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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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verlagern sich in Richtung Allgäuer Alpen, so 1855 bei Tannheim<br />

(Tirol) und im Bregenzerwald, 1857 im Tiroler Lechtal<br />

und 1866 noch einmal bei Tannheim. Der letzte Luchs soll im<br />

Balderschwanger Tal im Bregenzerwald nahe des Allgäus im<br />

Jahre 1918 erlegt worden sein (HOFRICHTER & BERGER 2004). In<br />

der Schweiz wurde offiziell der letzte Luchs 1894 am Weissthornpass<br />

im Wallis geschossen, die letzte Sichtung stammt<br />

gemäss EIBERLE (1992) aus dem Jahre 1904 beim Simplonpass.<br />

Zwischen 1918 und etwa 1960 war der Luchs somit im westlichen<br />

Mitteleuropa ausgerottet. In Teilen Nordost- und Südosteuropas<br />

sowie im asiatischen Vorkommengebiet konnte<br />

sich die Art halten. Die westlichsten Vorkommen lagen da bei<br />

in Ostpolen und in der östlichen Slowakei in den Karpaten.<br />

Für die Wiederansiedlung des Luchses in Zentraleuropa war<br />

die Schweiz führend, wo am 23. April 1971 im Jagdbanngebiet<br />

Huetstock bei Engelberg (OW) die ersten beiden<br />

Luchse aus den Karpaten ausgesetzt wurden. Bis 1976<br />

wurden in der Schweiz weitere Luchse ausgesetzt. 1991<br />

waren in den schweizerischen Nordwest- und Zentralalpen<br />

10’000 km 2 und im Jura 5’000 km 2 mit Luchsen besiedelt. In<br />

der Nordostschweiz wurden ab 2001 ebenfalls Luchse mit<br />

dem Programm LUNO (Luchsumsiedlung Nordostschweiz)<br />

ausgewildert, die sich später auch in <strong>Liechtenstein</strong> bemerkbar<br />

machen sollten. Nachdem auch im Bayerischen Wald,<br />

Slowenien, Tschechien und in Österreich Wiedereinbürgerungsprojekte<br />

mit slowakischen Karpatenluchsen<br />

durchgeführt wurden, hat sich der Luchs seit anfangs der<br />

1980-er Jahre wieder ausgebreitet, wobei aber nur die<br />

Schweizer Population sich etablierte.<br />

Die Vorboten einer Besiedlung Vorarlbergs traten ab 1985<br />

im südlichen Verwall, Rätikon und Bregenzerwald auf und<br />

ab 2002 häuften sich die Beobachtungen vor allem im Süden<br />

des österreichischen Bundeslandes. SPITZENBERGER (2006) gibt<br />

in einer Tabelle 20 Vorarlberger Hinweise zwischen 1985-<br />

2006 an. Die meisten Angaben stammen aus dem benachbarten<br />

Frastanz und Nenzing, wo auch Rehrisse, Sichtbeobachtungen<br />

und Spuren vorliegen.<br />

Es wurden allerdings bereits in den 1970-er Jahren erste<br />

Luchse in der Region gesichtet, deren Herkunft unbekannt<br />

ist (illegale Aussetzungen?). So wurde 1972 ein Luchs im<br />

Prättigau bei Schuders gesichtet, ebenfalls 1975/76 gar ein<br />

Luchs in Felsberg bei Chur fotografiert (pers. Mitt. Jürg P.<br />

Müller, in BROGGI 1981). Anlässlich der liechtensteinischen<br />

Waldvegetationskartierung wurde im Jahre 1986 ebenfalls<br />

eine Luchsspur im Sand des Saminabaches festgestellt.<br />

Am Abend des 3. Januar 2004 konnte in <strong>Liechtenstein</strong> der<br />

erste Luchs beobachtet werden. Dies ist der erste gesicherte<br />

Nachweis seit der Ausrottung vor mehr als 150 Jahren. Bei<br />

gutem Mondlicht sah der Jagdpächter Guntram Matt im Gebiet<br />

Rütti-Bauwald in Schaanwald bei seinem Nachtansitz<br />

auf Füchse einen Luchs auf einer Waldlichtung. Nochmals<br />

wurde hier durch Jagdpächter Oswald Bühler im Januar<br />

2005 ein Luchs gesehen (FASEL 2006). Mit grosser Wahrscheinlichkeit<br />

handelte es sich um einen Luchs aus dem Aussetzungsgebiet<br />

des Kantons St.Gallen. Anfangs Dezember<br />

2007 wurde wieder eine Luchsfährte mit Fotobeleg im Raum<br />

Gafadura in der Gemeinde Planken durch den Jagdpächter<br />

David Falk fotografiert (M. Fasel, Pressemeldung Amt für<br />

Wald, Natur und Landschaft, 17.12.2007). Schliesslich wurde<br />

in der Nacht auf den 10. Dezember 2008 in der Ganda im<br />

Bündner Landquart ein Jungluchs von einem Auto überfahren<br />

und getötet. Es war dies der erste Luchs, der seit<br />

seiner Ausrottung 1872 in Graubünden tot aufgefunden<br />

worden ist (Medienmitteilung Amt für Jagd und Fischerei<br />

Graubünden, 11.12.2008). Der Luchs steht damit kurz davor<br />

wieder Standwild in unserer Region zu werden. Das Ziel der<br />

flächendeckenden Besiedlung ist allerdings noch nicht<br />

erreicht. Hierfür setzen sich u.a. KORA (Koordinierte Forschungsprojekte<br />

zur Erhaltung und zum Management der<br />

Raubtiere in der Schweiz) mit der Initiative SCALP (Status<br />

and Conservation of the Alpine Lynx Population) ein. Der<br />

Luchs belegt derzeit wieder etwa 20% des Alpenareals in<br />

Frankreich, Italien, Schweiz, Österreich und Slowenien.<br />

Lebensraum<br />

Der Luchs bevorzugt grosse Waldareale mit dichtem Unterholz<br />

und nutzt offene Landschaften nur randlich und<br />

temporär. Ideale Voraussetzungen für die Jagd bilden stark<br />

strukturierte Gliederungen mit Altholz, Lichtungen, felsigen<br />

Hängen. Die durchschnittliche Reviergrösse beträgt 250 km 2 ,<br />

wobei weibliche Tiere einen kleineren Aktivitätsradius besitzen.<br />

Als Überraschungsjäger schlägt er vor allem Beute tie -<br />

re, die sich unvorsichtig verhalten.<br />

Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />

Ende des 19. Jahrhunderts überlebten die letzten Luchse nur<br />

mehr in gebirgigen Rückzugsgebieten und auch dort verschwand<br />

er anfangs des 20. Jahrhunderts. Gründe für das<br />

Verschwinden waren die direkte Verfolgung, die Übernutzung<br />

des Wildes durch die Jagd und die Beeinträchtigung<br />

der Lebensräume durch Raubbau am Wald. Inzwischen ist<br />

die Waldfläche gewachsen und auch die Bestände von Reh,<br />

Gämse und Rotwild haben wieder markant zugenommen<br />

bzw. die Arten sind wieder natürlicherweise eingewandert.<br />

Der Luchs ist in <strong>Liechtenstein</strong> kein jagdbares Tier und damit<br />

ist sein Abschuss nicht erlaubt.<br />

Mario F. Broggi<br />

Abb. 199 Luchs mit erlegtem Reh. (Foto: Markus Stähli)<br />

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