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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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wohnt. Dachse halten keinen echten Winterschlaf, sondern<br />

eine Winterruhe mit nur mässig reduziertem Stoffwechsel,<br />

das heisst, dass er bei milder Witterung immer wieder aktiv<br />

wird und den Bau verlässt.<br />

Der Dachs ist ein Allesfresser, wobei der Speiseplan je nach<br />

Gebiet und Jahreszeit variiert. Die Nahrung setzt sich aus Regenwürmern,<br />

Insekten wie Käfern und Wespenlarven,<br />

Schnecken, Amphibien, reifen Früchten, Beeren, Wurzeln<br />

und gelegentlich auch Feldfrüchten wie z.B. Mais zusam -<br />

men. Regelmässig raubt der Dachs Mäuse- oder Vogel nester<br />

bodenbrütender Arten aus.<br />

Territorien werden besetzt, aber nur bei hohen Bestandesdichten<br />

verteidigt. Territorien und Baue werden mit<br />

Kot markiert, der in kleine offene bis zu 15 cm tiefe Gruben<br />

gelegt wird. Dachse wurden lange als Einzelgänger<br />

bezeichnet, was aber nur für die Nahrungssuche zutrifft. In<br />

den Bauen leben sie in Familienverbänden. Die Gruppengrösse<br />

und das Sozialverhalten werden stark von Habitatverhältnissen<br />

und dem Nahrungsangebot beeinflusst.<br />

Verbreitung<br />

Unser Dachs ist in ganz Europa verbreitet (ausser im nörd -<br />

lichen Teil Skandinaviens und Russland, sowie den meisten<br />

Abb. 194 Angaben zur Lage von Dachsbauten in <strong>Liechtenstein</strong><br />

nach Umfrage bei Jägdpächtern und Jagdaufsehern<br />

2010 sowie Sichtungen.<br />

Dachs<br />

Dachsbauten<br />

Sichtungen<br />

2 1 0Kilometer<br />

Mittelmeerinseln) und im gemässigten Asien bis Japan. In<br />

der Schweiz wurden Dachse bis in einer Höhe von 2300 m ü.<br />

M. nachgewiesen.<br />

Die Kenntnis über die Verbreitung in <strong>Liechtenstein</strong> beruht<br />

auf Angaben gebietskundiger Jäger und Jagdaufseher. Der<br />

Dachs kommt über das ganze Land verteilt vor, vom Eschnerberg<br />

im Norden über die Landwirtschaftsgebiete im<br />

Talraum, die rheintalseitigen Hanglagen bis in den Bereich<br />

der oberen Waldgrenze.<br />

Noch in den 1960er-Jahren wurden 10 bis 20 Tiere jährlich<br />

gemäss Jagdstatistik erlegt. Insbesondere die Begasung der<br />

Bauten gegen die Tollwut zu Beginn der 1970er Jahre hatte<br />

den Dachs stark betroffen.<br />

Dachsbaue wurden im Talraum in ausgetrockneten ehe -<br />

maligen Entwässerungsgräben mit Begleitgehölzen, in Feldgehölzen,<br />

Windschutzstreifen und Auenwaldbeständen<br />

vorgefunden. In günstigen Lebensräumen, wo landwirtschaftliche<br />

Kultur und Alpwirtschaft in der Nähe sind (z.B.<br />

Eschnerberg), sind 1-2 Baue/km 2 vorhanden. Im Gebirge sind<br />

Dachsbaue in geringerer Häufigkeit als in Talnähe. Der<br />

höchste Dachsbau wurde im Guschgfieler Täle in einer Höhe<br />

von rund 1800 m ü. M. nachgewiesen.<br />

Lebensraum<br />

Der Dachs ist relativ anspruchslos und gut anpassungsfähig<br />

und findet seinen Lebensraum überall wo Gehölzbestände<br />

und landwirtschaftliche Kulturen oder Weiden nebeneinander<br />

liegen. Die Erdbaue werden am Waldrand oder in<br />

der Nähe von Wiesen und Feldern errichtet (oft an einem<br />

Hang), an Standorten mit trockenem, sandigem Boden und<br />

oft durchklüftetem Blockschutt. Feuchtgebiete werden in<br />

der Regel gemieden. Auf offenen Ackerflächen werden hin<br />

und wieder Sommerbaue in der Form von Fluchtröhren angelegt.<br />

Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />

Der Dachs ist in <strong>Liechtenstein</strong> nicht gefährdet. Er wird weder<br />

wegen seines Felles gejagt, wie der Fuchs, noch wegen des<br />

Fettes oder des Fleisches. Dachs- und Fuchsfleisch sind<br />

geniessbar und schmackhaft und wurden nach Aussage<br />

älterer <strong>Liechtenstein</strong>er Jäger in früheren Zeiten auch hin<br />

und wieder zubereitet («Fuchs- oder Dachsschmaus»), heute<br />

ist dieses Fleisch jedoch aus der Mode gekommen. Ausser<br />

dem Menschen hat der Dachs kaum Feinde, lediglich Jungtiere<br />

können von anderen Raubtieren und dem Steinadler<br />

erbeutet werden. Die zur Bekämpfung der Tollwut durchgeführten<br />

Begasungsaktionen in den Jahren 1984 - 1988<br />

haben damals auch die Dachsbestände dezimiert. Heute<br />

werden die Bestände vereinzelt durch den Strassenverkehr<br />

und die Jagd und in neuster Zeit durch den Staupevirus<br />

(7 bestätigte Todesfälle im Jahr 2009) beeinflusst. Genau<br />

Bestandesaufnahmen sowie eine nachgeführte Jagdstatistik<br />

fehlen für <strong>Liechtenstein</strong>.<br />

Denise Camenisch<br />

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