Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Schabrackenspitzmaus (Sorex coronatus)<br />
Ordnung: Insektenfresser (Insectivora)<br />
Familie: Spitzmäuse (Soricidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: Paul Marchesi<br />
Es ist eine Tatsache, die man einfach hinnehmen muss: Auch<br />
erfahrene Kenner können die Schabrackenspitzmaus und<br />
die Waldspitzmaus am lebenden Tier nicht unterscheiden.<br />
Im Jahre 1758 beschrieb Carl von Linné die Waldspitzmaus<br />
(Sorex araneus), mit ihrem riesigen Verbreitungsgebiet vom<br />
Norden Spaniens über England bis nach Sibirien. Hinsichtlich<br />
ihrer Gestalt und Färbung schien die Art recht einheitlich.<br />
Um die Mitte des 20. Jahrhunderts begann man die Chromosomen,<br />
die Träger der Erbsubstanz, zu untersuchen und<br />
erkannte bei der Waldspitzmaus eine Variabilität hinsichtlich<br />
der Chromosomenzahlen und der Chromosomenanordnung,<br />
wie dies von anderen Säugetieren nicht bekannt war.<br />
Nicht weniger als 65 Chromosomenrassen wurden unterschieden,<br />
darunter befinden sich, wie es sich später heraus<br />
stellte, auch echte Arten.<br />
Erst im Jahre 1968 wurde die Schabrackenspitzmaus (Sorex<br />
coronatus) als neue Art beschrieben. Sie ist mit chromoso-<br />
malen und genetischen Methoden einwandfrei von der<br />
Waldspitzmaus zu unterscheiden. Offenbar kommt es auch<br />
nie zu Kreuzungen zwischen den beiden Arten. Die Schabrackenspitzmaus<br />
besitzt eine etwas dunklere Rückenfärbung.<br />
Dies ist aber ebenso wenig ein sicheres Unterscheidungsmerkmal<br />
wie die kürzere Schwanzlänge. Die geringere<br />
Schädelbasislänge kann allerdings am präparierten Objekt<br />
exakt gemessen werden. Der Nachweis der Art am Schellenberg<br />
wurde mit genetischen Methoden betätigt. Damit<br />
kann die Schabrackenspitzmaus definitiv in die Liste der Säugetiere<br />
<strong>Liechtenstein</strong>s aufgenommen werden.<br />
Biologie<br />
Die Lebensweise der Schabrackenspitzmaus ist noch relativ<br />
schlecht erforscht. Alle bisherigen Untersuchungen deuten<br />
darauf hin, dass diese ähnlich wie bei der Waldspitzmaus ist.<br />
Auch das Nahrungsspektrum der beiden Schwesterarten entspricht<br />
sich weitgehend und umfasst in erster Linie wirbellose<br />
Tiere. Der Nahrungsbedarf bewegt sich in der gleichen<br />
Grössenordnung. Bemerkenswert ist, dass das Dehnel’sche<br />
Phänomen, also die winterliche Schrumpfung der Organe<br />
bei der Schabrackenspitzmaus weniger ausgeprägt ist.<br />
Die Fortpflanzung kann schon früh im Jahr, nämlich gegen<br />
Ende Februar beginnen. In dieser Phase wachsen die Tiere<br />
stark. Bei den Männchen schwellen die Seitendrüsen an und<br />
verbreiten den charakteristischen Moschusgeruch. Während<br />
die Weibchen ihre Territorien besetzen, wandern die Männchen<br />
weiter herum. Sie haben dann vor allem Kontakt zu<br />
einem Weibchen, das sich seinerseits aber auch von anderen<br />
Männchen begatten lässt. Das soziale System ist eine Monogamie<br />
mit einer Tendenz zur Polygamie, während die Waldspitzmaus<br />
ausgesprochen polygam ist.<br />
In der Schweiz erreichen nur die Weibchen des ersten Wurfes<br />
die Geschlechtsreife im gleichen Jahr, die anderen erst<br />
nach dem Winter. Die Anzahl Junge pro Wurf ist mit zwei bis<br />
Abb. 30 Die Schabrackenspitzmaus ist äusserlich von der Waldspitzmaus kaum zu unterscheiden. (Foto: Paul Marchesi)