Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)<br />
Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />
Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: Hans-Peter Stutz<br />
Der Artname ist Programm: Mit ihrer kurzen und breiten<br />
Schnauze ist die Mopsfledermaus unverkennbar und bei uns<br />
mit keiner anderen Fledermausart zu verwechseln. Charakteristisch<br />
sind ausserdem die kräftigen und breiten Ohren,<br />
welche sich auf der Stirn berühren. Mit einem Gewicht von<br />
sieben bis zehn Gramm und einer Flügelspannweite von 25<br />
bis 28 cm zählt die Art zu den mittelgrossen Arten. Das dichte,<br />
feine Fell ist von schwarzbrauner Farbe und mit hellen<br />
Haarspitzen durchsetzt. Die Haut ist ebenfalls markant<br />
schwarzbraun. Die Mopsfledermaus besitzt einen vergleichsweise<br />
kleinen Mund und ein feines Gebiss. Ihre Ortungslaute<br />
stösst sie je nach Ortungssituation durch den Mund oder<br />
die beiden Nasenlöcher aus. Spezialisten können die Mopsfledermaus<br />
anhand der Ortungslaute eindeutig bestimmen.<br />
Biologie<br />
Wochenstubenverbände in Gebäudequartieren können bis<br />
über 100 Weibchen zählen. Sie bewohnen den ganzen Sommer<br />
über dasselbe Quartier. Baumbewohnende Kolonien<br />
hingegen bestehen aus ein bis zwei dutzend Weibchen und<br />
wechseln ihr Tagesquartier oft täglich. Dementsprechend<br />
gross ist der Bedarf an geeigneten Baumquartieren. Im Spätsommer<br />
suchen die Tiere Schwärmquartiere an Höhlen auf.<br />
Dabei können schwärmende Individuen nachweislich von<br />
Jahr zu Jahr an derselben Höhle angetroffen werden. In<br />
Winterquartieren findet man oft nur einzelne Tiere. In Osteuropa<br />
kann die Mopsfledermaus erstaunlich grosse Wintercluster<br />
von mehreren tausend Individuen bilden. Bis in die<br />
1970er Jahre wurden auch in Süddeutschland, auf der<br />
Schwäbischen Alb und in Bayern, vergleichbare Wintermassenquartiere<br />
registriert. Als kälteresistente Art hängt die<br />
Mopsfledermaus in unterirdischen Winterquartieren oft im<br />
kühlen Eingangsbereich.<br />
Die Mopsfledermaus bricht bereits in der Dämmerung zur<br />
Jagd auf. Die breiten und spitzen Flügel ermöglichen einen<br />
wendigen und schnellen Flug. Ihre Beute sucht die Mopsfledermaus<br />
nahe an der Vegetation. Dabei jagt sie über den<br />
Baumkronen, unter dem Kronendach sowie entlang von<br />
Grenzlinienstrukturen wie Waldränder und Waldstrassen.<br />
Die Nahrung besteht aus Fluginsekten. Ihrem vergleichsweise<br />
zarten Gebiss entsprechend stellen Kleinschmetterlinge<br />
die hauptsächliche Beute dar. In deutlich geringeren Anteilen<br />
ergänzen weitere Beutetiere wie Zweiflügler und kleine<br />
Käfer die Nahrung.<br />
Ab Mitte Juni gebären die Weibchen ihre Jungtiere, die als<br />
Einzelkinder oder Zwillinge auf die Welt kommen. Diese werden<br />
rund sechs Wochen lang gesäugt. Im Spätsommer und<br />
Herbst ist Paarungszeit, doch finden Paarungen auch noch im<br />
Winter statt. Die Mopsfledermaus erreicht bereits im ersten<br />
Lebensjahr die Geschlechtsreife. Das Durchschnittsalter wird<br />
auf fünf bis zehn Jahre geschätzt. Das bisher registrierte<br />
Höchstalter beträgt 22 Jahre. Die Mopsfledermaus gilt als<br />
ortstreue Art, welche nur kurze saisonale Wanderungen unternimmt.<br />
So liegen Sommer- und Winterquartier in der<br />
Regel höchstens 40 km voneinander entfernt. Flüge über 100<br />
km sind nach bisherigem Wissen die Aus nahme.<br />
Verbreitung<br />
Die Mopsfledermaus ist in Europa weit verbreitet und<br />
kommt im Norden bis nach Schottland und Südschweden<br />
vor. Im Süden erstreckt sich die Verbreitung über Teile Spaniens,<br />
mehrere Mittelmeerinseln, Italien und Teile der Bal -<br />
kanhalbinsel. Hinzu kommen regionale Vorkommen in der<br />
Türkei sowie ein isoliertes Areal in Marokko. Die Ostgrenze<br />
verläuft durch die Osttürkei und den Kaukasus.<br />
Im Alpenrheintal und seinen Nebentälern ist einzig im Kanton<br />
Graubünden je ein Wochenstubenquartier aus dem<br />
Raum Ilanz und Thusis sowie aus dem Prättigau bekannt.<br />
Hinzu kommen vier Sommerquartiere sowie ein Winterquartier<br />
(MÜLLER ET AL. 2010). Im Kanton St. Gallen betreffen die<br />
Abb. 88 Die Mopsfledermaus wird regelmässig von gelben<br />
Ohrmilben (Trombicula russica) parasitiert.<br />
(Foto: Silvio Hoch)