Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Verbreitung<br />
Die Weissrandfledermaus ist im gesamten Mittelmeergebiet<br />
verbreitet und dort in vielen Gegenden – zumindest im Siedlungsraum<br />
– wohl die häufigste Fledermausart. Auf ihrer<br />
durch die Klimaerwärmung begünstigten Ausbreitung nach<br />
Norden hat sie an der Kanalküste bereits Nordfrankreich erreicht,<br />
weiter östlich das Elsass und Süddeutschland. Als<br />
stark an den menschlichen Siedlungsbereich angepasste (synanthrope)<br />
Fledermausart tritt sie zuerst in den Wärmeinseln<br />
der Grossstädte auf, ehe sie dann auch in ländlicheren<br />
Siedlungen auftaucht. So ist sie inzwischen im süddeutschen<br />
Raum in München und Augsburg angekommen. Auf dem<br />
Balkan geht ihre Verbreitung viel weniger weit nach Norden<br />
und erreicht neben der gesamten dalmatischen Küste gerade<br />
mal Mazedonien und Südbulgarien.<br />
In der Schweiz ist die Weissrandfledermaus naturgemäss in<br />
den Südkantonen Tessin, Genf und Wallis verbreitet, aber<br />
auch dem Jura entlang und aus den Kantonen Zürich und<br />
Schaffhausen sind zahlreiche Quartiere bekannt. Im Kanton<br />
St. Gallen konnte die Weissrandfledermaus 1998 durch<br />
Funde bei Buchs und Rorschach (HOCH 1999) erstmals belegt<br />
werden. Auch im nördlichen Graubünden ist die Art aus dem<br />
Churer Rheintal schon seit längerem bekannt. Für Vorarl-<br />
Abb. 100 Die Weissrandfledermaus bevorzugt als<br />
ursprünglich mediterrane Art die wärmebegünstigten<br />
Tal- und unteren Hanglagen.<br />
Weissrandfledermaus<br />
Freifund<br />
akustisch<br />
2 1 0Kilometer<br />
berg konnte durch Aufzeichnung der arttypischen Soziallaute<br />
im Jahre 2007 der Erstnachweis erbracht werden (Georg<br />
Amann, schriftl. Mitteilung).<br />
Am 6. Januar 2011 verirrte sich ein schon sehr betagtes<br />
Weibchen – die stumpfen, stark abgenutzten Zähne liessen<br />
darauf schliessen – in eine Wohnung im Triesner Sax. Die übrigen<br />
Nachweise der Weissrandfledermaus in <strong>Liechtenstein</strong><br />
beruhen auf der mehrfachen Aufzeichnung von Ultraschallrufen,<br />
aber auch von Soziallauten, die mit einer Frequenz<br />
von rund 13 kHz im für Menschen hörbaren Bereich liegen.<br />
10 der insgesamt 25 Rufaufnahmen, die von dieser Art vorliegen,<br />
enthalten diese arttypischen Soziallaute. Die ersten<br />
Rufaufnahmen gelangen Mitte August 2007 in der Gemeinde<br />
Triesen im Oberdorf (HOCH 2009) und wenig später auch<br />
beim Steinbruch. 2008 konnte die Art am oberen Dorfrand<br />
sowie hinter der Pfarrkirche von Vaduz gehört werden. Im<br />
April und Mai 2009 kamen dann noch Nachweise in Schellenberg<br />
sowie in Ruggell und Ende Mai 2010 in Balzers<br />
hinzu. Die Häufung der Nachweise seit 2007 hängt zweifellos<br />
mit der damals begonnenen systematischen Aufzeichnung<br />
und Auswertung von Ultraschallrufen zusammen.<br />
Heute kann von einer allgemeinen Verbreitung in allen Siedlungsgebieten<br />
in noch geringer Häufigkeit ausgegangen<br />
werden.<br />
Lebensraum<br />
Die Weissrandfledermaus findet nicht nur ihre Quartiere<br />
sondern auch ihre Jagdhabitate im Siedlungsraum und in<br />
der vom Menschen gestalteten Landschaft. Dort jagt sie<br />
häufig um Strassenlampen, in Parks und Gärten sowie über<br />
Gewässern und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Geschlossene<br />
Waldgebiete hingegen meidet sie. Die liechtensteinischen<br />
Fundorte passen genau in dieses Bild. So jagten<br />
die in Triesen, Vaduz und Ruggell gehörten Weissrandfledermäuse<br />
jeweils um Strassenlampen, in Schellenberg und<br />
Balzers im Bereich von Aussiedlerhöfen. Alle Nachweise liegen<br />
in Höhenlagen zwischen 430 und 650 m.ü.M.<br />
Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />
Als neu eingewanderte Art, die ihr Verbreitungsgebiet zunehmend<br />
nach Norden ausdehnt und in besonderer Weise<br />
an ein Leben im Siedlungsraum angepasst ist, dürfte die<br />
Weissrandfledermaus in naher Zukunft in unseren Dörfern<br />
zahlreicher auftreten. Dass sie die omnipräsente Zwergfledermaus,<br />
zu der sie hier am ehesten in Konkurrenz tritt, teilweise<br />
verdrängen kann und wie südlich der Alpen zur häufigsten<br />
Art im Siedlungsraum wird, darf aber bezweifelt<br />
werden. Dass bald auch in unserem Lande Quartiere und<br />
Fortpflanzungsnachweise gefunden werden, ist wohl nur<br />
eine Frage der Zeit. Eine potentielle Gefährdung besteht<br />
wie bei allen Spaltenbewohnern im Siedlungsraum durch<br />
den Verlust von Quartieren bei Gebäuderenovierungen und<br />
Umbauten.<br />
Silvio Hoch<br />
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