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Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

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76<br />

Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)<br />

Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />

Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: René Güttinger<br />

Brennholzstapel, in <strong>Liechtenstein</strong> «Scheiterbeigen» genannt,<br />

stellen die typischen Winterquartiere dieser Art dar.<br />

Jedes Jahr wird eine grössere Anzahl Rauhautfledermäuse in<br />

den Pflegestationen abgegeben, die beim Einbringen von<br />

Feuerholz entdeckt worden sind. Die Rauhautfledermaus ist<br />

wie die drei anderen einheimischen Vertreter der Gattung<br />

Pipistrellus eine kleine Art, welche die Zwergfledermaus in<br />

allen Körpermassen nur leicht übertrifft. Von dieser unterscheidet<br />

sie sich auch in der Behaarung der Schwanz -<br />

flughaut, die statt bis auf Höhe der Knie fast bis zu den<br />

Fussgelenken reicht. Dies gibt ihr ein optisch längeres Erscheinungsbild.<br />

Sichere Bestimmungsmerkmale gegenüber<br />

ihren nächsten Verwandten sind einerseits im Gebiss, wo der<br />

zweite Schneidezahn die kleine Spitze des ersten überragt,<br />

und andererseits in bestimmten Flughautfeldern zu finden,<br />

die durch elastische Fasern in der Flughaut gebildet werden.<br />

Hier tragen die beiden relevanten Felder jeweils einen<br />

Zwischensteg (siehe Abb. 93).<br />

Während diese Stege bei der Mückenfledermaus fehlen, ist<br />

bei Zwerg- und Weissrandfledermaus nur der obere vorhan-<br />

Abb. 93 Die Pfeile weisen auf die für die Rauhautfledermaus<br />

typischen Stege in den Flughautfeldern. Bei der<br />

verwandten Mückenfledermaus fehlen beide, bei Zwergund<br />

Weissrandfledermaus nur der untere. (Foto: Silvio Hoch)<br />

den. Der für die Weissrandfledermaus namengebende helle<br />

Rand am hinteren Ende der Flughaut kann auch bei der Rauhautfledermaus<br />

vorhanden sein.<br />

Biologie<br />

Die Rauhautfledermaus ist eine jener fünf einheimischen<br />

Arten, bei denen Fortpflanzungs- und Überwinterungsgebiete<br />

weit voneinander entfernt liegen. Als typische Fortpflanzungsgebiete<br />

gelten die neuen Bundesländer Deutschlands<br />

sowie Polen und das Baltikum. Überwintert wird<br />

hauptsächlich in Mitteleuropa. In den letzten Jahrzehnten<br />

scheinen sich diese bislang klaren Strukturen aber immer<br />

mehr zu verwischen. So konnten inzwischen auch in Mittelund<br />

Süddeutschland und im Jahre 2000 auch im Kanton<br />

Thurgau Wochenstuben mit reproduzierenden Weibchen<br />

entdeckt werden (FMAZ 2001, BURKHARD & BURKHARD 2011).<br />

Auch werden immer häufiger erfolgreiche Überwinterungen<br />

in den nordöstlichen Fortpflanzungsgebieten beobachtet.<br />

Grosse Wochenstubenquartiere können, ähnlich wie bei der<br />

Zwergfledermaus, durchaus 100-200 Weibchen umfassen. In<br />

der Regel werden wie bei allen wandernden Arten Zwillinge<br />

geboren.<br />

Überwintert wird, wie oben erwähnt, vorwiegend in Holzstapeln,<br />

was der Rauhautfledermaus eine gewisse Kälte -<br />

härte bescheinigt. Daneben überwintert sie auch in Baumhöhlen<br />

und Spalten an Gebäuden. Das bisher festgestellte<br />

Höchstalter liegt bei 11 Jahren.<br />

Rauhautfledermäuse jagen Fluginsekten, darunter viele<br />

Zuckmücken entlang von Strukturen wie Waldrändern,<br />

Wegen, Wiesenrändern und Gewässern.<br />

Verbreitung<br />

Die Rauhautfledermaus ist eine europäische Art, deren Verbreitungsgebiet<br />

vom Ural über den Süden Skandinaviens bis<br />

nach England und Irland reicht. Nur aus dem Süden Spaniens<br />

und Bereichen Mittelitaliens fehlen Nachweise. Um das Zugverhalten<br />

der Rauhautfledermaus studieren zu können,<br />

wurden seit den 1930er-Jahren europaweit über 60’000<br />

Tiere beringt. Von erstaunlichen Flugleistungen zeugt ein<br />

Wiederfund einer im lettischen Pape beringten Rauhautfledermaus<br />

Ende Oktober 2009 im solothurnischen Dorf Selzach.<br />

Nur 28 Tage nach seiner Beringung und einer zurückgelegten<br />

Flugstrecke von 1360 km wurde es hinter einer<br />

abmontierten Sonnenuhr entdeckt (Stiftung Fledermausschutz,<br />

schriftl. Mitteilung). Den absoluten Langstreckenrekord<br />

aller wandernden Fledermausarten hält eine Rauhautfledermaus,<br />

die zwischen Lettland und Kroatien 1’905 km<br />

zurückgelegt hat. Wiederfunde aus dem Südtirol und Nordspanien<br />

belegen, dass auf dem Zug ins Winterquartier auch<br />

die Alpen oder die Pyrenäen überquert werden. In <strong>Liechtenstein</strong><br />

sind bislang vier beringte Rauhautfledermäuse gefunden<br />

worden (Siehe Abb. 94).<br />

Bei einer Fledermauskartierung in den Jahren 1982/83 werden<br />

lediglich drei Nachweise der Rauhautfledermaus für

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