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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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Verbreitung<br />

Das Grosse Mausohr ist in ganz Südeuropa (mit Ausnahme<br />

einzelner Mittelmeerinseln) sowie in weiten Teilen West-,<br />

Mittel- und Osteuropas verbreitet. Die Verbreitungsgrenze<br />

verläuft nördlich durch das südlichste Grossbritannien,<br />

Schleswig-Holstein, Südschweden und Nordpolen sowie östlich<br />

von der westlichen Ukraine bis zum Schwarzen Meer. In<br />

Kleinasien reicht die Verbreitung bis zum Kaukasus und den<br />

nahen Osten. Im Alpenrheintal (inklusive der Seitentäler)<br />

sind insgesamt 11 Wochenstubenquartiere bekannt (MÜLLER<br />

et al. 2010, REITER, mündl. Mitteilung, GÜTTINGER UND HOCH<br />

2010). Diese liegen auf schweizerischem (7), österreichischem<br />

(3) sowie liechtensteinischem Gebiet (1). Die einzige<br />

Wochenstube <strong>Liechtenstein</strong>s lebt – gemeinsam mit dem<br />

noch selteneren Kleinen Mausohr – als Mischkolonie in der<br />

Pfarrkirche Triesen. Wenige weitere Nachweise betreffen ein<br />

Paarungsquartier aus Triesenberg, zwei Männchen-Sommerquartiere<br />

aus Triesenberg, je ein Männchenquartier aus<br />

Vaduz und Mauren sowie mehrere Nachtruhequartiere aus<br />

Triesen und Balzers (HOCH, schriftl. Mitteilung). (Karte siehe<br />

Kleines Mausohr)<br />

Lebensraum<br />

Das Grosse Mausohr ist ein Tieflandbewohner, dessen Wochenstubenquartiere<br />

meist unterhalb 1000 m Meereshöhe<br />

liegen. In Südeuropa nutzt die Art als Wochenstubenquartiere<br />

vorwiegend grossräumige, unterirdische Räume wie<br />

Felshöhlen. In Mitteleuropa und den Alpenländern bewohnen<br />

Wochenstubenverbände jedoch hauptsächlich Gebäude<br />

sowie gelegentlich auch Brücken. Dabei werden grosse, dunkle<br />

und zugfreie Räume bevorzugt. Wenige Kubikmeter<br />

grosse Räume sowie Spaltquartiere sind die Ausnahme.<br />

Männchen zeigen als Einzelgänger eine flexiblere Quartierwahl<br />

und besiedeln sowohl Dachstühle, Spalträume an<br />

Gebäuden (Zwischendächer, Rolladenkästen), Spalten in<br />

Brücken, Fledermauskästen und Baumhöhlen. Als Winterquartiere<br />

dienen Höhlen, Stollen und andere unterirdische<br />

Hohlräume.<br />

Das Spektrum an Jagdlebensräumen ist breit und reicht von<br />

unterholzfreien Wäldern (Laub-, Laubmisch- und Nadelwälder)<br />

bis zu frisch abgemähten Wiesen, frisch bestossenen<br />

Weiden sowie erst kürzlich abgeernteten Ackerflächen. Entsprechend<br />

seiner bevorzugten Jagdstrategie jagt das Grosse<br />

Mausohr praktisch nur auf Flächen, bei denen es Beutetiere<br />

ungehindert vom Boden aufnehmen kann. Als nächtliche<br />

Ruheplätze, welche das Grosse Mausohr in den Jagdpausen<br />

aufsucht, dienen zum Beispiel Gebäude in der Nähe der<br />

Jagdgebiete, häufiger jedoch Gebüschgruppen, Fichtenschonungen<br />

und Baumhöhlen im Wald. In der Ostschweiz beträgt<br />

die nachgewiesene Entfernung zwischen Jagdgebiet<br />

und Wochenstubenquartier über 17 km. Die Jagdgebiete<br />

verteilen sich dabei von den Tieflagen bis auf 1400 m ü. M.<br />

(GÜTTINGER 1997).<br />

Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />

Das Grosse Mausohr besiedelt Wochenstubenquartiere über<br />

Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte hinweg Jahr für Jahr.<br />

Diese ausgeprägte Quartiertreue erstreckt sich über Generationen,<br />

indem ein Grossteil der Weibchen zur Fortpflanzung<br />

jeweils wieder an ihren Geburtsort zurückkehrt. Die grösste<br />

Gefährdung erfahren die Kolonien durch unsachgemässe<br />

Dachstocksanierungen. Das Beispiel der umfangreichen Sanierung<br />

und Erweiterung der Pfarrkirche Triesen von 1991<br />

bis 1994 ist ein «Lehrbuchbeispiel» dafür, dass bei frühzeitigem<br />

Einbezug von Fledermausfachpersonen in die Planung<br />

selbst mehrjährige Sanierungen fledermausfreundlich<br />

durchgeführt werden können. So hat das bedeutendste<br />

Fledermausquartier <strong>Liechtenstein</strong>s die umfangreiche Renovierung<br />

dank zahlreicher flankierender Massnahmen schadlos<br />

überstanden (GÜTTINGER et al. 1994).<br />

Wegen ihrer spezifischen Ansprüche an die Struktur der<br />

Jagdlebensräume (Jagd am Boden) ist das Grosse Mausohr<br />

äusserst verwundbar gegenüber Veränderungen in der Kulturlandschaft.<br />

Eine wichtige Massnahmen zur Lebensraumoptimierung<br />

ist die Förderung hallenwaldartiger Waldbestände<br />

durch Erhöhung des Buchenanteils sowie auf<br />

wüchsigen Buchenwaldstandorten die Rückführung der<br />

künstlichen Fichtenforste in naturnahe Wälder. Geht man<br />

davon aus, dass gerade im Alpenraum zahlreiche Waldflächen<br />

durch Nutzungsaufgabe allmälich verbuschen, so wird<br />

sich für das Grosse Mausohr das Lebensraumangebot im<br />

Wald mittelfristig vermindern. Als rasch wirksame Gegenmassnahme<br />

wäre abzuklären, ob in derart unternutzten Flächen<br />

mit einer kontrollierten Waldweide neue potenzielle<br />

Jagdlebensräume geschaffen werden könnten. Für das Grosse<br />

Mausohr ähnlich problematisch ist die Aufgabe der landwirtschaftlichen<br />

Nutzung von Wiesen und Weiden und der<br />

daraus resultierende Verlust an kurzgrasigen Flächen. Hier<br />

sollte alles unternommen werden, um zumindest die traditionell<br />

bewirtschafteten Magerweiden zu erhalten.<br />

René Güttinger<br />

Abb. 73 Hallenartige Buchenmischwälder mit geringem oder fehlendem<br />

Unterwuchs zählen zu den wichtigsten Jagdlebensräumen des Grossen<br />

Mausohrs. (Foto: René Güttinger)<br />

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