Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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8<br />
Zusammenfassung<br />
<strong>Liechtenstein</strong> weist trotz der geringen Grösse von 160 km 2<br />
mit einem Höhenunterschied von über 2000 Metern eine<br />
grosse Reliefvielfalt auf. Daraus ergeben sich auch vielgestaltige<br />
Lebensräume und eine hohe Artenvielfalt bei den<br />
Säugetieren. Die vorliegende Monographie ist die erste<br />
umfassende Übersichtsdarstellung nach dem im Jahre 1962<br />
erschienenen Beitrag «Die Säugetiere des Fürstentums<br />
<strong>Liechtenstein</strong>» von Ernst von Lehmann. Umfangreiche Nachweisdaten<br />
aus der Fledermausforschung der letzten Jahrzehnte<br />
von Silvio Hoch sowie ein intensives Kleinsäuger-Erfassungsprogramm<br />
in den Jahren 2007-2010 bilden die<br />
Grundlagen für die vorliegende Darstellung. Zähldaten des<br />
Amtes für Wald, Natur und Landschaft sowie Hinweise aus<br />
der Bevölkerung ergänzen die Aufnahmen.<br />
Es werden 76 Arten im Detail vorgestellt. Bei den meisten<br />
Arten wurden Nachweiskarten für <strong>Liechtenstein</strong> erstellt.<br />
Hinweise zur Verbreitung, zu den Lebensraumansprüchen,<br />
zur Gefährdung und möglichen Schutzmassnahmen schaffen<br />
eine Grundlage für die Erhaltung der einzelnen Arten. Viele<br />
Arten gelten in den Nachbarländern als gefährdet oder<br />
haben einen internationalen Schutzstatus. Für verschiedene<br />
davon hat <strong>Liechtenstein</strong> eine besondere Verantwortung.<br />
Dazu gehören mehrere Fledermausarten, aber auch der<br />
Rückkehrer Biber. Auf die Erstellung einer liechtensteinischen<br />
Rote Liste wurde aufgrund teils grösserer Wissenslücken<br />
bei der Verbreitung der Arten verzichtet.<br />
Die Erforschung zeigte auch wesentliche Wissenslücken bei<br />
der Verbreitung und Lebensraumnutzung auf. Dies gilt insbesondere<br />
bei Fledermäusen, kleinen Säugetierarten und<br />
Mardern. Daneben ist im Sinne einer Überwachung der Entwicklung<br />
ein regelmässiges Bestandesmonitoring von Feldhase,<br />
Biber sowie der Neozoen sinnvoll.<br />
Die Erhaltung der Säugetiervielfalt erfordert auch Lebensraummassnahmen.<br />
Schwerpunkte bilden Ruheräume und<br />
Altholzzellen im Wald, eine Extensivierung und Strukturierung<br />
des Landwirtschaftsgebietes sowie die Aufwertung der<br />
Fliessgewässerräume. Notwendig ist zudem eine Verbesserung<br />
der Durchgängigkeit des immer dichter besiedelten<br />
Talraumes. Auch die Siedlungsflächen können geeignete Lebensräume<br />
darstellen. Wichtig ist hier der Erhalt der Fledermausquartiere.<br />
Bei den Gross-Regulatoren Wolf, Luchs und<br />
Bär ist zudem eine Sensibilisierung der Bevölkerung notwendig.<br />
1 Zielsetzung des Projektes<br />
Die Säugetiere stehen uns entwicklungsgeschichtlich am<br />
nächsten und zählen zu den Artengruppen mit den grössten<br />
Sympathien. Sie stehen auch im Zentrum der jagdlichen Interessen<br />
und sprechen so breitere Bevölkerungskreise an.<br />
Faszinierend ist ihre Spannweite von den wenigen Gramm<br />
schweren Spitzmäusen bis zu den hunderte von Kilogramm<br />
