Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Ordnung Raubtiere (Carnivora)<br />
Merkmale<br />
Die Raubtiere haben mit weltweit 270 Arten eine hohe<br />
Formen- und Artenvielfalt entwickelt. Ihr Gewicht reicht<br />
vom rund 30 Gramm leichten Mauswiesel bis zum 3,5<br />
Tonnen schweren See-Elefanten.<br />
Die bei uns vorkommenden Landraubtiere weisen im Oberund<br />
Unterkiefer neben sechs eher kleineren Schneide -<br />
zähnen zwei grosse, dolchartige Eckzähne (Fangzähne) auf.<br />
Diese können die Haut durchstechen und die Beutetiere<br />
festhalten. Daneben bildet der letzte Vorbackenzahn im<br />
Oberkiefer mit dem ersten Backenzahn im Unterkiefer das<br />
so genannte Reisszahnpaar, das wie eine Brechschere funktioniert<br />
und zum Zerteilen von Fleisch besonders geeignet<br />
ist. Die Kiefer erlauben nur die Bewegung in einer Richtung,<br />
von oben nach unten, und keine mahlende, zerkleinernde<br />
Bewegung wie bei den Pflanzenfressern.<br />
Bei allen Raubtieren sind die Augen nach vorne gerichtet<br />
und ermöglichen durch eine grosse Überlappung des<br />
Gesichtsfeldes ein gutes dreidimensionales Formensehen.<br />
Dieses bewirkt ein gutes Einschätzen von Distanzen und hilft<br />
so bei der Jagd.<br />
Pro Fuss sind je nach Art vier bis fünf Zehen vorhanden. Die<br />
Krallen können bei manchen Arten eingezogen werden (Kat -<br />
zen). Es gibt verschiedene Laufarten mit den stabil und eher<br />
langsam gehenden Sohlen- oder Halbsohlengängern (Bären,<br />
Kleinbären, Marder) und den auf schnelle Verfol gungs jagden<br />
oder Sprints ausgelegten Zehengängern (Kat zen, Hunde).<br />
Mit Ausnahme Australiens und der Antarktis wurden alle<br />
Kontinente von Landraubtieren besiedelt.<br />
Biologie<br />
Die Raubtiere haben relativ grosse Gehirne, die auf eine<br />
hohe Sinnesleistung hindeuten. Viele Arten besitzen einen<br />
stark ausgeprägten Geruchssinn (Hunde, Marder). Einzelne<br />
Arten sind zudem sehr intelligent und lernfähig (Marder,<br />
Waschbären, Hunde).<br />
Die meisten Raubtiere sind wie ihr Name sagt Fleischfresser<br />
(Carnivora steht lateinisch für Fleischverzehrer). Sie weisen<br />
einfache Mägen und einen kurzen Darm auf. Ein grosser Teil<br />
nimmt aber auch andere Nahrung wie Beeren, Gräser und<br />
Pilze zu sich. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Braunbär.<br />
Die meisten Raubtierarten haben einmal pro Jahr Nachwuchs,<br />
kleinere Arten wie das Mauswiesel auch mehrmals.<br />
Bei grossen Arten wie den Bären vergehen meist zwei bis<br />
drei Jahre zwischen zwei Würfen. Die Jungen sind Nest -<br />
hocker und kommen in der Regel klein, blind und unfähig<br />
zum eigenständigen Überleben zur Welt. Bei einigen Marderartigen<br />
und Bären tritt eine verzögerte Entwicklung des<br />
Embryos auf. Dieser als Keimruhe bezeichnete Mechanismus<br />
verlängert die Tragzeit und stellt sicher, dass die Jungen zu<br />
einer möglichst günstigen Jahreszeit geboren werden.<br />
Das Sozialverhalten der Raubtiere ist unterschiedlich und<br />
munikation erfolgt bei einzelnen Arten über Duftmarkierungen<br />
(Markierung von Reviergrenzen).<br />
Familien<br />
Bären (Ursidae)<br />
Ihr Körper ist stämmig, die Gliedmassen eher kurz und sehr<br />
kräftig. Der Kopf ist relativ gross mit kleinen Augen und<br />
runden Ohren. Bären sind meist Allesfresser. Im FL: 1 Art<br />
Kleinbären (Procyonidae)<br />
Kleine bis mittelgrosse Säugetiere mit langem, meist<br />
geringeltem Schwanz. Das natürliche Verbreitungsgebiet der<br />
Kleinbären erstreckt sich von Nord- bis Südamerika. Im FL:<br />
1 Art<br />
Marder (Mustelidae)<br />
Der Schädel ist durch eine kurze Schnauze und relativ kleine<br />
Ohren charakterisiert. Marder sind eher einzelgängerische<br />
und territoriale Tiere, die ihre Reviergrenzen mit dem Sekret<br />
ihrer Analdrüsen mit Urin oder Kot markieren. Im FL: 7<br />
Arten.<br />
Hunde (Canidae)<br />
Die Hunde sind unter den Raubtieren besonders gute und<br />
ausdauernde Läufer. Sie weisen eine typische, relativ lange<br />
und schlanke Schädelform («Hundeschnauze») auf. Viele<br />
Arten leben in Rudeln mit hoch entwickelten Sozialstruk -<br />
turen. Im FL: 3 Arten<br />
Katzen (Felidae)<br />
Sie haben geschmeidige Körper, ein weiches Fell, kurze<br />
Gesichter und relativ kleine Schädel. Als Besonderheit verfügt<br />
das Katzenauge über eine reflektierende Schicht hinter<br />
der Netzhaut, die jene Lichtanteile, die die Netzhaut durchdrungen<br />
haben, zurückspiegelt, so dass diese noch ein<br />
zweites Mal auf die Netzhaut treffen. Diese Schicht bewirkt<br />
eine verbesserte Dämmerungssicht. Im FL: 1 Art<br />
reicht von Familiengruppen bis zu Einzelgängern. Die Kom- Abb. 181 Eurasischer Luchs. (Foto: Markus Stähli)<br />
Rudolf Staub