Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Waldspitzmaus (Sorex araneus)<br />
Ordnung: Insektenfresser (Insectivora)<br />
Familie: Spitzmäuse (Soricidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: Miloš Anděra<br />
Die Waldspitzmaus ist mit einem Gewicht von sieben bis<br />
dreizehn Gramm innerhalb der Spitzmäuse von mittlerer<br />
Körpergrösse. Ihr weiches, glänzendes Fell ist meist dreifarbig<br />
mit einem dunklen Rücken und einem hellgrauen Bauch,<br />
wobei die Flanken einen Zwischenton aufweisen. Die Tiere<br />
aus <strong>Liechtenstein</strong> sind im europäischen Vergleich eher dunkel<br />
gefärbt.<br />
Die Waldspitzmaus, die in Eurasien weit verbreitet ist, erscheint<br />
hinsichtlich Färbung und Gestalt sehr einheitlich. Es<br />
können aber im gesamten Verbreitungsgebiet nicht weniger<br />
als 65 Chromosomenrassen unterschieden werden. In <strong>Liechtenstein</strong><br />
und seiner weiteren Umgebung kommen zwei nahe<br />
verwandte Arten vor, nämlich die Schabrackenspitzmaus<br />
(Sorex coronatus) und die Walliser Spitzmaus (Sorex antinorii).<br />
Die Unterscheidung dieser drei Arten ist nur mit biometrischen<br />
(Schädelmasse), biochemischen und genetischen<br />
Methoden möglich.<br />
Biologie<br />
Die Waldspitzmaus ist insofern kein Nahrungsspezialist, als<br />
sie wirbellose Tiere jeglicher Grösse, bevorzugt aber Regenwürmer<br />
und Käfer frisst. Regelmässig nimmt sie auch Aas<br />
von Wirbeltieren zu sich, seltener überwältigt sie kleine Wirbeltiere<br />
wie junge Feldmäuse. Über die Aufnahme pflanzlicher<br />
Nahrung gehen die Meinungen auseinander. Erwachsene<br />
Waldspitzmäuse benötigen pro Tag etwa die Hälfte bis<br />
Dreiviertel ihres eigenen Körpergewichtes. Wie alle Spitzmäuse<br />
hält die Waldspitzmaus keinen Winterschlaf. Sie<br />
überlebt den Winter und das geringere Nahrungsangebot,<br />
indem sie durch eine winterliche Schrumpfung vieler Organe<br />
(Dehnel‘sches Phänomen) den Nahrungsbedarf stark einschränkt.<br />
Waldspitzmäuse werden in der Regel erst nach dem ersten<br />
Winter geschlechtsreif. VON LEHMANN (1982) konnte aber in<br />
der Rheinau früh geborene Weibchen feststellen, welche<br />
noch im gleichen Jahr trächtig wurden. Die Waldspitzmaus<br />
wirft pro Jahr zwei bis drei Mal. Ein Wurf umfasst vier bis<br />
acht Junge. Als extreme Nesthocker öffnen diese die Augen<br />
erst am 21. Tag. Wenige Tage später erfolgt der Durchbruch<br />
der Zähne. Die Lebensdauer der Waldspitzmäuse beträgt<br />
maximal 16 Monate. Einen zweiten Winter erleben sie nicht.<br />
Im Herbst findet man viele tote alte Tiere, die an ihren dürren<br />
Schwänzen, an denen man jeden Schwanzwirbel sieht,<br />
gut zu erkennen sind.<br />
Im Tageslauf wechseln Aktivitäts- und Ruhephasen ab. Die<br />
rund 10 bis 15 Aktivitätsphasen pro Tag dauern zwischen 30<br />
und 120 Minuten. Im Winter ist die Aktivität etwas eingeschränkt.<br />
Mit Ausnahme der säugenden Weibchen und ihren Jungen<br />
leben Waldspitzmäuse einzelgängerisch, besetzen Territorien<br />
und sind gegenüber Artgenossen relativ aggressiv.<br />
Abb. 25 Schädel einer Waldspitzmaus mit dem typischen<br />
Insektenfressergebiss und den roten Zahnspitzen, welche<br />
für die Gattungen Sorex und Neomys charakteristisch sind.<br />
(Foto: Sven Beham)<br />
Abb. 26 Typisch für die Waldspitzmaus ist das dreifarbige<br />
Fell. (Foto: Lubomir Hlasek)