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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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Feldmaus (Microtus arvalis)<br />

Ordnung: Nagetiere (Rodentia)<br />

Familie: Wühlmäuse (Arvicolidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: René Güttinger<br />

Die weitaus häufigste Wühlmaus des europäischen Grünlandes<br />

war einst – als die Mehrheit der Bevölkerung noch Landwirtschaft<br />

betrieb – jedermann bekannt. Die Feldmaus ist<br />

eine typische Steppenform, also eine Art des offenen, eher<br />

trockenen Grünlandes. Sie war in den eiszeitlichen Graslandschaften<br />

weit verbreitet und fand rund 10’000 Jahre<br />

später auch im Kulturland des Menschen einen ihr zusagenden<br />

Lebensraum. Die Feldmaus sieht ihrer nächsten Verwandten,<br />

der Erdmaus, sehr ähnlich. Im Vergleich zur kräftigeren<br />

Erdmaus hat die Feldmaus einen schlanken Körper,<br />

einen feinen Kopf und ein insgesamt graziles Aussehen. Das<br />

kurzhaarige Fell ist auf der Oberseite hell graubraun, es<br />

geht auf der Unterseite in graubeige über. Das Fell der Erdmaus<br />

ist langhaariger und dunkler. Ihre Ohren sind behaart,<br />

besonders auch der obere Rand und die Innenseite der<br />

Ohrmuschel. Um diese Unterschiede am lebenden Tier zu<br />

erkennen, braucht es einige Übung. Am Gebiss hingegen<br />

sind die beiden Arten leicht zu unterscheiden.<br />

Biologie<br />

Die Feldmaus ernährt sich vorwiegend von pflanzlicher Kost,<br />

phasenweise verschmäht sie auch Insekten nicht. Da die<br />

Feldmaus in den verschiedensten Grünland-Lebensräumen<br />

von den Tallagen bis hinauf in die alpine Stufe vorkommt,<br />

frisst sie die verschiedensten Kräuter und Gräser. Im Kulturland<br />

der Ebene bevorzugt sie Löwenzahn und Klee. Gelegentlich<br />

kommt es hier auch zu Frassschäden an Rüben und<br />

anderen Gemüsepflanzen sowie Getreidesaaten. In Hochlagen<br />

ist sie besonders im Winter oft weniger wählerisch.<br />

Unter der Schneedecke frisst sie gelegentlich auf recht kleinen<br />

Flächen praktisch das ganze Angebot an Pflanzen auf.<br />

Entsprechend der Regenerationsfähigkeit der einzelnen<br />

Arten ändert dies die Zusammensetzung der Flora punktuell<br />

sehr stark. Interaktionen mit der Pflanzenwelt entstehen<br />

auch durch das Absetzen des Kotes ausserhalb der Baue und<br />

durch das Durchmischen des Erdmaterials. Beides schafft<br />

günstige Bedingungen für das Gedeihen der Pflanzen. In<br />

trockenen, nährstoffarmen Wiesen und Weiden sind die<br />

Bau- und Gangsysteme der Feldmaus oft schon von weitem<br />

als grüne Flecken zu erkennen.<br />

Die Baue der Feldmaus sind typischerweise durch ein System<br />

von ober- und unterirdischen Laufgängen verbunden. Besonders<br />

die Laufgänge, die wie kleine «Schützengräben»<br />

aussehen, sind für die Art sehr typisch. Das Nest befindet<br />

sich meistens etwa 20 cm unter der Erdoberfläche.<br />

Generell sagt man den Mäusen ein grosses Fortpflanzungspotential<br />

nach. Dies gilt nicht für die vielen Arten mit nur<br />

wenigen Würfen pro Jahr, trifft aber bestimmt auf die Feldmaus<br />

zu, wenigstens in den optimalen Habitaten. Die Fortpflanzung<br />

beginnt im Alpenraum im April und dauert bis<br />

zum Oktober. Ein Weibchen bringt pro Jahr zwei bis drei<br />

Würfe mit drei bis acht Jungen zur Welt. Dies ist noch nicht<br />

besonders viel. Entscheidend für das grosse Fortpflanzungspotential<br />

ist, dass die Weibchen bereits am 13. Lebenstag<br />

begattet werden können und auch trächtig werden. Die<br />

Tragzeit beträgt 19 bis 21 Tage. Die Entwicklung der Jungen<br />

verläuft extrem rasch: am 14. Tag nehmen sie die erste feste<br />

Nahrung auf, um den 20. Tag werden sie entwöhnt und mit<br />

34 Tagen sind sie selbständig. So können lokal rasch sehr<br />

hohe Populationsdichten entstehen. Da Feldmäuse bei<br />

hohen Dichten ihre Reviere verkleinern und Gemeinschaftsnester<br />

anlegen ist das Verdichtungspotential extrem hoch.<br />

Wenn keine anderen Faktoren wie spezielle Witterungsbedingungen<br />

den Aufbau hoher Bestände stören, erreichen<br />

diese nach etwa drei Jahren ein Maximum, um dann wieder<br />

zusammenzubrechen. Viele Faktoren führen zu einer Regulation<br />

des Bestandes: die generell kurze Lebenserwartung<br />

der Feldmaus, Nahrungsknappheit, Stress und dann die<br />

Prädation, die Verfolgung durch Räuber. Feldmäuse sind<br />

eine wichtige Nahrungsgrundlage der verschiedensten<br />

Raubsäuger und Vögel vom Graureiher über den Mäusebussard<br />

und den verschiedenen Eulenarten bis zu Hermelin,<br />

Mauswiesel und Fuchs.<br />

Abb. 165 Die Feldmaus lebt in unterirdischen Bausystemen.<br />

(Foto: Aleksander Niwelinski)

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