Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Siebenschläfer (Glis glis)<br />
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)<br />
Familie: Bilche (Gliridae)<br />
Merkmale<br />
Foto: René Güttinger<br />
Dem Siebenschläfer begegnet man im Gegensatz zu vielen<br />
anderen Kleinsäugern immer wieder. Er dringt regelmässig<br />
in den Siedlungsraum ein, vor allem bei der Suche nach Winterquartieren.<br />
Manchmal richtet er erhebliche Schäden an.<br />
Vogel- und Fledermausschützer stellen bei Kontrollen öfters<br />
fest, dass die Nistkästen nicht von ihren Schützlingen, sondern<br />
von Siebenschläfern besetzt werden. Die Bestimmung<br />
des Siebenschläfers ist relativ einfach. Die Färbung des Tieres<br />
ist im Grundton grau. Grau ist auch der buschige Schwanz.<br />
Der Bauch und die Unterseite des Kopfes sind weiss bis silbergrau<br />
gefärbt. Damit unterscheidet er sich vom Eichhörnchen,<br />
dessen Oberseitenfärbung von rotbraun bis schwarz<br />
variieren kann. Der Siebenschläfer ist auch wesentlich kleiner.<br />
Um die Augen zieht sich ein dunkler Ring. Im Gegensatz<br />
zum Gartenschläfer fehlt ihm das lange schwarze Band, das<br />
sich vom Ansatz der Schnurrhaare bis unter und hinter das<br />
Auge hinzieht. Der Siebenschläfer ist ein hervorragender<br />
Kletterer: An den Fusssohlen und Zehen besitzt er saugnapfartige<br />
Ausbildungen. Er kann wie die anderen Schläferarten<br />
auch mit dem Kopf nach unten klettern, da seine Hinterfüsse<br />
im Knöchel ausdrehbar sind.<br />
Biologie<br />
Das Nahrungsspektrum des nachtaktiven Siebenschläfers ist<br />
ausserordentlich gross und variiert mit den Jahreszeiten. Die<br />
Basis bildet die pflanzliche Nahrung mit Früchten, Nüssen,<br />
Knospen, Blattschossen und Pflanzenkeimlingen. Oft beisst<br />
er auch die Rinde von Bäumen ab, um an den zuckerreichen<br />
Phloëmsaft zu gelangen. Auf tierische Nahrung kann der<br />
Siebenschläfer nur schlecht verzichten. Wie alle Schläferarten<br />
besitzt er keine Blinddärme, in denen sie mit Hilfe von<br />
Mikroorganismen die zellulosereiche Nahrung aufschliessen<br />
könnten. Damit ist er auf leicht verdauliche Nahrung angewiesen.<br />
Neben den kohlehydrat- und pflanzenfettreichen<br />
Früchten und Nüssen ist das die eiweissreiche tierische<br />
Nahrung. Der Siebenschläfer frisst regelmässig Insekten und<br />
andere Wirbellose, selten auch Vogeleier und Nestlinge.<br />
Der Winterschlaf dauert in Mitteleuropa in der Regel von<br />
Oktober bis Mai. Dazu sucht der Siebenschläfer selbst gegrabene<br />
Erdhöhlen, aber auch Baumhöhlen, Felsspalten und<br />
verschiedenste Verstecke in Gebäuden auf. Wenn diese erheblichen<br />
Temperaturschwankungen ausgesetzt sind, baut<br />
er ein Nest aus isolierendem Material. Die normale Körpertemperatur<br />
passt sich der Umgebungstemperatur an und<br />
kann bis auf ca. 1 Grad Celsius sinken. Der Winterschlaf wird<br />
immer wieder unterbrochen. Der Gewichtsverlust während<br />
des Winterschlafes ist erheblich. Gross ist auch die Wintersterblichkeit.<br />
Die Fortpflanzungsaktivität beginnt rund einen Monat nach<br />
dem Ende des Winterschlafes, also relativ spät. Meist bringen<br />
die Weibchen nach einer Tragzeit von 30 bis 32 Tagen<br />
nur einen Wurf von vier bis sechs Jungen zur Welt, die nach<br />
etwa sechs Wochen, also erst etwa Mitte August selbstständig<br />
werden. VON LEHMANN (1982) berichtet von zwei Beobachtungen<br />
in <strong>Liechtenstein</strong>, bei denen schon Ende Juni,<br />
respektive Anfang Juli weit entwickelte Jungtiere beobachtet<br />
wurden. Geschlechtsreif werden die Jungtiere frühestens<br />
im Jahr nach der Geburt, gelegentlich auch erst nach zwei<br />
Überwinterungen.<br />
Abb. 128 Siebenschläfer in einem Fledermauskasten<br />
in der Gemeinde Triesen (Forsthaus Matruela).<br />
(Foto: Monika Gstöhl)