Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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144<br />
Baummarder (Martes martes)<br />
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)<br />
Familie: Marderartige (Mustelidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: Markus Stähli<br />
Der Baummarder wird aufgrund seines wertvollen Pelzes<br />
auch Edelmarder genannt. Er ist knapp hauskatzengross, mit<br />
0.8-1.8 kg aber wesentlich leichter. Sein Fell ist weich, dicht<br />
und glänzend und von kastanien- bis dunkelbrauner Farbe<br />
mit gelbgrau bis rötlichen Wollhaaren. Die Körperseiten und<br />
der Bauch sind gelblichbraun, der buschige, lange Schwanz<br />
(etwa halbe Körperlänge) und die Beine sind schwarzbraun.<br />
Die Fellfarbe variiert je nach Jahreszeit und Klima. Das Fell<br />
wird zweimal jährlich gewechselt (April/Mai und August),<br />
wobei das Sommerfell dünn und kurzhaarig ist, das<br />
Winterfell dicht und lang. Die schwarz bis schwarzgraue<br />
Nase sowie die ganzjährig behaarten Fusssohlen, sind eindeutige<br />
Unterscheidungsmerkmale zum Steinmarder. Der<br />
Kehlfleck ist meist gelb bis orangefarben (selten weiss) mit<br />
einer grossen Variationsbreite (von Einzelflecken bis mit<br />
dunkelbraunen Flecken durchsetzt), jedoch selten nach<br />
unten hin gegabelt wie beim Steinmarder. Der Kehlfleck ist<br />
kein hundertprozentiges Unterscheidungsmerkmal zum<br />
Steinmarder. Die Ohren sind leicht dreieckig mit abgerundeter<br />
Spitze und gelben bis weisslichen Rändern. Der<br />
Baummarder ist höher (längere Extremitäten) und schlanker<br />
gebaut als der Steinmarder und ebenfalls ein sehr guter<br />
Kletterer. Die gute Nase sowie die Tasthaare am Kopf und<br />
die Borsten an den Innenflächen der Vorderextremitäten ermöglichen<br />
die Orientierung in der Nacht.<br />
Biologie<br />
Die Dämmerung und Nacht sind die Hauptaktivitätszeit des<br />
Baummarders. Er ist zeitweise auch am Tage unterwegs, was<br />
vor allem vom Nahrungsangebot abhängt. Die Tagesruhe<br />
wird vorwiegend in den Bäumen verbracht. Die Schlafplätze<br />
werden meist nicht selber gebaut, sondern von anderen<br />
Tieren übernommen und gegebenenfalls angepasst.<br />
Typische Schlafplätze sind Nester von Rabenkrähen, Spechthöhlen,<br />
hohle Bäume oder Eichhörnchenkobel. Am Boden<br />
können Felsspalten oder Steinblock-, Erd- und Wurzelhöhlungen<br />
als Unterschlupf dienen. Im Winter befinden sich die<br />
Schlupfwinkel unter der Erde oder zwischen den Wurzeln,<br />
da der Baummarder kaum über Fettreserven verfügt und das<br />
Fell auch nur eine unzureichende Isolierung bietet. Der<br />
Baummarder hält wie der Steinmarder keinen Winterschlaf.<br />
Der Speiseplan des Baummarders ist umfangreich und beinhaltet<br />
saisonabhängig sowohl tierische wie auch<br />
pflanzliche Kost. Gefressen werden Kleinsäuger, Insekten<br />
(v.a. Laufkäfer, aber auch Bienen), Vögel (v.a. verschiedene<br />
Drosselarten), Pflanzen, Waldbeeren und Früchte. Kotanalysen<br />
wiesen ebenfalls Überreste von Reh und Fuchs auf, die<br />
vermutlich als Aas aufgenommen wurden. Hasen, Regenwürmer,<br />
Amphibien, Reptilien und Vogeleier ergänzen<br />
das Nahrungsspektrum. Die Jagd auf Eichhörnchen ist sehr<br />
energieaufwändig und macht, entgegen früheren Behauptungen,<br />
nur einen geringen Anteil der Nahrung aus.<br />
Grössere Beute wird auf einen Baum geschleppt und dort in<br />
Ruhe verzehrt. Gejagt und gesammelt wird vorwiegend am<br />
Boden. In einer Nacht werden je nach Nahrungsangebot im<br />
Durchschnitt fünf bis sieben Kilometer weite Strecken zurückgelegt,<br />
wobei die Männchen viel weiter herumstreifen<br />
als die Weibchen. Um Energie zu sparen lassen sich die Tiere<br />
meist dort nieder, wo sie sich am Ende der Nacht befinden.<br />
Der Ruheplatz wird folglich fast jeden Tag gewechselt, mit<br />
Ausnahmen während der Jungenaufzucht und im Winter.<br />
Ausserhalb der Paarungszeit sind Baummarder Einzelgänger.<br />
Vereinzelt werden Männchen und Weibchen im<br />
Winter zusammen beobachtet. Da eine Befruchtung zu<br />
dieser Zeit sehr unwahrscheinlich ist, wird dieses Phänomen<br />
als «falsche Paarung» bezeichnet. Die Ranzzeit liegt<br />
zwischen Juni und August, wobei das Weibchen an wenigen<br />
Tagen empfänglich ist. Die Embryonen durchlaufen eine<br />
Keimruhe, die zwischen Mitte Januar und Mitte März durch<br />
Tab. 4: Eine Unterscheidung zwischen Baum- und Steinmarder<br />
ist in freier Wildbahn oft nicht möglich, da die<br />
meisten Unterscheidungsmerkmale nur auf kurze Distanzen,<br />
wenn überhaupt, ersichtlich sind. Nachfolgend sind<br />
eindeutige (Punkt 1-4) und weniger eindeutige Unterscheidungsmerkmale<br />
(5-7) zwischen Baum- und Steinmarder<br />
aufgeführt.<br />
Baummarder Steinmarder<br />
1 Schwarz-schwarzgraue Hell fleischfarben-rosa<br />
Nase Nase<br />
2 Behaarte Fusssohlen Unbehaarte Fusssohlen<br />
3 3. Vorbackenzahn mit 3. Vorbackenzahn mit<br />
Buchtung nach innen; Buchtung nach aussen;<br />
1. Backenzahn ohne Rille, 1. Backenzahn mit Rille<br />
abgerundet an der Aussenseite<br />
4 Penisknochen max. 46 mm Penisknochen 56-61 mm<br />
5 Meist gelb-orangefarbener, Meist weiss, gegabelter<br />
ungegabelter Kehlfleck Kehlfleck<br />
6 Fell weich, lange, dicht Fell grob, weniger dicht<br />
7 Ohren länger und Ohren breit, kurz<br />
dreieckig geformt, mit und abgerundet, mit<br />
gelb-weissem Rand weissem Rand