Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
128<br />
Feldmaus (Microtus arvalis)<br />
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)<br />
Familie: Wühlmäuse (Arvicolidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: René Güttinger<br />
Die weitaus häufigste Wühlmaus des europäischen Grünlandes<br />
war einst – als die Mehrheit der Bevölkerung noch Landwirtschaft<br />
betrieb – jedermann bekannt. Die Feldmaus ist<br />
eine typische Steppenform, also eine Art des offenen, eher<br />
trockenen Grünlandes. Sie war in den eiszeitlichen Graslandschaften<br />
weit verbreitet und fand rund 10’000 Jahre<br />
später auch im Kulturland des Menschen einen ihr zusagenden<br />
Lebensraum. Die Feldmaus sieht ihrer nächsten Verwandten,<br />
der Erdmaus, sehr ähnlich. Im Vergleich zur kräftigeren<br />
Erdmaus hat die Feldmaus einen schlanken Körper,<br />
einen feinen Kopf und ein insgesamt graziles Aussehen. Das<br />
kurzhaarige Fell ist auf der Oberseite hell graubraun, es<br />
geht auf der Unterseite in graubeige über. Das Fell der Erdmaus<br />
ist langhaariger und dunkler. Ihre Ohren sind behaart,<br />
besonders auch der obere Rand und die Innenseite der<br />
Ohrmuschel. Um diese Unterschiede am lebenden Tier zu<br />
erkennen, braucht es einige Übung. Am Gebiss hingegen<br />
sind die beiden Arten leicht zu unterscheiden.<br />
Biologie<br />
Die Feldmaus ernährt sich vorwiegend von pflanzlicher Kost,<br />
phasenweise verschmäht sie auch Insekten nicht. Da die<br />
Feldmaus in den verschiedensten Grünland-Lebensräumen<br />
von den Tallagen bis hinauf in die alpine Stufe vorkommt,<br />
frisst sie die verschiedensten Kräuter und Gräser. Im Kulturland<br />
der Ebene bevorzugt sie Löwenzahn und Klee. Gelegentlich<br />
kommt es hier auch zu Frassschäden an Rüben und<br />
anderen Gemüsepflanzen sowie Getreidesaaten. In Hochlagen<br />
ist sie besonders im Winter oft weniger wählerisch.<br />
Unter der Schneedecke frisst sie gelegentlich auf recht kleinen<br />
Flächen praktisch das ganze Angebot an Pflanzen auf.<br />
Entsprechend der Regenerationsfähigkeit der einzelnen<br />
Arten ändert dies die Zusammensetzung der Flora punktuell<br />
sehr stark. Interaktionen mit der Pflanzenwelt entstehen<br />
auch durch das Absetzen des Kotes ausserhalb der Baue und<br />
durch das Durchmischen des Erdmaterials. Beides schafft<br />
günstige Bedingungen für das Gedeihen der Pflanzen. In<br />
trockenen, nährstoffarmen Wiesen und Weiden sind die<br />
Bau- und Gangsysteme der Feldmaus oft schon von weitem<br />
als grüne Flecken zu erkennen.<br />
Die Baue der Feldmaus sind typischerweise durch ein System<br />
von ober- und unterirdischen Laufgängen verbunden. Besonders<br />
die Laufgänge, die wie kleine «Schützengräben»<br />
aussehen, sind für die Art sehr typisch. Das Nest befindet<br />
sich meistens etwa 20 cm unter der Erdoberfläche.<br />
Generell sagt man den Mäusen ein grosses Fortpflanzungspotential<br />
nach. Dies gilt nicht für die vielen Arten mit nur<br />
wenigen Würfen pro Jahr, trifft aber bestimmt auf die Feldmaus<br />
zu, wenigstens in den optimalen Habitaten. Die Fortpflanzung<br />
beginnt im Alpenraum im April und dauert bis<br />
zum Oktober. Ein Weibchen bringt pro Jahr zwei bis drei<br />
Würfe mit drei bis acht Jungen zur Welt. Dies ist noch nicht<br />
besonders viel. Entscheidend für das grosse Fortpflanzungspotential<br />
ist, dass die Weibchen bereits am 13. Lebenstag<br />
begattet werden können und auch trächtig werden. Die<br />
Tragzeit beträgt 19 bis 21 Tage. Die Entwicklung der Jungen<br />
verläuft extrem rasch: am 14. Tag nehmen sie die erste feste<br />
Nahrung auf, um den 20. Tag werden sie entwöhnt und mit<br />
34 Tagen sind sie selbständig. So können lokal rasch sehr<br />
hohe Populationsdichten entstehen. Da Feldmäuse bei<br />
hohen Dichten ihre Reviere verkleinern und Gemeinschaftsnester<br />
anlegen ist das Verdichtungspotential extrem hoch.<br />
Wenn keine anderen Faktoren wie spezielle Witterungsbedingungen<br />
den Aufbau hoher Bestände stören, erreichen<br />
diese nach etwa drei Jahren ein Maximum, um dann wieder<br />
zusammenzubrechen. Viele Faktoren führen zu einer Regulation<br />
des Bestandes: die generell kurze Lebenserwartung<br />
der Feldmaus, Nahrungsknappheit, Stress und dann die<br />
Prädation, die Verfolgung durch Räuber. Feldmäuse sind<br />
eine wichtige Nahrungsgrundlage der verschiedensten<br />
Raubsäuger und Vögel vom Graureiher über den Mäusebussard<br />
und den verschiedenen Eulenarten bis zu Hermelin,<br />
Mauswiesel und Fuchs.<br />
Abb. 165 Die Feldmaus lebt in unterirdischen Bausystemen.<br />
(Foto: Aleksander Niwelinski)