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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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Wolf (Canis lupus)<br />

Ordnung: Hunde (Canidae)<br />

Familie: Raubtiere (Carnivora)<br />

Merkmale<br />

Foto: Markus Stähli<br />

Der Wolf ähnelt einem Deutschen Schäferhund, wobei der<br />

Rumpf etwas länger ist. Der Kopf ist relativ markant und die<br />

Stirn breit, die Ohren sind eher kurz. Die Färbung ist<br />

variabel, von weissen bis zu schwarzen Wölfen, in unseren<br />

Breiten ist er am ehesten grau. Die grössten Wölfe erreichen<br />

eine Kopfrumpflänge von bis zu 160 cm, wobei der Schwanz<br />

zusätzlich 50 cm lang ist. Wölfe können ein Gewicht bis zu<br />

80 kg haben. In einigen Fällen ist die Unterscheidung zum<br />

Haushund schwierig. Wölfe tragen den Schwanz meist<br />

waagrecht, Hunde oft aufrecht. Am Schädel lassen sich die<br />

meisten Unterschiede erkennen, dies betrifft die Augenhöhle,<br />

die Ohrmuschel, die Form des Unterkiefers etc.<br />

Biologie<br />

Im Gegensatz zu Haushunden bekommen Wölfe nur einmal<br />

jährlich Nachwuchs. Die Paarungszeit fällt in den Spätwinter,<br />

wobei die Tragzeit rund 65 Tage beträgt. Vor der Geburt der<br />

Jungen wird im Normalfall eine Erdhöhle gegraben. In einem<br />

Wurf befinden sich ein bis zwölf, in der Regel vier bis sechs<br />

Junge. Die Augen öffnen sich nach elf bis zwölf Tagen, sie<br />

werden bis in die 6.-8. Woche gesäugt. Die normale Sozialordnung<br />

des Wolfes ist das Rudel. Es besteht aus den Elterntieren<br />

und deren Nachkommen. Sie werden mit zwei Jahren<br />

geschlechtsreif und verbleiben bis dann bei den Eltern. Mit<br />

Erreichen der Geschlechtsreife wandern die Jungwölfe aus<br />

dem Territorium ab und suchen ein eigenes Revier. Die Grösse<br />

des Reviers definiert sich über das Beuteangebot und reicht<br />

von einigen Dutzend bis zu 10’000 Quadratkilometern. Aus<br />

Mitteleuropa liegen bisher Werte aus Polen vor, wo die Reviergrössen<br />

150-350 km 2 umfassen, was ein- bis zweimal der<br />

Grösse <strong>Liechtenstein</strong>s entspricht.<br />

Grundnahrung des Wolfes bilden mittelgrosse bis grosse<br />

pflanzenfressende Säugetiere. Auch kleinere Säugetiere wer -<br />

den erbeutet. In der Nähe des Menschen schlagen sie auch<br />

Schafe, allenfalls junge Rinder, Haushunde und Hauskatzen.<br />

Der Wolf nimmt auch Aas und Abfälle an. Freilebende Wölfe<br />

fressen vier bis acht Kilogramm Fleisch täglich.<br />

Verbreitung<br />

Der Wolf war in ganz Europa und Asien bis nach Nordafrika<br />

sowie in Nordamerika beheimatet. In weiten Teilen dieses<br />

Verbreitungsgebietes, besonders im westlichen Europa und<br />

in Nordamerika, wurde die Art durch Verfolgung ausgerottet.<br />

In Osteuropa und auf dem Balkan gibt es noch zusammenhänge<br />

Populationen. Ansonsten ist der Wolf heute<br />

in Europa nur mehr in isolierten Beständen anzutreffen.<br />

Der Wolf war in früheren Zeiten auch in unserer Gegend<br />

flächendeckend vertreten. In den neolithischen Stationen im<br />

Alpenrheintal tritt der Wolf auf, weil ihm schon damals<br />

nachgestellt wurde. Man nimmt allerdings an, dass der Wolf<br />

damals kein eigentliches Jagdtier war, sondern er nur ge tö -<br />

tet wurde, wenn er zur Winterszeit «lästig wurde» (HART -<br />

MANN-FRICK 1959). In den ausgewerteten Tierresten der Burg<br />

Hohensax bei Sennwald (SG) von anfangs 13. bis Mitte 15. Jh<br />

(WÜRGLER 1956) wurden Reste von vermutlich sechs Indivi -<br />

duen gefunden. Der Wolf wird in der Embser Chronik 1616<br />

für die Gegend von Bludenz als Standwild erwähnt. Auch für<br />

den Wolf werden Schussgelder ausbezahlt, so beispielsweise<br />

gemäss Seveler Gemeinderechnung erhielt ein Nolly Forer<br />

im Jahre 1650 als «Wolfsköstig Schussgeld von fl.6.10<br />

batzen» (WÜRGLER 1956). Aber bereits STEINMÜLLER (1821)<br />

schreibt «Die Wölfe flössten in den älteren Zeiten in allen<br />

nördlichen Gegenden durch ihre grosse Menge, durch ihre<br />

reissende Art und Stärke, durch den unter Herden und<br />

Menschen erregten grossen Schaden vorzügliche Furcht und<br />

Schrecken ein». Er erwähnt auch, dass zu Conrad Gessners<br />

Zeiten (im 16. Jh.) im Rheintal des Kantons St.Gallen neben<br />

der gewöhnlichen Art auch noch schwärzliche, grössere und<br />

stärkere als die Gemeinen vorgekommen seien. «Wahrscheinlich<br />

ist keine Art von Raubthieren so lange durch die<br />

ganze Schweiz verbreitet gewesen, und nachdem es mit sei -<br />

ner Vertilgung Ernst galt, aus dem grössern Theile des<br />

Schweizerlandes so schnell vertilget worden, als - der Wolf.»<br />

Noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts fand er sich in der<br />

östlichen Schweiz überall (Nachtrag von G.L.Hartmann in<br />

Stein müller, 1821).<br />

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts werden die Nachrichten<br />

über den Wolf sehr spärlich. TIEFENTHALER (1941)<br />

erwähnt die Klagen der Alpgenossen der Alpen Formarin,<br />

Radona und Taunleger, zu Nüziders gehörend, aus dem<br />

Jahre 1821, dass dort ein Wolf sein Unwesen treibe.<br />

Einen alten Wolfs-Hinweis erhalten wir auch aus <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

Im Vertrag zwischen Kaiser Maximilian I und Graf<br />

Rudolf von Sulz anno 1515, in welchem die Grenze zwischen<br />

der Grafschaft Sonnenberg und der Herrschaft Vaduz festgesetzt<br />

wurde, findet auch die Jagd Erwähnung (LEUPRECHT<br />

1917). Da heisst es «Dann der Hirsch halben, so vor etlichen<br />

Jahren in Schanwald von Wölfen niederlegen ist... ». Den vorläufig<br />

letzten Hinweis für <strong>Liechtenstein</strong> erhalten wir durch<br />

einen im <strong>Liechtenstein</strong>er Landesarchiv aufgefundenen Brief<br />

aus dem Jahre 1812 des Landgerichtes Sonnenberg an das<br />

benachbarte Oberamt in Vaduz (SCHALLERT 1992): «in dem<br />

Saminathal des Gemeindebezirkes Frastanz diesseitigen<br />

Landgerichts wird seit einiger Zeit ein Wolf verspürt, der<br />

schon dermalen dem Wilde schädlich wird, und in der Folge<br />

bey dem Auftribe des Viehs in den Alpen noch gefährlicher

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