wiegenden Grosssäugern. Mit 76 heute bzw. historisch nachgewiesenen<br />
Arten weist <strong>Liechtenstein</strong> zudem eine beachtliche<br />
Artenvielfalt auf.<br />
Obwohl viele Säugetiere eine heimliche Lebensweise führen<br />
und teils nur schwer nachzuweisen sind, standen sie schon<br />
früh im Fokus der naturkundlichen Forschung. So beschrieb<br />
Ernst von Lehmann bereits in den 1950iger Jahren die Säugetiere<br />
<strong>Liechtenstein</strong>s im Rahmen der Schriften des Historischen<br />
Vereins (VON LEHMANN 1962). 1982 folgte eine weitere<br />
Bearbeitung durch den gleichen Autor (VON LEHMANN 1982).<br />
Seither ist es um die Erforschung der Säugetiere in <strong>Liechtenstein</strong><br />
ruhiger geworden. Dies hängt auch mit der teilweise<br />
schwierigen Erfassung und Bestimmung der Arten im Feld<br />
zusammen. Vor allem dank der Arbeitsgruppe für Fledermausschutz<br />
unter der Leitung von Silvio Hoch konnten weitere<br />
Erkenntnisse gewonnen und neue Arten für <strong>Liechtenstein</strong><br />
beschrieben werden.<br />
Für die anderen Wirbeltierklassen (Vögel, Reptilien, Amphibien,<br />
Fische) wurde in den letzten 20 Jahren der aktuelle<br />
Wissensstand aufgearbeitet. Bei den Säugetieren bestanden<br />
für eine entsprechende Darstellung noch grössere Wissensdefizite:<br />
– Bei sehr vielen Arten war über die Verbreitung nur sehr<br />
wenig bekannt. Vor allem bei den Kleinsäugern (Insektenfresser<br />
und Kleine Nagetiere) bestand ein lückenhaftes<br />
Wissen.<br />
– Es waren noch nicht alle zu erwartenden Arten für <strong>Liechtenstein</strong><br />
nachgewiesen worden. Insbesondere bei den<br />
Kleinsäugern waren durch genetische Tests neue Arten zu<br />
erwarten.<br />
– Der aktuelle Gefährdungsstatus vieler Artvorkommen<br />
war nicht bekannt. So konnten in den 50iger Jahren noch<br />
vorhandene Artvorkommen durch Lehmann bereits in<br />
den 80iger Jahren nicht mehr bestätigt werden.<br />
Im Jahre 2007 erteilte die Regierung des Fürstentums <strong>Liechtenstein</strong><br />
dem Amt für Wald, Natur und Landschaft (AWNL)<br />
und der Botanisch-Zoologischen Gesellschaft <strong>Liechtenstein</strong>-<br />
Sargans-Werdenberg (BZG) den Auftrag, die Säugetiere im<br />
Rahmen der naturkundlichen Erforschung des Landes zu bearbeiten<br />
und wesentliche Wissenslücken zu schliessen. Die<br />
konkreten Ziele waren:<br />
– Klärung wichtiger Forschungsdefizite zur Artenausstattung<br />
und Verbreitung der Säugetiere in <strong>Liechtenstein</strong>.<br />
– Beurteilungen des Gefährdungsgrades und der Gefährdungsursachen.<br />
– Ableiten von internationalen Verantwortlichkeiten <strong>Liechtenstein</strong>s<br />
für die Erhaltung einzelner Arten.<br />
– Formulierung von Schutzbestrebungen und Massnahmen.<br />
– Attraktive Übersichts-Darstellung und Publikation des aktuellen<br />
Wissensstandes zu den Säugetieren als Grundlage<br />
für die Verbreitung der Erkenntnisse.<br />
Für die Bearbeitung wurde ein grenzüberschreitendes Fachteam<br />
zusammengestellt. Dieses intensivierte die Erforschung<br />
der Säugetiere und bereitete die gewonnenen Erkenntnisse<br />
in Beiträgen zu den einzelnen Arten auf.