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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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Verbreitung<br />

Das Verbreitungsgebiet reicht von Nordwest-Afrika, dem<br />

Mittelmeerraum und Teilen Europas über den Nahen Osten<br />

und die südlichen Kaukasusländer bis nach Japan. In Europa<br />

liegt die Hauptverbreitung im Mittelmeerraum. In Mitteleuropa,<br />

wo die Grosse Hufeisennase lediglich reich strukturierte<br />

Landschaften in klimatischer Gunstlage besiedelt, ist die<br />

Art selten. Im Alpenrheintal ist nur noch eine einzige Wochenstubenkolonie<br />

aus dem Vorderrheintal (Kanton Gaubünden)<br />

bekannt (MÜLLER et al. 2010). Zahlreichen Sommerquartieren<br />

von Einzeltieren sowie vereinzelten Winterquartieren<br />

aus derselben Region stehen lediglich ein Sommer-, ein<br />

Herbst- sowie ein Winterquartier aus dem St. Galler Rheintal<br />

gegenüber (GÜTTINGER & BARANDUN 2010). Aus Vorarlberg sind<br />

keine Nachweise überliefert (REITER, mündl. Mitteilung).<br />

In <strong>Liechtenstein</strong> ist die Grosse Hufeisennase in den vergangenen<br />

30 Jahren nur in Balzers beobachtet worden (HOCH,<br />

schriftl. Mitteilung).<br />

Lebensraum<br />

Sommerquartiere befinden sich in Mitteleuropa ausschliesslich<br />

in warmen, störungsfreien Dachräumen. Aus <strong>Liechtenstein</strong><br />

und der Schweiz sind Wochenstubenquartiere in Kirchen,<br />

Kapellen, Burgen und Bauernhäusern bekannt. Als<br />

Winterquartiere dienen Höhlen und Stollen. Nachtquartiere,<br />

die in den Ruhepausen während der Jagd aufgesucht werden,<br />

befinden sich in Gebäuden oder Höhlen. Im Alpenrheintal<br />

(Vorderrheintal, Kanton Graubünden) jagt die<br />

Grosse Hufeisennase bevorzugt in flussnahen Laub- und<br />

Laubmischwäldern, am Waldrand sowie im angrenzenden<br />

Offenland. Zum Durchqueren des offenen Kulturlandes zwischen<br />

Tagesquartier und Jagdgebiet nutzt sie Flugrouten<br />

entlang von Hecken, Obstgärten und Waldrändern (ASHG<br />

1994). Aus anderen mitteleuropäischen Regionen sind ausserdem<br />

Weiden, blütenreiche, extensiv bewirtschaftete Wiesen<br />

und Obstwiesen als Jagdlebensräume nachgewiesen. Im<br />

Alpenrheintal beträgt der Aktionsradius während der Jagd<br />

meist drei bis vier Kilometer (ASHG 1994).<br />

Gefährdung und Schutz<br />

Die Grosse Hufeisennase zählt in ganz Mitteleuropa und<br />

Grossbritannien zu den bedrohtesten Säugetierarten. Fachleute<br />

schätzen den Rest-Bestand in Österreich auf rund 200,<br />

in der Schweiz auf maximal 500 Tiere. In <strong>Liechtenstein</strong> ist die<br />

Art möglicherweise ausgestorben. Beobachtungen von wenigen<br />

Alttieren mit einzelnen, oftmals toten Jungen gelangen<br />

letztmals 1983 im Dachstock der Kapelle Maria Hilf (WIE-<br />

DEMEIER 1984) sowie 1993 auf Schloss Gutenberg (Hoch,<br />

schriftl. Mitteilung). 1999 beobachtete Silvio Hoch im Raum<br />

über dem Durchgang zum Innenhof der Burg Gutenberg<br />

zum letzten Mal eine Grosse Hufeisennase auf <strong>Liechtenstein</strong>er<br />

Boden. Sporadische Nachweise von Einzeltieren in benachbarten<br />

Regionen <strong>Liechtenstein</strong>s (Bündner Herrschaft,<br />

St. Galler Rheintal) sind schwierig zu interpretieren, weil bei<br />

solchen Beobachtungen jeweils unklar bleibt, ob es sich um<br />

letzte Einzeltiere oder um Zuwanderer handelt.<br />

In <strong>Liechtenstein</strong> ist ein ausreichendes Lebensraumangebot<br />

die Voraussetzung für das Überleben der letzten (vielleicht)<br />

noch existierenden Grossen Hufeisennasen sowie für die<br />

mögliche Neubesiedlung durch zuwandernde Tiere. So benötigt<br />

die Art ein Netz an geräumigen, ruhigen und warmen<br />

Dachstöcken sowie eine vielfältig gegliederte Kulturlandschaft<br />

mit Hecken, Laubmischwäldern und daran angrenzenden,<br />

extensiv bewirtschafteten Grasflächen. Beim Schutz<br />

solcher Lebensraumstrukturen kommt der Gemeinde Balzers<br />

eine besondere Bedeutung zu, wurden hier doch letztmals<br />

in <strong>Liechtenstein</strong> Grosse Hufeisennasen beobachtet. Vielleicht<br />

ist dies kein Zufall, verfügt diese Gemeinde mit dem<br />

Gebiet Elltal-Ellwiesen – gemeinsam mit der Bündner Gemeinde<br />

Fläsch – doch über eine grossflächig naturnah bewirtschaftete<br />

Kulturlandschaft, welche den Lebensraumanforderungen<br />

der Grossen Hufeisennase in hohem Masse<br />

entsprechen dürfte.<br />

René Güttinger<br />

Abb. 63 Dieses in Alkohol konservierte<br />

Jungtier stammt von 1992<br />

und ist einer der letzten Belege der<br />

Grossen Hufeisennase aus <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

(Foto: René Güttinger)<br />

Abb. 64 Im Burg Gutenberg in Balzers wurden 1993 letztmals in Liech -<br />

ten stein Grosse Hufeisennasen nachgewiesen. (Foto: René Güttinger)<br />

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