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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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Rindenaufrisse und Fledermaus-Rundkästen. Tagesquartiere<br />

befinden sich auch in Astfaullöchern und Vogelnistkästen.<br />

Wälder müssen die besonderen Ansprüche der Bechsteinfledermaus<br />

an Tagesquartiere und Jagdlebensräume auf<br />

engstem Raum erfüllen. So nutzt eine 20-köpfige Wochenstubenkolonie<br />

eine Fläche von lediglich 250 Hektaren als<br />

Sommerlebensraum. Jagdgebiete liegen oft nur wenige 100<br />

m vom Tagesquartier entfernt, wobei diese Flugdistanzen in<br />

Fichtenwäldern grösser sind als in Laubwäldern. In der Ostschweiz,<br />

im Grenzgebiet der Kantone St. Gallen und<br />

Thurgau, beträgt diese Distanz zum Jagdgebiet bis zu 8 km.<br />

Derart weite Flugdistanzen hängen sehr wahrscheinlich mit<br />

einem suboptimalen Lebensraumangebot zusammen.<br />

Tatsächlich sind in der intensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft<br />

der Ostschweiz die von der Bechsteinfledermaus bevorzugten<br />

Jagdlebensräume – alte Wälder mit Laubholzanteil,<br />

alte Eichen und Obstbaumgruppen (Hochstamm) –<br />

relativ selten und weit verstreut (GÜTTINGER & BURKHARD, in<br />

Vorb.). Die Bechsteinfledermaus überwintert vermutlich zu<br />

einem Grossteil in Baumhöhlen. Einzeltiere geben sich auch<br />

mit Felshöhlen und anderen unterirdischen Räumen zufrieden.<br />

Abb. 77 Die wenigen Zufallsfunde zeigen, dass die<br />

Bechsteinfledermaus, ähnlich wie in den benachbarten<br />

Regionen, eine «grosse Unbekannte» ist.<br />

Bechsteinfledermaus<br />

Freifund<br />

2 1 0Kilometer<br />

Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />

Verbreitung und Bestandessituation der Bechsteinfledermaus<br />

in <strong>Liechtenstein</strong> sind unbekannt. Die bekannte Population<br />

in den Rheinauen des St. Galler Rheintals lässt das<br />

Vorkommen von Wochenstubenkolonien jedoch auch in<br />

<strong>Liechtenstein</strong> vermuten. Die Suche nach Quartieren und<br />

Jagdgebieten dieser seltenen Fledermausart sollte daher intensiviert<br />

werden. Die Bechsteinfledermaus ist die «Waldfledermaus»<br />

schlechthin und an langfristig stabile Laubwälder<br />

angepasst. In Wirtschaftswäldern können vergleichbare Lebensraumbedingungen<br />

nur durch eine mosaikartige, gezielt<br />

auf die Bechsteinfledermaus ausgerichtete Waldbewirtschaftung<br />

erhalten oder neu geschaffen werden. Wesentliche<br />

Massnahmen zur Förderung des Quartierangebots umfassen<br />

den Schutz von Bäumen mit Spechthöhlen und<br />

anderen Spalträumen, das Ausscheiden von Altholzinseln<br />

sowie das Stehenlassen abgestorbener Bäume. Es besteht<br />

zudem die Vermutung, dass alte Eichen im Waldesinnern,<br />

am Waldrand oder als Einzelbäume auf offenen Flächen von<br />

erheblicher Bedeutung als Jagdlebensräume sind (GÜTTINGER<br />

& BURKHARD, in Vorb.). Dem Schutz alter Eichen sowie der<br />

Pflanzung junger Eichen sollte deshalb vermehrt Beachtung<br />

geschenkt werden. Dies gilt ebenfalls für Hochstammanlagen<br />

und lose Obstbaumgruppen, welche die Bechsteinfledermaus<br />

ebenfalls gerne zur Jagd aufsucht.<br />

René Güttinger<br />

Abb. 78 In den ehemaligen Rheinauen – jenseits des Rheins bei Buchs –<br />

bewohnen Wochenstubengruppen der Bechsteinfledermaus natürliche<br />

Baumquartiere, unter anderem auch Spalten hinter abblätternder Borke.<br />

(Foto: René Gerber)<br />

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