Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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126<br />
Kleinwühlmaus (Pitymys subterraneus)<br />
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)<br />
Familie: Wühlmäuse (Arvicolidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: René Güttinger<br />
Sie ist ausgesprochen unscheinbar, die Kleinwühlmaus.<br />
Leicht würde man sie für eine junge Feld- oder Erdmaus halten,<br />
wenn da nicht die sehr kleinen Augen wären. Klein sind<br />
auch die Ohren. Von Vertretern der Gattung Microtus unterscheidet<br />
sie sich ausserdem durch die Anzahl der Zitzen<br />
(sechs anstelle von acht bei Microtus) und die Anzahl<br />
Schwielen oder Tuberkel am Hinterfuss (fünf anstelle von<br />
sechs bei Microtus). Das Fell ist einheitlich graubraun gefärbt.<br />
Die zierliche, kugelig wirkende Wühlmaus wird in den<br />
Alpen nur 13 bis 23 Gramm schwer. In <strong>Liechtenstein</strong> wie<br />
überhaupt in den Alpen findet man die Kleinwühlmaus vorwiegend<br />
in Randbiotopen, die nicht durch die anderen<br />
Wühlmausarten besetzt sind, mit denen die Kleinwühlmaus<br />
der Gattung Pitymys in Konkurrenz steht. Es scheint sich bei<br />
dieser Gattung um eine stammesgeschichtlich alte Wühlmausgruppe<br />
zu halten, die in Mitteleuropa von später<br />
entstandenen Wühlmausarten in ungünstigere Biotope abgedrängt<br />
wurde.<br />
Abb. 162 Kleine Ohren und Augen zeichnen die unscheinbare Kleinwühlmaus<br />
aus. (Foto: Paul Marchesi)<br />
Biologie<br />
Die Kleinwühlmaus ist eine ausgesprochene Pflanzenfresserin,<br />
die alle Teile von Pflanzen von den Wurzeln und Knollen<br />
über Sprosse und Blättern bis zu den Blüten, Samen und<br />
Früchten zu sich nimmt. Es ist erstaunlich, welche Pflanzenmassen<br />
diese kleine Wühlmaus pro Tag verzehrt. Der Verfasser<br />
konnte das Fressverhalten der Kleinwühlmaus an zwei in<br />
einem Terrarium gehaltenen Tieren selber beobachten. Die<br />
Kleinwühlmaus frisst wenn immer möglich im Schutz dichter<br />
Vegetation oder im Bau selber. Sie trägt kleine Futterstücke<br />
vorwärts in den Bau ein und versucht, grössere Pflanzen teile<br />
rückwärts in den Bau zu ziehen. Gelegentlich frisst die Kleinwühlmaus<br />
auch Insekten und Schnecken.<br />
Die Kleinwühlmaus zeigt ein ausgesprochenes Grabverhalten.<br />
Sie legt ein unterirdisches Gangsystem an, das dicht<br />
unter der Oberfläche verläuft. Oft erkennt man ihre oberflächennahen<br />
Gänge an kleinen Bodenerhebungen. Im steilen<br />
Gelände entstehen kleine Auswurfhalden aus feiner<br />
Erde. In dichter Vegetation legt sie auch oberirdische Wechsel,<br />
Frass- und Kotplätze an. Mit diesem Verhalten schützt<br />
sich die Kleinwühlmaus vor der Verfolgung durch Vögel und<br />
Säugetiere.<br />
Die Kleinwühlmaus lebt in kleinen Familiengruppen, die oft<br />
ungleichmässig über einen an sich geeigneten Lebensraum<br />
verteilt sind. Wie bei vielen Wühlmäusen mit Koloniebildung<br />
hat jede Kolonie auch ihre eigene Geschichte und<br />
ihren Standort, der nicht nur über das Lebensraumangebot,<br />
sondern auch über soziale Bindungen bestimmt wird.<br />
In Mitteleuropa pflanzt sich die Kleinwühlmaus von März bis<br />
September fort. Nach einer Tragzeit von 21 Tagen werden<br />
wegen der kleinen Zitzenzahl der Weibchen pro Wurf nur<br />
zwei bis drei Junge geboren. Diese geringe Anzahl Junge<br />
pro Wurf konnte VON LEHMANN (1982) auch bei den untersuchten<br />
Weibchen aus <strong>Liechtenstein</strong> bestätigen. Es wird<br />
angenommen, dass ein Weibchen mehrere Würfe pro Jahr<br />
gebären kann. Die Jungtiere sind mit gut drei Wochen selbständig<br />
und nach sieben bis acht Wochen auch geschlechtsreif.<br />
Daher beteiligen sich die Jungtiere der frühen Würfe<br />
noch im gleichen Jahr an der Fortpflanzung. Es wird davon<br />
ausgegangen, dass fast alle Weibchen, die geboren haben,<br />
den kommenden Winter nicht überstehen. Die nächste Fortpflanzungsgeneration<br />
baut sich dann aus den Jungtieren<br />
der späten Würfe auf, die im Frühjahr ihre sexuelle Reife<br />
erlangen.