Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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lern, sowie einer Rauhautfledermaus fand sich darunter auch<br />
ein Männchen der Mückenfledermaus. Ein solches konnte<br />
auch im Spätsommer 2010 am Weiher beim Vaduzer Schliessaweg<br />
gefangen werden. Es erhielt einen winzigen Sender<br />
von nur 0.3 g. Das telemetrierte Tier zeigte einige bemerkenswerte<br />
Verhaltensweisen. So überquerte es mehrmals in<br />
der Nacht den Rhein im Bereich der Rheinbrücke Vaduz-Sevelen,<br />
jagte über dem <strong>Liechtenstein</strong>er Binnenkanal zwischen<br />
Vaduz und Triesen sowie über dem Werdenberger Pendant<br />
und bezog sein Tagesquartier abwechselnd im Stamm einer<br />
Zwieselbuche im Vaduzer Schwefelwald und im Zwischendach<br />
eines Wohnhauses in der Seveler Rheinau (Abb. 98). Die<br />
beiden Tagesquartiere stellen sowohl für <strong>Liechtenstein</strong> wie<br />
für den Kanton St. Gallen den ersten Quartiernachweis für<br />
diese Art dar. Unter den 55 Rufaufnahmen, die von dieser Art<br />
vorliegen, enthalten 25 auch die arttypischen Sozialrufe.<br />
Alle Aufnahmen stammen aus der Talebene von Balzers bis<br />
Ruggell.<br />
Lebensraum<br />
Die Mückenfledermaus nutzt als Spaltenbewohnerin Quartiere<br />
an Gebäuden und Jagdkanzeln, wie Fassadenspalten,<br />
Abb. 97 Die akustischen Aufnahmen zeigen klar die bevorzugten<br />
Jagdlebensräume der Mückenfledermaus: Gewässernahe<br />
Strukturen der Talebene und Waldränder der<br />
unteren Hanglagen.<br />
Mückenfledermaus<br />
Sonstiges Quartier<br />
Netzfang Freiland<br />
Freifund<br />
akustisch<br />
2 1 0Kilometer<br />
Wandverkleidungen, Rollladenkästen und Zwischendächer.<br />
Ihre Jagdgebiete muss sich die Mückenfledermaus mit der<br />
Zwergfledermaus teilen, doch ist sie viel stärker als diese auf<br />
gewässernahe, reich strukturierte Wälder und Gehölze<br />
angewiesen. Parkähnliche, lockere Baumbestände und Laubwälder<br />
sowie grosse Solitärbäume kommen als Jagdgebiete<br />
ebenfalls in Frage. Landwirtschaftlich genutzte Flächen werden<br />
hingegen gemieden. Auch in <strong>Liechtenstein</strong> sind die Be -<br />
züge zu Wäldern, Baumreihen und grossen Einzelbäumen in<br />
Gewässernähe deutlich festzustellen. So konnten jagende<br />
Mückenfledermäuse im Bereich des Binnenkanals und der<br />
Rheinauen in Balzers, Triesen, Vaduz, Schaan und Gamprin<br />
verhört werden. Daneben scheinen auch der lockere Bestand<br />
an alten Buchen auf dem Oksaboda bei Balzers und<br />
der angrenzende, teilweise ausgelichtete Buchenwald, für<br />
diese Art ebenso attraktiv zu sein, wie Baumreihen an der<br />
alten Landstrasse zwischen Triesen und Balzers. Im Bereich<br />
des Vaduzer Friedhofs scheinen die Nähe zum Wald und<br />
dem Schlossfelsen in Kombination mit einer niedrigen, engstehenden<br />
Strassenbeleuchtung für ein attraktives Insektenangebot<br />
nicht nur für die Mückenfledermaus verantwortlich<br />
zu sein. Im Ruggeller Riet konnten die Rufe einer Mückenfledermaus<br />
bei der Jagd um eine einzelne hohe Pappel aufgenommen<br />
werden.<br />
Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />
Es bleibt zu hoffen, dass demnächst auch Wochenstuben,<br />
also Fortpflanzungsquartiere, dieser kleinsten einheimischen<br />
Fledermausart gefunden werden. Die geplante Revitalisierung<br />
weiterer Bach- und Kanalabschnitte, wie auch<br />
eine höhere Anzahl stehender Wasserflächen könnte die<br />
Häufigkeit dieser sehr seltenen und stark vom Insektenangebot<br />
in Gewässernähe abhängigen Art zweifellos fördern.<br />
Obwohl die wenigen Daten eine klare Festlegung des Gefährdungsgrades<br />
nicht erlauben, muss für die Mückenfledermaus<br />
als Spaltenbewohnerin, die auf vom Menschen geschaffene<br />
Quartierstrukturen angewiesen ist, zumindest von<br />
einer möglichen Gefährdung ausgegangen werden.<br />
Silvio Hoch<br />
Abb. 98 Das Quartier der Mückenfledermaus befindet sich<br />
im Zwischendach eines Wohnhauses. (Foto: René Güttinger)<br />
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