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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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92<br />

Grosser Abendsegler (Nyctalus noctula)<br />

Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />

Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: René Güttinger<br />

Der Grosse Abendsegler ist eine unserer grössten Fledermausarten.<br />

Die langen schmalen Flügel erreichen eine<br />

Spannweite von bis zu 40 cm. Mit seiner kurzen Schnauze<br />

und dem breiten Kopf ist der Grosse Abendsegler eine sehr<br />

kompakte Erscheinung. Das kurzhaarige, samtartige Rückenfell<br />

ist im Sommer rostbraun und nach dem herbstlichen<br />

Haarwechsel länger und mittel- bis dunkelbraun. Gesicht,<br />

Ohren und Flughaut sind dunkel. Gemeinsames Merkmal<br />

aller Abendseglerarten sind kurze, breite, gerundete Ohren<br />

mit einem pilzförmigen Tragus (Ohrdeckel).<br />

Biologie<br />

Die eingangs erwähnten langen schmalen Flügel befähigen<br />

den Abendsegler zum schnellen, geradlinigen Flug bis in<br />

grosse Höhen. Im freien Luftraum jagt er nach meist kleinen<br />

Schwarminsekten wie Zuck- und Stechmücken, Eintags- und<br />

Köcherfliegen, Netzflüglern und kleinen Nachtfaltern. Grössere<br />

Beutetiere wie Mai- und Junikäfer oder Blattwanzen<br />

verfolgt er oft bis wenige Meter über dem Boden, wobei<br />

aber stets ein Respektabstand zu Waldrändern oder Baumgruppen<br />

eingehalten wird. Im Frühling und Herbst fliegen<br />

Abendsegler oft schon am Nachmittag aus und können dann<br />

mit Schwalben und Mauerseglern bei der gemeinsamen<br />

Jagd beobachtet werden.<br />

Wie Zweifarben-, Rauhaut- und wahrscheinlich auch Mückenfledermäuse<br />

legen die Abendsegler zwischen Fortpflanzungsund<br />

Überwinterungsgebiet oft längere Strecken in Richtung<br />

nordost–südwest im Herbst und in umgekehrter Richtung im<br />

Frühling zurück. Um die Zugrouten zu erforschen, wurden in<br />

Europa über 55’000 Grosse Abendsegler beringt. Die Wochenstuben<br />

in den Fortpflanzungsgebieten in Osteuropa zählen<br />

selten mehr als 50 Weibchen. Oft gebären diese Zwillinge.<br />

In dieser Zeit bilden die in Mitteleuropa gebliebenen Männchen<br />

meist kleine Kolonien. Die Wan derungen der Männchen<br />

beginnen erst mit dem Ende der Jungenaufzucht und dem Beginn<br />

der Paarungszeit. Dann verteilen sie sich entlang der<br />

Flugrouten der Weibchen, die sich ab Mitte August in ihr<br />

Überwinterungsgebiet aufmachen. Die Männchen beziehen<br />

hier ihre Paarungsquartiere und versuchen mit lautstarken<br />

Balzgesängen die Weibchen in ihr Quartier zu locken. Mit Beginn<br />

des Winterschlafes, der beim Abendsegler sehr spät erst<br />

im November oder Dezember beginnt, finden sich auch die<br />

Männchen wieder im Überwinterungsgebiet ein. Winterquartiere<br />

werden in geräumigen Baumhöhlen, in Spalten an Brücken<br />

oder an Gebäuden bezogen. Hier sind es Fassadenhohlräume,<br />

Mauerspalten oder Rollladenkästen, die dieser<br />

winterfesten Art Unterschlupf bieten. Dabei können Frosttemperaturen<br />

bis zu -10°C für kurze Zeit unbeschadet überstanden<br />

werden, führen aber auch oft zu Quartierwechseln.<br />

Wie alle ziehenden Arten erreichen Abendsegler ein für Fledermausverhältnisse<br />

geringes Höchstalter von rund 12 Jahren.<br />

Verbreitung<br />

Das Areal des Grossen Abendseglers erstreckt sich von Westeuropa<br />

bis nach Ostasien, wo er auch Japan und Taiwan besiedelt.<br />

Im Mittelmeerraum nur lückenhaft verbreitet, fehlt<br />

er in Schottland und im grössten Teil Irlands. In Südskandinavien<br />

erreicht er den 60. Breitengrad. Die Fortpflanzungsgebiete<br />

der europäischen Abendsegler liegen in Nord- und<br />

Ostdeutschland, im Baltikum und in Russland. In Mitteleuropa<br />

befinden sich die Überwinterungsgebiete. In Teilen der<br />

Niederlande, Norddeutschlands und Südskandinaviens<br />

werden auch ortstreue Populationen vermutet. Dasselbe gilt<br />

für die Abendsegler in England. Die beim Zug zurückgelegten<br />

Distanzen liegen meist unter 1000 km. Streckenrekord<br />

bedeutet ein Überflug von Woronesh am Don nach Südbulgarien<br />

mit rund 1’600 km.<br />

In der Schweiz ist der Grosse Abendsegler in allen grösseren<br />

Flusstälern und in der Nähe der grösseren Seen nachgewiesen.<br />

Dies trifft auch für Österreich zu, wobei vor allem der<br />

Osten Österreichs und hier wiederum speziell die Stadt Wien<br />

als wichtiges Überwinterungsgebiet für grosse Populationen<br />

des Grossen Abendseglers gilt. In unmittelbarer Grenznähe<br />

zu <strong>Liechtenstein</strong> sind mehrere Quartiere des Grossen Abendseglers<br />

nachgewiesen, so in den Gerüstlöchern des Feldkircher<br />

Katzenturmes (WALDER 1994), im Lüftungsschacht eines<br />

Buchser Bürogebäudes mit ehemals bis zu 200 Tieren, in<br />

Spalten einer Autobahnbrücke bei Lienz und in mehreren<br />

Baumhöhlen in den Wartauer und Werdenberger Rheinauen,<br />

in denen diese Art oft mit Wasserfledermäusen (Myotis<br />

daubentonii) vergesellschaftet ist (GERBER, schriftl. Mittlg.,<br />

HOCH & GERBER 1999).<br />

In <strong>Liechtenstein</strong> wurden erstmals Anfang August und September<br />

1982 zwei männliche Abendsegler in Balzers und<br />

Vaduz gefunden. Mitte Mai 1983 gelang in Vaduz ein weiterer<br />

Fund eines Männchens. Gleichzeitig konnten jagende<br />

Tiere mit dem Ultraschalldetektor in der gesamten Talebene<br />

gehört werden (WIEDEMEIER 1984). Seither sind lediglich drei<br />

weitere Einzeltiere in Triesen nachgewiesen worden: Im September<br />

1995 lag ein vom Zug erschöpftes Weibchen in der<br />

Nähe der Pfarrkirche auf der Strasse (HOCH 1997), im November<br />

verirrte sich ein Männchen auf dem Spoerry-Areal in ein<br />

Zimmer und im September 2002 wurde ein solches auf St.<br />

Mamerta von einer Katze getötet.

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