Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)<br />
Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />
Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />
Merkmale<br />
Foto: René Güttinger<br />
Brennholzstapel, in <strong>Liechtenstein</strong> «Scheiterbeigen» genannt,<br />
stellen die typischen Winterquartiere dieser Art dar.<br />
Jedes Jahr wird eine grössere Anzahl Rauhautfledermäuse in<br />
den Pflegestationen abgegeben, die beim Einbringen von<br />
Feuerholz entdeckt worden sind. Die Rauhautfledermaus ist<br />
wie die drei anderen einheimischen Vertreter der Gattung<br />
Pipistrellus eine kleine Art, welche die Zwergfledermaus in<br />
allen Körpermassen nur leicht übertrifft. Von dieser unterscheidet<br />
sie sich auch in der Behaarung der Schwanz -<br />
flughaut, die statt bis auf Höhe der Knie fast bis zu den<br />
Fussgelenken reicht. Dies gibt ihr ein optisch längeres Erscheinungsbild.<br />
Sichere Bestimmungsmerkmale gegenüber<br />
ihren nächsten Verwandten sind einerseits im Gebiss, wo der<br />
zweite Schneidezahn die kleine Spitze des ersten überragt,<br />
und andererseits in bestimmten Flughautfeldern zu finden,<br />
die durch elastische Fasern in der Flughaut gebildet werden.<br />
Hier tragen die beiden relevanten Felder jeweils einen<br />
Zwischensteg (siehe Abb. 93).<br />
Während diese Stege bei der Mückenfledermaus fehlen, ist<br />
bei Zwerg- und Weissrandfledermaus nur der obere vorhan-<br />
Abb. 93 Die Pfeile weisen auf die für die Rauhautfledermaus<br />
typischen Stege in den Flughautfeldern. Bei der<br />
verwandten Mückenfledermaus fehlen beide, bei Zwergund<br />
Weissrandfledermaus nur der untere. (Foto: Silvio Hoch)<br />
den. Der für die Weissrandfledermaus namengebende helle<br />
Rand am hinteren Ende der Flughaut kann auch bei der Rauhautfledermaus<br />
vorhanden sein.<br />
Biologie<br />
Die Rauhautfledermaus ist eine jener fünf einheimischen<br />
Arten, bei denen Fortpflanzungs- und Überwinterungsgebiete<br />
weit voneinander entfernt liegen. Als typische Fortpflanzungsgebiete<br />
gelten die neuen Bundesländer Deutschlands<br />
sowie Polen und das Baltikum. Überwintert wird<br />
hauptsächlich in Mitteleuropa. In den letzten Jahrzehnten<br />
scheinen sich diese bislang klaren Strukturen aber immer<br />
mehr zu verwischen. So konnten inzwischen auch in Mittelund<br />
Süddeutschland und im Jahre 2000 auch im Kanton<br />
Thurgau Wochenstuben mit reproduzierenden Weibchen<br />
entdeckt werden (FMAZ 2001, BURKHARD & BURKHARD 2011).<br />
Auch werden immer häufiger erfolgreiche Überwinterungen<br />
in den nordöstlichen Fortpflanzungsgebieten beobachtet.<br />
Grosse Wochenstubenquartiere können, ähnlich wie bei der<br />
Zwergfledermaus, durchaus 100-200 Weibchen umfassen. In<br />
der Regel werden wie bei allen wandernden Arten Zwillinge<br />
geboren.<br />
Überwintert wird, wie oben erwähnt, vorwiegend in Holzstapeln,<br />
was der Rauhautfledermaus eine gewisse Kälte -<br />
härte bescheinigt. Daneben überwintert sie auch in Baumhöhlen<br />
und Spalten an Gebäuden. Das bisher festgestellte<br />
Höchstalter liegt bei 11 Jahren.<br />
Rauhautfledermäuse jagen Fluginsekten, darunter viele<br />
Zuckmücken entlang von Strukturen wie Waldrändern,<br />
Wegen, Wiesenrändern und Gewässern.<br />
Verbreitung<br />
Die Rauhautfledermaus ist eine europäische Art, deren Verbreitungsgebiet<br />
vom Ural über den Süden Skandinaviens bis<br />
nach England und Irland reicht. Nur aus dem Süden Spaniens<br />
und Bereichen Mittelitaliens fehlen Nachweise. Um das Zugverhalten<br />
der Rauhautfledermaus studieren zu können,<br />
wurden seit den 1930er-Jahren europaweit über 60’000<br />
Tiere beringt. Von erstaunlichen Flugleistungen zeugt ein<br />
Wiederfund einer im lettischen Pape beringten Rauhautfledermaus<br />
Ende Oktober 2009 im solothurnischen Dorf Selzach.<br />
Nur 28 Tage nach seiner Beringung und einer zurückgelegten<br />
Flugstrecke von 1360 km wurde es hinter einer<br />
abmontierten Sonnenuhr entdeckt (Stiftung Fledermausschutz,<br />
schriftl. Mitteilung). Den absoluten Langstreckenrekord<br />
aller wandernden Fledermausarten hält eine Rauhautfledermaus,<br />
die zwischen Lettland und Kroatien 1’905 km<br />
zurückgelegt hat. Wiederfunde aus dem Südtirol und Nordspanien<br />
belegen, dass auf dem Zug ins Winterquartier auch<br />
die Alpen oder die Pyrenäen überquert werden. In <strong>Liechtenstein</strong><br />
sind bislang vier beringte Rauhautfledermäuse gefunden<br />
worden (Siehe Abb. 94).<br />
Bei einer Fledermauskartierung in den Jahren 1982/83 werden<br />
lediglich drei Nachweise der Rauhautfledermaus für