15.08.2013 Aufrufe

Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

Layout 1 - Landesverwaltung Liechtenstein

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

74<br />

Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)<br />

Ordnung: Fledermäuse (Chiroptera)<br />

Familie: Glattnasen (Vespertilionidae)<br />

Merkmale<br />

Foto: René Güttinger<br />

Der Name Zwergfledermaus ist zutreffend, denn bis zur Entdeckung<br />

der Mückenfledermaus war sie mit knapp 20 cm<br />

Flügelspannweite die kleinste einheimische Fledermausart.<br />

Gleichzeitig darf sie als «biologisches Erfolgsmodell» im Alpenvorland<br />

betrachtet werden. Keine andere Fledermausart<br />

ist nur annähernd so häufig und in allen Lebensräumen und<br />

Höhenlagen zu finden wie dieser nur fünf Gramm schwere<br />

Winzling. Sie ist aber von den anderen drei Vertretern der<br />

Gattung Pipistrellus nicht leicht zu unterscheiden, da sich die<br />

Körpermasse mit diesen überschneiden können. Geringe<br />

Grösse, variable Fellfärbung in verschiedenen Brauntönen,<br />

kurze dreieckige Ohrform mit stumpfem, abgerundetem<br />

und nach vorne gerichtetem Ohrdeckel (Tragus) sind allen<br />

Gattungsverwandten gemeinsam. Von allen Pipistrellus-<br />

Arten aber hat die Zwergfledermaus die dunkelste Gesichtsund<br />

Flughautfärbung. Diese ist meist schwarzbraun. Von der<br />

Mücken- und Rauhautfledermaus unterscheidet sie sich<br />

zudem durch die fehlende Behaarung der Schwanzflughaut<br />

und in der Ausgestaltung bestimmter Felder der Armflughaut,<br />

die durch elastische Fasern gebildet werden (siehe<br />

Abb. 91). Zur Unterscheidung von Rauhaut- und Weissrandfledermaus<br />

dienen auch Zahnmerkmale und der meist nur<br />

bei letzterer vorhandene, namengebende helle Rand der<br />

Flughaut.<br />

Biologie<br />

Fortpflanzungsquartiere befinden sich praktisch immer in<br />

Spalträumen von Gebäuden. Diese können bis zu mehrere<br />

hundert Weibchen umfassen. Die Geburt der 1-2 Jungtiere<br />

erfolgt meist in der ersten Junihälfte. Typisch für die Zwergfledermaus<br />

sind häufige Quartierwechsel auch während der<br />

Säugezeit. Flügge werden die Jungtiere mit rund vier Wochen,<br />

wobei sie aber noch zwei weitere Wochen gesäugt<br />

werden.<br />

Zur Jagd fliegt die Zwergfledermaus gleich zu Beginn der<br />

Dämmerung aus, so dass die vielen Meldungen von abends<br />

ums Haus fliegenden Fledermäusen meist dieser Art zuzu-<br />

ordnen sind. Auffallend ist dabei ihr äusserst wendiger Flug,<br />

mit abgewinkelten Flügeln und raschem Flügelschlag. Als<br />

Nahrung dienen der Zwergfledermaus vor allem Zweiflügler,<br />

wie Mücken aller Art oder Fliegen. Aber auch Hautflügler,<br />

kleine Falter oder Käfer, Köcher- und Eintagsfliegen. Sie erscheint<br />

also einerseits als Generalistin, die alles jagt, was die<br />

geeignete Grösse hat, andererseits aber kann sie sich bei<br />

einem hohen Nahrungsangebot auf wenige Beutearten beschränken.<br />

Auch im Winterquartier bevorzugt die Zwergfledermaus<br />

enge Spalten, teils in Höhlen, häufig aber auch in und an<br />

Gebäuden. Typisch für diese Art ist ihr Schwärmverhalten<br />

vor potentiellen Quartieren. Als Invasionen bezeichnet die<br />

Fachwelt die im August und September stattfindenden Einflüge<br />

oft grosser Gruppen von meist Jungtieren durch Kippfenster<br />

oder andere Öffnungen in Gebäude. Das Schwärmen<br />

vor Winterquartieren dient offensichtlich dazu, diese frühzeitig<br />

kennen zu lernen.<br />

Die Zwergfledermaus gilt als sehr ortstreu. In Mitteleuropa<br />

können kaum Ortswechsel über grössere Distanzen beobachtet<br />

werden. Das bislang nachgewiesene Höchstalter beträgt<br />

gut 16 Jahre.<br />

Verbreitung<br />

Die Zwergfledermaus besiedelt ganz Süd- und Mitteleuropa<br />

und erreicht ihre Nordgrenze in Irland, Schottland, Mitteldänemark,<br />

Südschweden und Südfinnland, wobei über<br />

deren genauen Verlauf vor allem in Skandinavien noch<br />

Unklarheit herrscht. Der überwiegende Teil der älteren<br />

Nachweise stammt dort wohl von der neu entdeckten und<br />

im Norden viel häufigeren Mückenfledermaus. Eine eindrückliche<br />

Dominanz als häufigste Art erreicht die Zwergfledermaus<br />

nur im südlichen und westlichen Mitteleuropa.<br />

In der Schweiz fehlt die Zwergfledermaus nur in den Berggebieten<br />

oberhalb 2000 m, im Engadin und in einigen Walliser<br />

Tälern. Auch aus Österreich und speziell Vorarlberg sind<br />

mehrere Wochenstuben bekannt und es liegen Detektornachweise<br />

aus dem ganzen Lande vor.<br />

Abb. 91 Unterscheidungsmerkmale der Gattung Pipi -<br />

strellus anhand der Flughautfelder der Zwergfledermaus:<br />

Roter Pfeil: Dieser Steg fehlt bei der Mückenfledermaus.<br />

Blauer Pfeil: An dieser Stelle hat die Rauhautfledermaus<br />

einen weiteren Steg. (Foto: Silvio Hoch)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!