Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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106<br />
Haselmaus (Muscardinus avellanarius)<br />
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)<br />
Familie: Bilche (Gliridae)<br />
Merkmale<br />
Foto: Lubomir Hlasek<br />
Die kleinste und zierlichste Art der einheimischen Schlafmäuse<br />
(Bilche) wäre eigentlich leicht zu bestimmen. Sie ist<br />
aber in <strong>Liechtenstein</strong> genau so wie in den angrenzenden<br />
Ländern so selten, dass sie kaum jemand zu Gesicht bekommt.<br />
Die Färbung des Oberkörpers und des Kopfes ist<br />
auffallend rotbraun bis orange. Die Unterseite ist gelblichweiss.<br />
Der Schwanz ist dicht behaart, ohne so buschig zu sein<br />
wie beim Siebenschläfer. Der Kopf mit den grossen Augen<br />
und den runden, kurzen, aber gut sichtbaren Ohren ist auffallend<br />
rundlich. Die Haselmaus hält sich hauptsächlich auf<br />
Bäumen und Büschen auf. Sie klettert ausgezeichnet und<br />
kann wegen ihres geringen Körpergewichtes von 15 bis 40<br />
Gramm dünne Zweige besteigen und so zu Nahrungsquellen<br />
gelangen, die anderen Nagern verwehrt sind. Nur selten bewegt<br />
sie sich auf dem Erdboden.<br />
Biologie<br />
Im Vergleich mit ihren grösseren Verwandten, dem Siebenschläfer<br />
und dem Gartenschläfer, ernährt sich die ebenfalls<br />
vorwiegend nachtaktive Haselmaus viel stärker vegetarisch.<br />
Sie frisst neben Früchten und Samen auch Blüten und Knospen.<br />
Im Frühjahr und Sommer werden gerne Insekten und<br />
andere Wirbellose verzehrt. Im Herbst bilden die energiereichen<br />
Nüsse von Hasel und Hainbuche, aber auch Bucheckern<br />
und Eicheln die Hauptnahrung. So baut sie sich die Reserven<br />
für den Winterschlaf auf.<br />
Der Winterschlaf dauert von Oktober bis April. Die Winterschlafplätze<br />
befinden sich im Boden: unter Laub, in Asthaufen<br />
oder an Baumwurzeln. Die Haselmaus baut dazu ein eigentliches<br />
Winterschlafnest. Die Körpertemperatur sinkt im<br />
Winterschlaf auf einige Grade über Null.<br />
Unmittelbar nach dem Winterschlaf beginnt die Paarungszeit.<br />
Die Weibchen bringen meistens nur einen, seltener<br />
zwei Würfe mit drei bis fünf Jungen zur Welt. Diese entwickeln<br />
sich langsam und öffnen die Augen erst mit 18 Tagen.<br />
Nach rund eineinhalb Monaten werden sie selbstständig.<br />
Geschlechtsreif sind sie nach dem ersten Winterschlaf.<br />
Im Gegensatz zu den übrigen einheimischen Schläferarten<br />
baut die Haselmaus regelmässig freistehende Nester. Neben<br />
Nestern in Baumhöhlen und Nistkasten erstellt sie regelrechte<br />
Kugelnester mit einem seitlichen Einschlupfloch, die<br />
sie meist nur etwa einen Meter über Boden anlegt. Sie legt<br />
im Sommer immer wieder neue Nester an und benutzt oft<br />
gleichzeitig drei bis sechs Nester.<br />
Verbreitung<br />
Die Haselmaus ist in Süd- und Mitteleuropa weit verbreitet.<br />
Sie fehlt in Spanien und im Süden Frankreichs. Vorkommen<br />
gibt es auch in England und Dänemark, ja sogar in Südschweden.<br />
Im Osten erreicht sie die Wolga und Teile Kleinasiens.<br />
Die Nachweise aus <strong>Liechtenstein</strong> liegen alle weit zurück<br />
(VON LEHMANN 1962 und 1982). Mario F. Broggi sah am<br />
28.12.1985 mehrere Kugelnester in einem Weissdorngebüsch<br />
auf dem «Hennewiblis Boda» auf 650 m ü.M. in Triesen<br />
(BROGGI, mündl. Mitteilung).<br />
Das Kleinsäugerprojekt 2007 bis 2010 erbrachte keine neuen<br />
Nachweise, obwohl potentielle Lebensräume befangen wurden.<br />
Daneben wurde auch gezielt nach den typischen Frass-<br />
Abb. 131 Eine Haselmaus im Winterschlaf.<br />
(Foto: Lubomir Hlasek) Abb. 132 Das Nest der Haselmaus. (Foto: René Güttinger)