zwei Schüssen auf ein Tier<br />
erfolgreich. Am 16. Dezember 1928 bläst man erneut mit 40<br />
Jägern und 20 Treibern zum Halali und es wird ein Eber von<br />
139 kg Gewicht geschossen, wobei das Tier vier Tage in der<br />
Stadthalle zu Feldkirch ausgestellt wird (WIN SAUER 1937). Der<br />
Kopf wird ausgestopft und hängt noch heute in der<br />
Hubertusstube auf der Feldkircher Schatten burg.<br />
Erst im Verlaufe des Zweiten Weltkriegs dringt das Wildschwein<br />
invasiv wieder in unseren Raum vor. Vom Senn und<br />
Hüterbuben auf der Alp Valüna (Triesen) wird im Sommer