15.08.2013 Aufrufe

Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

72<br />

Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)<br />

Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />

Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: Hans-Peter Stutz<br />

Der Artname ist Programm: Mit ihrer kurzen und breiten<br />

Schnauze ist die Mopsfledermaus unverkennbar und bei uns<br />

mit keiner anderen Fledermausart zu verwechseln. Charakteristisch<br />

sind ausserdem die kräftigen und breiten Ohren,<br />

welche sich auf der Stirn berühren. Mit einem Gewicht von<br />

sieben bis zehn Gramm und einer Flügelspannweite von 25<br />

bis 28 cm zählt die Art zu den mittelgrossen Arten. Das dichte,<br />

feine Fell ist von schwarzbrauner Farbe und mit hellen<br />

Haarspitzen durchsetzt. Die Haut ist ebenfalls markant<br />

schwarzbraun. Die Mopsfledermaus besitzt einen vergleichsweise<br />

kleinen Mund und ein feines Gebiss. Ihre Ortungslaute<br />

stösst sie je nach Ortungssituation durch den Mund oder<br />

die beiden Nasenlöcher aus. Spezialisten können die Mopsfledermaus<br />

anhand der Ortungslaute eindeutig bestimmen.<br />

Biologie<br />

Wochenstubenverbände in Gebäudequartieren können bis<br />

über 100 Weibchen zählen. Sie bewohnen den ganzen Sommer<br />

über dasselbe Quartier. Baumbewohnende Kolonien<br />

hingegen bestehen aus ein bis zwei dutzend Weibchen und<br />

wechseln ihr Tagesquartier oft täglich. Dementsprechend<br />

gross ist der Bedarf an geeigneten Baumquartieren. Im Spätsommer<br />

suchen die Tiere Schwärmquartiere an Höhlen auf.<br />

Dabei können schwärmende Individuen nachweislich von<br />

Jahr zu Jahr an derselben Höhle angetroffen werden. In<br />

Winterquartieren findet man oft nur einzelne Tiere. In Osteuropa<br />

kann die Mopsfledermaus erstaunlich grosse Wintercluster<br />

von mehreren tausend Individuen bilden. Bis in die<br />

1970er Jahre wurden auch in Süddeutschland, auf der<br />

Schwäbischen Alb und in Bayern, vergleichbare Wintermassenquartiere<br />

registriert. Als kälteresistente Art hängt die<br />

Mopsfledermaus in unterirdischen Winterquartieren oft im<br />

kühlen Eingangsbereich.<br />

Die Mopsfledermaus bricht bereits in der Dämmerung zur<br />

Jagd auf. Die breiten und spitzen Flügel ermöglichen einen<br />

wendigen und schnellen Flug. Ihre Beute sucht die Mopsfledermaus<br />

nahe an der Vegetation. Dabei jagt sie über den<br />

Baumkronen, unter dem Kronendach sowie entlang von<br />

Grenzlinienstrukturen wie Waldränder und Waldstrassen.<br />

Die Nahrung besteht aus Fluginsekten. Ihrem vergleichsweise<br />

zarten Gebiss entsprechend stellen Kleinschmetterlinge<br />

die hauptsächliche Beute dar. In deutlich geringeren Anteilen<br />

ergänzen weitere Beutetiere wie Zweiflügler und kleine<br />

Käfer die Nahrung.<br />

Ab Mitte Juni gebären die Weibchen ihre Jungtiere, die als<br />

Einzelkinder oder Zwillinge auf die Welt kommen. Diese werden<br />

rund sechs Wochen lang gesäugt. Im Spätsommer und<br />

Herbst ist Paarungszeit, doch finden Paarungen auch noch im<br />

Winter statt. Die Mopsfledermaus erreicht bereits im ersten<br />

Lebensjahr die Geschlechtsreife. Das Durchschnittsalter wird<br />

auf fünf bis zehn Jahre geschätzt. Das bisher registrierte<br />

Höchstalter beträgt 22 Jahre. Die Mopsfledermaus gilt als<br />

ortstreue Art, welche nur kurze saisonale Wanderungen unternimmt.<br />

So liegen Sommer- und Winterquartier in der<br />

Regel höchstens 40 km voneinander entfernt. Flüge über 100<br />

km sind nach bisherigem Wissen die Aus nahme.<br />

Verbreitung<br />

Die Mopsfledermaus ist in Europa weit verbreitet und<br />

kommt im Norden bis nach Schottland und Südschweden<br />

vor. Im Süden erstreckt sich die Verbreitung über Teile Spaniens,<br />

mehrere Mittelmeerinseln, Italien und Teile der Bal -<br />

kanhalbinsel. Hinzu kommen regionale Vorkommen in der<br />

Türkei sowie ein isoliertes Areal in Marokko. Die Ostgrenze<br />

verläuft durch die Osttürkei und den Kaukasus.<br />

Im Alpenrheintal und seinen Nebentälern ist einzig im Kanton<br />

Graubünden je ein Wochenstubenquartier aus dem<br />

Raum Ilanz und Thusis sowie aus dem Prättigau bekannt.<br />

Hinzu kommen vier Sommerquartiere sowie ein Winterquartier<br />

(MÜLLER ET AL. 2010). Im Kanton St. Gallen betreffen die<br />

Abb. 88 Die Mopsfledermaus wird regelmässig von gelben<br />

Ohrmilben (Trombicula russica) parasitiert.<br />

(Foto: Silvio Hoch)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!