Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein
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Lebensraum<br />
Zur Untersuchung der Lebensraumnutzung durch die Wasserfledermaus<br />
wurden in den Jahren 1996-2001 im Raume<br />
<strong>Liechtenstein</strong>-Werdenberg-Wartau insgesamt 12 Tiere beiderlei<br />
Geschlechts mit kleinen Sendern ausgestattet. Die so<br />
telemetrierten Wasserfledermäuse nutzten in den Galeriewäldern<br />
der Rheinauen und den angrenzenden Hangwäldern<br />
bis auf eine Höhe von 780 m rund 30 verschiedene<br />
Baumhöhlenquartiere. Kopfstarke Wochenstuben in Dachstöcken<br />
von Gebäuden wie beispielsweise in den Kantonen<br />
Schwyz und Thurgau (MICHAEL ERHARDT, WOLF-DIETER BRUKHARD,<br />
schriftl. Mitteilung), oder Männchenkolonien mit bis zu 150<br />
Individuen, wie sie im nördlichen Rheintal in unterirdischen<br />
Kanaldurchleitungen vorkommen, konnten bei diesen Untersuchungen<br />
allerdings keine nachgewiesen werden. Die<br />
von den besenderten Tieren benutzten Baumhöhlen befanden<br />
sich am häufigsten in Birken (Betula pendula), gefolgt<br />
von Felben oder Silberweiden (Salix alba), Buchen (Fagus sylvatica),<br />
sowie je einer Esche (Fraxinus excelsior), Grauerle<br />
(Alnus incana), Eiche (Quercus robur) und Schwarzpappel<br />
(Populus nigra). In sieben Quartieren waren die Wasserfledermäuse<br />
mit Grossen Abendseglern zusammen, einmal<br />
auch mit einer Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii).<br />
Häufige, oft tägliche Quartierwechsel konnten bei den<br />
Männchen beobachtet werden, während die Weibchen wäh-<br />
Abb. 80 Die Verbreitung der Wasserfledermaus konzentriert<br />
sich entlang der Fliessgewässer.<br />
rend der Wochenstubenzeit ihrem Quartier meist treu blieben.<br />
Diese Quartierwechsel erfolgten meist sehr kleinräumig.<br />
Die grösste Distanz von 2 km legte ein Männchen von<br />
der Seveler Rheinau in den Vaduzer Schwefelwald zurück.<br />
Bis zu 10 km Entfernung lagen aber vereinzelt zwischen<br />
Baumquartier und Jagdgebiet. Als Jagdgebiete nutzten die<br />
Tiere Fliess- und Stillgewässer mit ruhiger Wasseroberfläche.<br />
Bei den Quartierwechseln, aber auch beim Aufsuchen der<br />
verschiedenen Jagdgebiete wurde immer wieder einmal die<br />
Rheinseite gewechselt. Dies erfolgte meist im Bereich der<br />
Brücken. Wasserfledermäuse benötigen eine strukturreiche<br />
Landschaft, die ihnen Leitlinien, wie Heckenreihen, Waldränder,<br />
Alleen und Bachläufe bietet. Diesen fliegen sie entlang,<br />
wenn sie die Distanzen zwischen dem Tagesquartier<br />
und den verschiedenen Jagdgebieten überbrücken. Fangergebnisse<br />
an verschiedenen Gewässerabschnitten mit sehr<br />
unterschiedlichem Geschlechteranteil lassen vermuten, dass<br />
in der Wochenstubenzeit die Weibchen die ergiebigeren<br />
Jagdgebiete für sich beanspruchen, während die Männchen<br />
mit den suboptimalen Vorlieb nehmen müssen (HOCH 1999).<br />
Gefährdung und Schutzmassnahmen<br />
Nach Meinung von Experten hat die Wasserfledermaus seit<br />
den 1950er Jahren von der Eutrophierung der Gewässer und<br />
dem damit verbundenen grösseren Nahrungsangebot profitiert<br />
und in ihren Beständen zugenommen. Ob durch die<br />
konsequente Reinigung der Abwässer in den Abwasserreinigungsanlagen<br />
und der dadurch erfolgten Verbesserung der<br />
Wasserqualität in unseren Fliessgewässern die Wasserfledermaus<br />
Bestandeseinbussen erlitten hat, kann aufgrund der<br />
vorliegenden Daten für <strong>Liechtenstein</strong> nicht beantwortet<br />
werden. Wenn die geplante Revitalisierung weiterer Fliessgewässer<br />
vorangetrieben, Leitlinien wie Windschutzstreifen<br />
oder Baum- und Heckenreihen entlang von Fliessgewässern<br />
erhalten bleiben und die Galeriewälder der Rheinauen keine<br />
intensivere Nutzung erfahren, wird die Wasserfledermaus<br />
auch in Zukunft bei uns nicht gefährdet sein.<br />
Silvio Hoch<br />
Abb. 81 Ruhige Abschnitte des Binnenkanals – hier an<br />
der Zollstrasse in Vaduz – sind bevorzugte Jagdlebensräume<br />
der Wasserfledermaus. (Foto: Silvio Hoch)<br />
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