Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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54<br />
Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus)<br />
Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />
Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: René Güttinger<br />
Die Kleine Bartfledermaus ist mit einem Gewicht von vier bis<br />
sieben Gramm und einer Flügelspannweite von 20 bis 25 cm<br />
nur wenig grösser als die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)<br />
und Mückenfledermaus (P. pygmaeus). Sie gehört<br />
damit zu den kleinsten Fledermausarten <strong>Liechtenstein</strong>s. Wie<br />
alle Myotis-Arten besitzt sie relativ lange Ohren mit einen<br />
langen, spitz auslaufenden Ohrdeckel (Tragus) sowie eine<br />
zur Oberseite deutlich abgesetzte helle Färbung des Bauchfells.<br />
Anhand der schwarzbraunen Farbe von Gesicht und<br />
Ohren sowie des dunkelbraunen Rückenfells, das oft mit<br />
hellen Haarspitzen durchsetzt ist, kann die Kleine Bartfledermaus<br />
in <strong>Liechtenstein</strong> mit keiner der bisher nachgewiesenen<br />
Myotis-Arten verwechselt werden.<br />
Grundsätzlich besteht eine Verwechslungsgefahr mit den<br />
nahe verwandten Arten Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe)<br />
und Brandtfledermaus (Myotis brandtii). Von beiden<br />
fehlen bislang Hinweise auf ein Vorkommen in <strong>Liechtenstein</strong>.<br />
Allerdings sind von Letzterer einzelne Vorkommen aus<br />
Vorarlberg belegt. Aus den Kantonen St. Gallen und Graubünden<br />
liegen von beiden Arten keine Nachweise vor.<br />
Biologie<br />
Wochenstubenkolonien können mehrere dutzend bis hundert<br />
Tiere umfassen. Erwachsene Männchen leben meist als<br />
Einzelgänger. Typisch für die Kleine Bartfledermaus sind regelmässige<br />
Wechsel der Sommerquartiere alle ein bis zwei<br />
Wochen. Bei länger besetzten Quartieren findet ein reger<br />
Individuenaustausch statt. Die Kleine Bartfledermaus jagt<br />
ihre Beute im wendigen Flug bis auf Baumkronenhöhe. Sie<br />
ist mit ihren langen und schmalen Flügeln auf die Jagd nach<br />
fliegenden Insekten prädestiniert, fängt ihre Beute aber gelegentlich<br />
auch nahe an der Vegetation oder durch Ablesen<br />
von einer Oberfläche. Sie erbeutet kleine und mittelgrosse<br />
Arthropoden bis 7,5 mm. Das breite Nahrungsspektrum umfasst<br />
verschiedene Arten von Zweiflüglern (Schnaken, Steckmücken,<br />
Zuckmücken und andere), Nachtfalter, Hautflügler<br />
und Netzflügler. Lokal können zudem auch Käfer, Raupen<br />
und Spinnen einen beträchtlichen Teil der Nahrung ausmachen.<br />
In der zweiten Junihälfte gebären die Weibchen ihr Junges<br />
(selten auch Zwillinge). Bereits im August lösen sich die<br />
Wochenstuben wieder auf. Im Herbst zeigt die Kleine Bartfledermaus<br />
stellenweise ein ausgeprägtes Schwärmverhalten<br />
an Höhlen. Paarungen erfolgen vom Spätsommer bis<br />
Frühling in Männchen-, Schwärm- oder Winterquartieren.<br />
Weibchen können sich bereits im ersten Lebensjahr fortpflanzen.<br />
Das nachgewiesene Höchstalter beträgt 23 Jahre,<br />
das Durchschnittsalter 3,5 bis 5 Jahre. Die Kleine Bartfledermaus<br />
gilt wie viele Myotis-Arten als relativ ortstreue Art. Die<br />
wenigen Beringungsdaten, welche mit Sicherheit der Kleinen<br />
Bartfledermaus zugeschrieben werden können, lassen<br />
vermuten, dass sie meist nur kleinräumige saisonale Wanderungen<br />
bis maximal 100 km unternimmt.<br />
Verbreitung<br />
Die Kleine Bartfledermaus ist von Marokko über ganz Europa<br />
bis nach Süd-Schottland und Süd-Skandinavien verbreitet.<br />
Ostwärts findet man sie auf der gesamten Balkaninsel,<br />
weiter östlich ist der Verlauf der Verbreitungsrenze hingegen<br />
unbekannt. Im Alpenrheintal und den angrenzenden<br />
Regionen gilt die Art trotz der spärlichen Nachweise sowohl<br />
in Vorarlberg und in den Kantonen St. Gallen und Graubünden<br />
als verbreitet (REITER, mündl. Mitteilung, GÜTTINGER &<br />
BARANDUN 2010, MÜLLER et al. 2010). Dieses übereinstim -<br />
mende Verbreitungsmuster scheint auch für <strong>Liechtenstein</strong><br />
gültig zu sein. So umfassen die bisherigen Quartiernachweise<br />
das einzige bekannte Wochenstubenquartier in Nendeln<br />
sowie zwei Sommerquartiere von Einzeltieren in Schaan und<br />
Triesenberg (Steg). Sechs aus Vaduz, Triesen und Balzers<br />
stammende Einzelttierfunde ohne Quartierbezug runden<br />
das Verbreitungsbild ab (HOCH, schriftl. Mitteilung).<br />
Abb. 67 Wie alle Fledermäuse sucht auch die Kleine<br />
Bartfledermaus zur Überwinterung kühle und frostsichere<br />
Höhlen, Stollen und Keller auf. (Foto: René Güttinger)