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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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62<br />

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)<br />

Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />

Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: René Güttinger<br />

Trotz der auffallend langen Ohren gehört die Bechsteinfledermaus<br />

zu den Mausohrverwandten (Gattung Myotis) und<br />

nicht zu den Langohren (Gattung Plecotus). So stehen ihre<br />

Ohren im Gegensatz zu jenen der eigentlichen Langohren<br />

an der Basis nicht zusammen. Die Ohren der Bechsteinfledermaus<br />

überragen beim Herunterklappen die Schnauze<br />

deutlich. Im Vergleich zu den übrigen Myotis-Arten ist die<br />

Schnauze ausserdem lang und schmal. Mit einem Normalgewicht<br />

von sieben bis zehn Gramm und einer Flügelspannweite<br />

von 25 bis 30 cm zählt sie zu den mittelgrossen Fledermausarten.<br />

Das relativ langhaarige und dichte Fell ist auf<br />

dem Rücken rötlich-braun oder braun, auf dem farblich<br />

deutlich abgegrenzten Bauch gelb-grau oder beige gefärbt.<br />

Das helle Gesicht ist von rötlicher Farbe. Innerhalb der Gattung<br />

Myotis ist die Bechsteinfledermaus dank ihres Äusseren<br />

eindeutig bestimmbar.<br />

Biologie<br />

Von April bis Mai beziehen Wochenstubenverbände ihre<br />

Sommerquartiere. Die Kolonien zählen ein bis mehrere dutzend<br />

Weibchen, die eng miteinander verwandt sind. Ein typisches<br />

Verhalten ist ein reger Wechsel zwischen immer wiederkehrendem<br />

Aufteilen und Zusammenschliessen eines<br />

Verbandes. Die Quartiere der Teilgruppen liegen dabei in<br />

engster Nachbarschaft. Ein kleinräumig hohes Quartierangebot,<br />

wie es in vielen Fledermauskastenrevieren vorhanden<br />

ist, fördert dieses Verhalten massgeblich. Generell beziehen<br />

die Gruppen alle paar Tage ein neues Tagesquartier. Erwachsene<br />

Männchen sind Einzelgänger und bleiben ihren<br />

Quartieren über längere Zeit treu. Die Geburten finden von<br />

Anfang Juni bis Anfang Juli statt. Im August lösen sich die<br />

Wochenstubenkolonien bereits wieder auf. Ähnlich wie andere<br />

Myotis-Arten zeigt im Spätsommer und Herbst auch die<br />

Bechsteinfledermaus ein ausgeprägtes Schwärmverhalten<br />

an Höhlen. Hier finden sich Tiere aus verschiedenen Kolonien<br />

zur Paarung ein. Junge Weibchen siedeln sich meist in<br />

ihren Geburtswochenstuben an, junge Männchen hingegen<br />

verlassen ihren Geburtsort und wandern ab. Das bekannte<br />

Höchstalter beträgt 21 Jahre.<br />

Offene Flächen zwischen Tagesquartier und Jagdgebiet<br />

überbrückt die Bechsteinfledermaus im raschen Flug tief<br />

über dem Boden oder entlang von Bäumen und Feldgehölzen.<br />

Die Beutesuche erfolgt in unterholzfreien Waldflächen<br />

dicht über dem Boden sowie im Kronenbereich der Bäume.<br />

Mit ihren breiten Flügeln kann die Bechsteinfledermaus<br />

dabei sehr wendig und langsam fliegen und nach Beute Ausschau<br />

halten. Dem Ablesen der Beutetiere vom Boden sowie<br />

von Ästen und Blättern geht meist eine kurze Rüttelflugsequenz<br />

voraus. Bei der Lokalisierung der Beutetiere macht<br />

sich die Bechsteinfledermaus deren Raschelgeräusche zunutze<br />

– ihre grossen Ohren sind dafür bestens geeignet. Die<br />

Nahrung setzt sich vor allem aus flugunfähigen Gliedertieren<br />

des Waldes zusammen und variiert erheblich je nach Jahreszeit.<br />

Das Beutespektrum umfasst Schmetterlinge, Käfer,<br />

Schnaken, Florfliegen und Spinnen. Je nach Region und Jahreszeit<br />

zählen auch Weberknechte, Ohrwürmer, Raupen,<br />

Laubheuschrecken, Wanzen und Laufkäfer zur Beute.<br />

Die Bechsteinfledermaus gilt als ortstreue Art, deren Sommer-<br />

und Winterquartiere in der Regel nur wenige Kilometer<br />

auseinander liegen. Vereinzelt sind saisonale Wanderungen<br />

bis 73 km belegt.<br />

Verbreitung<br />

Die Bechsteinfledermaus ist im Bereich der gemässigten Buchenwaldzone<br />

in West, Mittel- und Osteuropa weit, im südlichen<br />

Europa hingegen nur inselartig verbreitet. Die nördliche<br />

Verbreitungsgrenze verläuft von Süd-England über<br />

Süd-Schweden und Zentral-Polen bis zum Schwarzen Meer.<br />

Ausserhalb Europas existieren einzelne regionale Vorkommen<br />

in Anatolien, Iran sowie im Kaukasus. Im Alpenrheintal<br />

ist die Art bisher nur im Kanton St. Gallen und in <strong>Liechtenstein</strong><br />

nachgewiesen worden. In <strong>Liechtenstein</strong> sind bisher lediglich<br />

zwei Totfunde von Einzeltieren aus Schaan und eine<br />

männliche Bechsteinfledermaus aus Balzers, die im Kuhstall<br />

an einer Fliegen-Klebefalle hängengeblieben war, bekannt<br />

(HOCH, schriftl. Mitteilung). Die einzigen Quartiernachweise<br />

aus dem Alpenrheintal stammen aus der Region Werdenberg<br />

(GERBER 2003). So sind aus den Rheinauen bei Buchs drei<br />

beieinander liegende Wochenstubenquartiere in Bäumen<br />

nachgewiesen. Ein weiterer Fund aus der Region Werdenberg<br />

betrifft ein Männchen, das im Spätsommer an einer<br />

Höhle in Wartau gefangen wurde.<br />

Lebensraum<br />

Die Bechsteinfledermaus gilt als Charakterart der europäischen<br />

Laubmischwälder. Sie bevorzugt generell<br />

strukturreiche Laubmischwälder mit einem hohen Altbaum-<br />

Anteil, insbesondere mit Eichen, bewohnt aber gerne auch<br />

Hochstammobstgärten in Waldnähe. Im St. Galler Rheintal<br />

befinden sich die bekannten Wochenstubenbäume in einem<br />

ehemaligen Auenwald (GERBER 2003). Als Wochenstubenquartiere<br />

dienen hauptsächlich Spechthöhlen,

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