Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Verbesserung der Durchgängigkeit<br />
Funktionierende Verbindungen zwischen den verschiedenen<br />
Lebensräumen sind eine wesentliche Voraussetzung für den<br />
Austausch von Individuen. Sie ermöglichen die Wieder be -<br />
sied lung wie auch den Genaustausch. Sie erlauben auch die<br />
Nutzung von verschiedenen Räumen zu unterschiedlichen<br />
Zeitpunkten durch eine Tierart.<br />
Wesentlich sind die Verbindungen bei Arten mit hohem Aktionsradius,<br />
wie z.B. bei den Fledermäusen zwischen den<br />
Wochenstuben und den Nahrungsquartieren. Viele Arten<br />
orien tieren sich dabei an Leitstrukturen wie Hecken oder<br />
Baumreihen. Fehlen solche Strukturen ist das Aufsuchen der<br />
Nahrungsräume erschwert.<br />
Strassen und Siedlung behindern zunehmend auch die<br />
saisonale Wanderung vieler Huftiere. Problematisch ist das<br />
Fehlen von Wildtierkorridoren zwischen den Hanglagen und<br />
dem Alpenrhein und der entsprechenden Fortsetzung auf<br />
Schweizer Seite. Defizite bestehen auf <strong>Liechtenstein</strong>er Seite<br />
derzeit vor allem im Schaaner Riet. Hier soll eine funktionierende<br />
Verbindung hergestellt werden.<br />
7.7 Artenhilfsprogramme<br />
Erhalt von Fledermausquartieren<br />
Fledermäuse sind auf verschiedene Quartierstrukturen (Ta -<br />
ges-, Winterquartiere, Wochenstuben) angewiesen. Diese<br />
Quartierstrukturen können auf natürliche Weise z.B. durch<br />
den Erhalt von Baumhöhlen sichergestellt werden, teils kann<br />
auch künstlich nachgeholfen (Fledermauskästen) werden.<br />
Vor allem die gebäudebewohnenden Arten sind auf entsprechende<br />
Strukturen (Spalten, Zwischendächer, grossräumige<br />
Dachstöcke) und deren Erhaltung (z.B. im Rahmen von<br />
Renovationen) angewiesen.<br />
7.8 Öffentlichkeitsarbeit<br />
Sensibilisierung für Gross-Regulatoren Wolf, Luchs, Bär<br />
Der Luchs wurde bereits in <strong>Liechtenstein</strong> beobachtet, Wolf<br />
und Bär hielten sich ihrerseits bereits im Nahbereich des<br />
Landes auf. Damit ist nicht ausgeschlossen, dass diese Grossregulatoren<br />
auch <strong>Liechtenstein</strong> wieder mitbesiedeln können.<br />
Das verlangt einerseits nach einer Sensibilisierungskampagne<br />
bei der breiten Bevölkerung für diese Grossregulatoren,<br />
anderseits braucht es auch präventive Massnahmen im Al -<br />
pen gebiet. Es wird inskünftig nicht mehr möglich sein Schaf -<br />
her den im Alpengebiet unbewacht, d.h. ohne Behir tung, frei<br />
laufen zu lassen. Dies ist im Übrigen auch aus ökologischer<br />
Sicht äusserst problematisch. Im Kanton Graubünde werden<br />
entspre chende Präventionen vorgesehen (z.B. Behirtung,<br />
Hirten hunde). Ähnliches muss auch für <strong>Liechtenstein</strong> eingeführt<br />
werden.<br />
Zukunft des Wildschweins in <strong>Liechtenstein</strong>?<br />
Das Schwarzwild dürfte einst im Alpenrheintal bis in die Neuzeit<br />
Standwild gewesen sein. Später fanden invasive Wel len<br />
der Wiedereinwanderung statt, so eine ausgeprägte nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg. Diese lösten jeweils eine Unruhe in<br />
der Jägerschaft aus und die Tiere wurden geschos sen. Für die<br />
Forstwirtschaft gelten Wildschweine als Nütz lin ge, in der<br />
Landwirtschaft werden sie weniger gerne gese hen, da sie<br />
Flur schäden anrichten können. Im Bereich Gams-Grabs und in<br />
Feldkirch soll das Schwarzwild regelmässig vorkom men. Damit<br />
sind Wiedereinwanderungen ins <strong>Liechtenstein</strong>ische anzunehmen.<br />
Es empfiehlt sich für diese Wildart eine gewisse<br />
Gelassenheit zu entwickeln und nicht auf jedes Tier zu<br />
schiessen, das sich zeigt.<br />
7.9 Fördermassnahmen – Übersicht<br />
Durch folgende Massnahmen können Säugetiere in Liech -<br />
ten stein gefördert werden:<br />
– Sicherung von Altholzbeständen und Unterholz im Wald<br />
– Naturnahe Fliessgewässer mit deckungsreichen Ufer säu -<br />
men<br />
– Hohe Strukturdichte im Landwirtschaftsgebiet (Gehölze,<br />
Hecken, Buntbrachen, Altgrassstreifen, Ufersäume, Altschilf,<br />
Hochstauden)<br />
– Hohe Insektendichte (kleintierschonende Bewirtschaf -<br />
tungs formen, Extensivwiesen)<br />
– Deckungsstrukturen durch geeignete Umgebungsge stal -<br />
tung in der Siedlung<br />
– Sicherung und Förderung der Quartiere von Fleder mäu -<br />
sen<br />
– Stärkung der Toleranz gegenüber Grossregulatoren und<br />
Wildschwein<br />
– Vertiefung der Kenntnisse zur Verbreitung verschiedener<br />
Arten als Grundlage für eine Gefährdungsbeurteilung<br />
und Schutzmassnahmen<br />
– Schaffung und Aufwertung von Wildtierkorridoren<br />
Mario F. Broggi und Rudolf Staub<br />
Abb. 230 Luchsfährte vom Dezember 2007 aus dem Raum<br />
Gafadura. (Foto: David Falk)